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Weihnachten in der Arktis – andere Länder, andere Sitten?

Fast überall auf der Welt geht man davon aus, dass der Weihnachtsmann am Nordpol lebt. Dort in der arktischen weißen Winterlandschaft ziehen seine Rentiere den mit Geschenken beladenen Schlitten. Das Weihnachtslied „Rudolph the rednosed reindeer“ ist fast jedem bekannt und bestärkt uns in unserem Glauben. Doch feiert der kleine Grönländer Nanuk ebenfalls Weihnachten?

Weihnachten in Grönland

„Ich liebe Weihnachten! Es ist zwar sehr dunkel bei uns im Winter, aber ich habe mit meiner Schwester Malu schon einen neuen Weihnachtsstern gebastelt. Heute Abend stellen wir ihn endlich ins Fenster und zünden die Kerze darin an! Mama und Papa wollen dann immer, dass wir etwas gemeinsam singen, aber Singen finde ich blöd. Ich tue dann immer nur so, denn Malu singt so laut und schief, dass es eh keiner merkt! Das machen alle bei uns im Dorf und es sieht richtig cool aus wenn alle Sterne leuchten.“

Auch die Grönländer schätzen die besinnliche Weihnachtszeit. Sie feiern diese sehr traditionell und sogar bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar. Sie beginnt mit einem orangefarbenen Weihnachtsstern, meist aus Papier gefaltet. Ab dem 1. Adventssonntag leuchten diese überall in den Fenstern und sorgen für Licht in der dunklen Jahreszeit der Arktis. Ein weiterer Brauch ist es auf den Gräbern ihrer verstorbenen Familienmitglieder eine kleine Höhle im Schnee zu bauen und in dieser ebenfalls eine Kerze anzuzünden. So gedenken sie ihren Vorfahren und erfreuen sich dem einzigartigen Anblick, wenn der ansonsten eher triste Friedhof im Antlitz des Kerzenscheins erstrahlt. Der Winter ist in Grönland die dunkle Jahreszeit, denn wird es im Sommer aufgrund der Mitternachtssonne nicht dunkel, so wird es im Winter nicht hell. Was für uns wie ein wunderschönes Lichtspiel wirkt, ist für die Grönländer fast wie ein Lichtblick in einer dunklen Jahreszeit, die oftmals auch mit Depressionen einhergeht.

Der Stern symbolisiert bei den Christen die Geburt Jesu. Aber wie kam das Christentum nach Grönland?

1733 wurde in Noorliit, einem Teil des heutigen Nuuks, die erste Missionsstation der Herrnhuter Missionare gegründet. Die Herrnhuter Brüdergemeinde, bestand in der Regel, nicht aus ausgebildeten Theologen, sondern aus Handwerkern, die sich allerdings schnell mit der Lebensweise der Inuit vertraut machten und bis zur Übergabe an die Dänische Volkskirche am 26. März 1900 die Inuit missionierten und das Gesundheitswesen aufbauten. Der Missionar Samuel Kleinschmidt war der erste, dem es gelang die grönländische Sprache als eine standardisierte Schrift festzuhalten. Bis 2007 nutzten die Grönländer das ehemalige Missionsgebäude, erbaut 1747, als Universität von Grönland. So lassen sich die christlichen Traditionen auf die Herrnhuter Brüdergemeinschaft zurückführen und sind heute noch tief in vielen Grönländern verankert. Daher wird der traditionelle Weihnachtsstern auch Herrnhuter Stern genannt.

Grönländische Adventsgottesdienste

Wenn Sie bereits auf einer Expeditionskreuzfahrt die kleinen Siedlungen von Grönland bereist haben, dann sind Ihnen sicherlich die kleinen Holzkirchen im Gedächtnis geblieben. In den Sommermonaten besuchen nicht alle Grönländer regelmäßig die Gottesdienste. In der Weihnachtszeit sind die sogenannten Christmetten an den Adventssonntagen jedoch sozusagen heilig und man muss besonders früh kommen, um sich einen Sitzplatz zu ergattern. Es ist auch ein Zeichen der Gemeinschaft und des Zusammenhalts in der dunklen Jahreszeit. So wird allen beim Singen traditioneller Weihnachtslieder ein wenig wärmer ums Herz. Auch in Grönland gibt es die typischen Weihnachtslieder, deren Melodie jeder kennt und die mit grönländischer Sprache versehen wurden. Viele sind jedoch auch in Grönland entsprungen. Charakteristisch für die grönländischen Lieder ist das sehr langsame Tempo. Der wohl bekannteste Weihnachtspsalm ist „Guuterput“ (übersetzt „unser Gott“), den man aufgrund seiner Berühmtheit vorwiegend im Stehen singt.

Weihnachtsgruß nach Grönland

Wussten Sie, dass die älteste Fernsehsendung der Welt „Weihnachtsgruß nach Grönland“ ist? Die Dänen und Grönländer sind als gemeinsames Königreich nicht nur durch den Import und Export stark miteinander verwachsen, sondern unterstützen sich auch in gesellschaftlichen Themen. Dänemark förderte schon immer den Erhalt der Inuit-Traditionen. Die Unterschiede zu den kanadischen Kulturen finden Sie in unserem Blogbeitrag über die Kulturen der Inuit. So leben heute viele Dänen in Grönland und einige Grönländer wanderten nach Dänemark aus. Diese Verbundenheit feiert das staatliche dänische Fernsehen mit der ältesten Fernsehsendung der Welt „Weihnachtsgruß nach Grönland“. Sie begann eigentlich 1932 als Radiosendung und wird seit 1982 jedes Jahr im Fernsehen ausgestrahlt. Eine bekannte Moderatorin ist die grönländische Sängerin Julie Berthelsen. Nach viel Musik und Gesang endet die Sendung immer mit dem klassischen Weihnachtslied Guuterput.

Die Lucia-Prozession zu Ehren der italienischen Heiligen

„Heute muss ich wirklich pünktlich in der Schule sein, denn heute feiern wir alle in der Schule den Lucia-Umzug! Nattoralik hat mir gestern erzählt, dass seine Schwester Aliko dieses Jahr die Lucia- Braut sein darf und den Umzug anführt. Ich finde sie so eingebildet und hätte Atana ja viel besser als Braut gefunden. Unsere Mütter haben gestern den Kerzenkranz für sie angepasst und Mama hat noch einmal die Löcher in meinem weißen Gewand gestopft, weil sie meint ich sehe sonst nicht ordentlich aus. Unser Umzug führt sogar in das Krankenhaus, damit die Patienten, die dieses Jahr nicht daran teilnehmen können, trotzdem mitfeiern können. Das wird ein Spaß!“

Ursprünglich rührt dieser Brauch, der besonders in Skandinavien beliebt ist, aus Italien von der Geschichte der Heiligen Lucia. Sie war eine geweihte frühchristliche Jungfrau und Märtyrin und wird als Heilige und Glaubenserzeugerin verehrt. Ihr Name stammt von dem Lateinischen Wort Lux, übersetzt Licht, und bedeutet so viel wie die Leuchtende. Der 13. Dezember ist im julianischen Kalender der kürzeste Tag im Jahr und ihr zu Ehren ziehen Kinder an diesem Tag in Schulen und Kindergärten in weißen Gewändern mit einer Kerze in der Hand umher. Den Umzug führt die auserkorene „Lucia-Braut“ an. Neben der klassischen Kerze auf der Hand, trägt Sie einen Kranz mit 4 weiteren Kerzen auf dem Haupt.

Der Weihnachtsmann

Kommt der Weihnachtsmann wirklich vom Nordpol? Es gibt die unterschiedlichsten Adressen, an den Kinder Ihre Wunschliste senden dürfen. Die offizielle Adresse am Nordpol liegt jedenfalls in Nuuk der Hauptstadt von Grönland. Für die dänischen Kinder kommt der Weihnachtsmann aus Grönland. Seit vielen Jahren senden sie ihre Weihnachtswünsche an die Adresse am Nordpol/Grönland:

Santa Claus Nordpolen
Julemandens Postkontor
DK-3900 Nuuk

Vor einigen Jahren überlegte man diese jedoch einzustellen, da es nicht den erhofften touristischen Effekt brachte. Mittlerweile gibt es sogar eine Emailadresse, bei der Sie sofort eine personalisierte Antwort bekommen, wenn Sie nicht auf einen Brief warten möchten. Auch in Grönland bringt der Weihnachtsmann die Geschenke, allerdings nicht wie vermutet mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten, sondern auf die grönländische Art mit einem Qamutik – dem Hundeschlitten. Die Rentiere können die Schneemassen einfach nicht bewältigen.

Der Weihnachtsbaum ist ein „must have“

„Papa hat mir und Malu versprochen, dass wir dieses Jahr einen Weihnachtsbaum bekommen, der mit dem Schiff aus Europa kommt. Hier auf Grönland wachsen keine Bäume, das ist manchmal schade, weil ich mich sonst auf einem verstecken könnte, wenn Malu mich wieder nicht in Ruhe lässt. Sie will immer da sein wo ich bin.“

Obwohl in Grönland keine Tannen wachsen, ist der Weihnachtsbaum trotzdem ein beliebtes „must have“. Früher konnte man diese noch nicht importieren und selbst heute sind die importierten Weihnachtsbäume sehr kostspielig und nicht jeder Inuk kann sich diesen Luxus leisten. Daher greift der ein oder andere zur langlebigen Plastikvariante. Doch vor der Möglichkeit des Imports musste man erfinderisch sein. So behalf man sich mit Heidekraut und Holz, baute daraus einen längeren Ast, bohrte Löcher an einigen Stellen, die man dann mit grünen Zweigen stopfte. Der traditionelle grönländische Weihnachtsbaum wird nicht mit Kugeln oder Sternen geschmückt, sondern mit kleinen Stiefeln aus Robbenfell. Fertig ist der arktische Weihnachtsbaum. Die Kerzen am Weihnachtsbaum werden traditionell am 1. Adventssonntag das erste Mal angezündet. Auch in Grönland versammelt sich die Familie am Heilig Abend um den Weihnachtsbaum, singt, tanzt gemeinsam und packt Geschenke aus.

In der Weihnachtsbäckerei

Wer hat die schönsten, meisten und am besten schmeckenden Plätzchen? Auch in Grönland artet das Plätzchenbacken manchmal zum Wetteifer unter Freunden aus. Vanillekipferl, Pfeffernüsse und Honigkuchen werden auch hier mit Liebe gebacken und lassen besonders Kinderherzen höherschlagen. Sehr beliebt sind auch die Krapfen ähnlichen Palaannguit. Die frittierten Bällchen mit Rosinen nennt man auch grönländische „Klejner“.

Rezept:
Vermischen Sie 500g Mehl mit 3 TL Backpulver, 100g Zucker, 250g Rosinen, 3EL Sojamehl und 200ml Wasser. Nachdem Sie den Teig zu kleinen Bällchen geformt haben müssen Sie diese nun goldbraun frittieren.

Die grönländische Weihnachtsgans

Wie überall in Skandinavien üblich serviert man als traditionelles Weihnachtsessen vor allem Fleisch. Wenn vorhanden folgt man der dänischen Tradition und isst Gans oder Ente. Aufgrund der mangelnden Vorkommnisse richtet sich die Hauptspeise jedoch nach den örtlichen Gegebenheiten. Im Süden bevorzugt man Lamm, Hase, Moschusochse oder Schneehuhn. Im Norden ist besonders der Rentierbraten beliebt. Und auch wenn Sie der Gedanke daran stört, ist es in Grönland nun mal noch üblich und gehört zur Kultur, dass der ein oder andere Inuk sogar Wal zu Weihnachten serviert. Als Dessert reicht man das aus Dänemark stammende und gehaltvolle „Ris a la mande“ oder auf Dänisch „Risegrød“, eine nordische Milchreisvariation.

Heilig Abend

„Wenn wir Heilig Abend die Geschenke ausgepackt haben, dürfen wir mit den anderen Kindern noch von Haus zu Haus ziehen. Wir singen dann Weihnachtslieder und bekommen dafür richtig viele Süßigkeiten. Letztes Jahr habe ich mir die bis Ostern aufgespart. Malu hat ihre in zwei Tagen aufgegessen und wollte dann ständig welche von mir haben, aber ich habe meine an einem geheimen Ort versteckt.“

Die Heiligen Drei Könige

In Grönland feiert man Weihnachten bis zum 06. Januar. Der Dreikönigstag gilt als halber Feiertag, da die Geschäfte ab mittags schließen und man den freien Nachmittag nutzen soll, um den Weihnachtsbaum abzuschmücken und sich von Weihnachten zu verabschieden. Es ist die letzte Nacht in dem der Weihnachtsstern im Fenster noch einmal erleuchtet. Somit läutet der Stern die Weihnachtszeit ein und beendet sie auch. Bis zum 06. Januar begrüßt man sich dann mit “Juullimi Pilluarit” (Fröhliche Weihnachten)!

Jedes Jahr wünscht man sich besonders für seine Kinder und Enkel in Deutschland weiße Weihnachten. Im Norden Deutschlands sind die Chancen bekanntlich sehr gering. In Grönland hingegen gibt es immer weiße Weihnachten und oftmals sehen Sie am Himmel sogar die wunderschöne Lichtshow der Aurora Borealis, bekannt als Nordlichter.

Lust auf eine Expeditionsreise nach Grönland? Dann freuen wir uns auf Ihren Anruf und helfen Ihnen gern bei Ihrer Reiseplanung.

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