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Eisexpeditionen Erfahrungen: Reisetagebuch Spitzbergen Gruppenreise mit der WORLD VOYAGER Teil 1

Vom 4. bis zum 15. August 2023 fand unsere Eisexpeditionen.de Gruppenreise “Rund um Spitzbergen” statt. Begleitet von Kristina Hillemann erlebten unsere Gäste an Bord der WORLD VOYAGER von nicko cruises die Faszination und Schönheit des Svalbard Archipels. Dies ist der erste Teil ihres dreiteiligen Logbuchs dieser unvergesslichen Spitzbergen Expeditionskreuzfahrt.

04.08.2023 Charterflug Frankfurt – Longyearbyen und Einschiffung

Spitzbergen Expeditionskreuzfahrt: Heute geht es endlich los! Die Vorfreude auf das große Abenteuer rund um die letzte Haltestelle vor dem Nordpol steigt. Wenn nur nicht die Gepäckbegrenzung wäre und für viele ist diese de größte Hürde, was packe ich ein, was lasse ich bei maximal 20 Kg zu Hause, wie bekomme ich meine Kamera bei 5 KG Handgepäck mit nach Spitzbergen. Großes Zittern vor dem Check-In, schließlich öffnen um ca. 07:20 die Schalter und zu unserer Freude wird das Gepäck des Gewichts nicht wirklich streng gewogen.

Um 11:30 starten wir in Frankfurt. Während des Fluges werden wir mit Getränken und einem Sandwich versorgt. Wir landen gegen 15:30 Uhr in Longyearbyen, dem nördlichsten Flughafen der Welt.

Als wir das Flugzeug verlassen, heißt uns das Arktis klimatisch bereits bekommen. Die Luft ist mit ca. 10° deutlich kühler als in Deutschland aber für Spitzbergen fast schon zu warm. Der ehemalige Militärflughafen ist überschaubar, wir gelangen direkt an das einzige Kofferband und empfangen unsere Koffer. Im Anschluss erreichen wir in nicht mal 10 Minuten unser schwimmendes Zuhause – WORLD VOYAGER.

Angekommen auf der WORLD VOYAGER

Wir werden sehr freundlich begrüßt und erst einmal in die Mainlounge gebeten. Begrüßt werden wir mit einem Gläschen Sekt. Wer mag, erhält eine Suppe als kleine Stärkung, danach geben wir unsere gesundheitlichen Fragebögen ab und beziehen danach unsere Kabinen. Angekommen!

Als nächstes steht die Seenotrettungsübung an, die für alle verpflichtend ist, danach geht es zum Abendessen. Am ersten Tag gibt es ein reichhaltiges Buffet. Im Anschluss erkunden wir auf einer kleinen speziell für unsere Gruppe angebotenen Schiffsführung gemeinsam das Schiff und freuen uns über die kleinen Geheimtipps – besonders über die kleinen Ruheplätze am Heck von Deck 5 und 6.

Als wir gerade entscheiden, auf Deck 7 in die Lounge zu gehen und die ersten Getränke zu bestellen, unterbricht Expeditionsleiter Christian Brüttel, genannt Chris, unseren Plausch mit einer großartigen Information! Blauwale direkt neben dem Schiff! Die nächsten Stunden vergehen wie im Fluge. Wir können uns einfach nicht sattsehen. Fast zwei Stunden schwimmt der Blauwal parallel zum Schiff und die meisten gehen überglücklich mit der ersten spektakulären Tierbeobachtungen ins Bett. Diejenigen, die noch ein wenig länger draußen das Meer beobachten, werden sogar noch mit einer Schule von Weißschnauzendelfinen belohnt.

05.08.2023 Nordwestspitzbergen – Ny-Ålesund und Ny London

Nach der ersten Nacht an Bord geht es auf zur ersten Erkundung und der letzten trockenen Anlandung. Ny-Ålesund! Gemeinsam mit den Expedition Guides starten wir in kleinen Gruppen einen Rundgang durch die Siedlung und erfahren viel über die Entstehungsgeschichte der ehemaligen Mienenstadt und heutigen Forschungssiedlung.

Ny-Ålesund ist die nördlichste Siedlung der Welt und liegt auf 79 Grad am Südufer auf halber Strecke des Kongsfjord und war ursprünglich eine Kohlebergbausiedlung, die 1916 gegründet wurde. Seit Ende der 1960er Jahre wird in Ny-Ålesund hauptsächlich wissenschaftliche Forschung betrieben. Heute ist Ny-Ålesund eine Forschungsstation mit Wissenschaftlern aus über 10 Ländern, in der das ganze Jahr über nur etwa 40 Einwohner leben. In den Sommermonaten kann die Einwohnerzahl jedoch gelegentlich auf etwa 150 Personen ansteigen.

Die Siedlung verfügt über einen eigenen Flughafen, einen Hafen, ein Museum, das nördlichste Postamt der Welt und einen Souvenirladen. Ny-Ålesund ist eine Siedlung mit einer dramatischen Geschichte. In der Zeit von 1917 bis 1962 betrieb die King’s Bay Kull Company in Ny-Ålesund Bergbauaktivitäten. In dieser Zeit kam es zu einer Reihe von Unfällen, bei denen insgesamt 76 Menschen ihr Leben im Zusammenhang mit dem Bergbau verloren. Das große Grubenunglück am 5. November 1962 bedeutete schließlich das Ende der Bergbaugemeinde Ny-Ålesund. Das Unglück forderte insgesamt 21 Menschenleben. 10 Leichen konnten geborgen werden, während die übrigen 11 ihre letzte Ruhestätte in der Mine fanden.

Ny-Ålesund ist auch als Ausgangspunkt für die Expeditionen von Roald Amundsen zum Nordpol bekannt. Man kann immer noch den Verankerungsmast sehen, an dem das Luftschiff „Norge“ angedockt war. Dies war auch der Ausgangspunkt für die dramatische Nordpolexpedition des Italieners Umberto Nobile, dessen Luftschiff bei der Rückkehr vom Pol abstürzte. Die Hälfte der Besatzung kam bei dem Absturz ums Leben, aber Nobile überlebte wie durch ein Wunder den Absturz und wurde später gerettet.

Die Siedlung verfügt über die größte Sammlung automatisch geschützter Kulturdenkmäler in Spitzbergen. Insgesamt 29 Gebäude, die etwa die Hälfte aller Gebäude in der Siedlung ausmachen, sind geschützt. Darüber hinaus sind viele Überreste der Bergbaugeschichte des Ortes sichtbar.

Luftschiffmast, Museum und der berühmte Briefkasten

Während wir am Museum und Souvenirshop vorbeigehen und uns Carina von einzelnen Forschungsstationen erzählt, bekommen wir Besuch von einem Polarfuchs, der neugierig aus seiner Fassade herausläuft und ca. 50 Meter von uns entfernt kurz inne hält – kurzes verlegenes Putzen, kurz die Nase in die Luft gehalten ob in der Nähe evtl. etwas Fressbares sein könnte. Wir wandern über den Rundweg bis zum Anlegemast des Luftschiffes Norge, mit dem Roald Amundsen und Umberto Nobile von hier aus 1926 zum Nordpol starteten.

Die Norge war ein in Italien gebautes Luftschiff, das vom italienischen Luftfahrtingenieur Umberto Nobile entworfen wurde und dessen Bau 1923 begann. Am 12. Mai 1926 unternahm es die erste nachgewiesene Reise zum Nordpol, nämlich einen Überflug. Es war auch das erste Flugzeug, das die Polkappe zwischen Europa und Amerika überflog. Die Expedition war die Idee des Polarforschers und Expeditionsleiters Roald Amundsen, des Konstrukteurs und Piloten des Luftschiffs, Umberto Nobile, und des wohlhabenden amerikanischen Abenteurers und Entdeckers Lincoln Ellsworth, der zusammen mit dem Aero Club of Norway die Reise finanzierte, die als Amundsen-Ellsworth-Transpolarflug 1926 bekannt wurde.

Die drei früheren Behauptungen, den Nordpol erreicht zu haben – Frederick Cook im Jahr 1908, Robert Peary im Jahr 1909 und Richard E. Byrd im Jahr 1926 (nur wenige Tage vor der Norge) – werden allesamt als zweifelhafte Behauptungen oder gar als Betrug angezweifelt. Einige derjenigen, die diese früheren Behauptungen bestreiten, halten daher die Besatzung der Norge für die ersten nachgewiesenen Entdecker, die den Nordpol erreicht haben. Wie mag es wohl gewesen sein, wenn man von hier aus startet ohne zu wissen, ob die Expedition erfolgreich verläuft und vor allem ob man lebend zurückkehrt. Wir sind uns einig, der Mut, den die Entdecker in den heroischen Zeiten hatten, muss unvorstellbar groß gewesen sein.

Nächster Halt das Museum. Ein kleiner Rundgang durch das Museum veranschaulicht uns noch einmal die Geschichte von Ny-Ålesund. Mit einem kleinen Erinnerungsfoto neben den Minenarbeitern verabschieden wir uns vom Museum.

Auf unseren Rückweg zum Schiff kehren wir in den nördlichsten Shop der Welt ein, kaufen ein paar Souvenirs und schreiben Postkarten. Letzter Halt der Briefkasten, in den wir die Karten einwerfen und alles natürlich fotografisch festhalten! Wir kommen beim Schiff an und putzen unsere Stiefel in der Stiefelwaschanlage.

Die Bergbausiedlung Ny London

Am Nachmittag geht es nach Ny London, wo wir zuerst auf die Mansfield Hütte treffen.
Die arktische Bergbausiedlung Ny London liegt im Kongsfjord auf der Südseite der Insel Blomstrandøya, nur 5 km nördlich von Ny-Ålesund, und ist eine verlassene Bergbausiedlung, die 1911 von dem Prospektor Ernest Mansfield im Auftrag der Northern Exploration Company (NEC) gegründet wurde. Mansfield entdeckte 1906 auf der Insel Marmor und beschrieb die Vorkommen als „nicht weniger als eine Insel aus reinem Marmor“.

Um 1912 wurde eine beträchtliche Menge des abgebauten Marmors nach England verschifft, um Investoren zu überzeugen. Der Marmor erwies sich jedoch aufgrund der Frostverwitterung als unbrauchbar und zerfiel, sobald er wärmere Klimazonen erreichte. Der gesamte Bergbau in der Siedlung wurde 1920 eingestellt, nachdem jahrelang wenig bis gar nichts passiert war.

Ernest Richard Mansfield – Schwindler oder Gentleman?

Es gibt viele Geschichten und viele Meinungen über den charismatischen Leiter der Northern Exploration Company Ltd. (NEC), Ernest Richard Mansfield. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde er in Spitzbergen zur Legende. Im Auftrag der NEC annektierte er große Gebiete, insbesondere an der Westküste Spitzbergens.

Nur wenige Menschen, wenn überhaupt, haben in dieser historischen Ära in Spitzbergen so viel Aufmerksamkeit erhalten wie der Gründer von Ny-London. Für die einen war er ein Heiliger, für die anderen ein Schwindler. Bei seinen Arbeitern und den überwinternden Fallenstellern, die die Anlagen im Winter bewachten, war er sehr beliebt. Ihre Geschichten erzählen von seinem Wohlwollen und seiner Großzügigkeit und von seiner Fähigkeit, den Arbeitern und Helfern ein gutes Gefühl zu geben. Der Fallensteller Henry Rudi sagte über Mansfield: „Während der Zeit, die wir mit Mansfield verbrachten, studierten wir ihn gründlich. War er ein Entdecker? War er ein Schwindler? Nein! Wäre er das gewesen, hätten wir es aufgedeckt. Er war ein Gentleman und eine wunderbare Person für arme Trapper“.

In seiner kurzen Karriere in der von ihm gegründeten Gesellschaft besetzte er Gebiete vom Hornsund im Süden bis zum Krossfjord im Norden. Alle Gebiete, in denen kommerziell wertvolle Mineralien gefunden werden konnten, waren von Interesse. Im Norden errichtete er Ny-London in Kongsfjord mit der Absicht, Marmor abzubauen. Entlang der Westküste Spitzbergens befinden sich Hütten in unterschiedlichem Zustand, die von, im Auftrag oder mit finanzieller Unterstützung von Mansfield und dem NEC gebaut wurden.

Die Überreste von Mansfields kühnen Unternehmungen

Mansfield wurde 1862 in London geboren. Schon als junger Mann interessierte er sich für das Schürfen von Mineralien. Während des großen Goldrausches versuchte er sein Glück als Goldgräber sowohl in Klondike als auch in Britisch-Kolumbien, aber auch in Australien und Neuseeland. Um die Jahrhundertwende kehrte er nach England zurück, heiratete und bekam eine Tochter – Zoë. Hier lernte er Frederic Gardner, den örtlichen Pfarrer, kennen, der in Spitzbergen gewesen war und Gold gefunden hatte! Es brauchte nicht viel, um Mansfield zu überreden, sein Glück dort zu versuchen, und 1905 und 1906 reisten die beiden Männer gemeinsam nach Norden, um auf Spitzbergen nach Gold und anderen wertvollen Mineralien zu suchen. In den folgenden Jahren besuchte Mansfield Svalbard viele Male. In den Jahren 1908-1909 überwinterte er und schrieb in dieser Zeit einen Groschenroman mit einer Frau als Hauptfigur: Astria: die Eisjungfrau (1910).

Mansfield war die NEC. Trotzdem wurde er nach dem „Marmor-Fiasko“ auf Blomstrandhalvøya 1913 von der Leitung des Unternehmens abgesetzt. Danach hatte er nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun. Ernest Mansfield hatte einen künstlerischen Verstand und viel Charisma. Er war ein Träumer mit ehrgeizigen Zielen und einem aufrichtigen Wunsch nach der großen Entdeckung. Der Traum zerbrach, der Marmor auf Blomstrandhalvøya zerbröckelte in seinen Händen, aber die Erinnerung an diesen Mann und die Überreste seiner kühnen Unternehmungen leben in Ny-London und anderen Orten auf Spitzbergen weiter.

Nachdem wir die Hütten und Überreste der Maschinen und Bahn erkundet haben, wandern wir weiter zum Wasserfall und erfreuen uns immer wieder über die vielen kleinen arktischen Blumen. Auf dem Rückweg erklimmen wir einen kleinen Hügel und treffen auf Marcel, der Eisbärenwache hält und dessen Schutz offenbar nicht nur wir genießen, sondern auch ein sehr entspanntes Rentier, das sich zu ihm gesellt hat. Wir beobachten das Rentier eine ganze Weile und genießen dabei immer wieder den Blick auf die Bucht und das Schiff, das wir nach so wenigen Tagen schon sehr liebgewonnen haben.

Folgen Sie unserer Reisegruppe um Kristina Hillemann auch in den weiteren Teilen unseres Spitzbergen Logbuchs.

Sie möchten selbst auf Expedition in Spitzbergen gehen? Dann kontaktieren Sie uns! Wir von Eisexpeditionen.de beraten Sie gerne ausführlich zum Thema Spitzbergen Expeditionskreuzfahrten.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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