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Tschukotka und die Tschuktschen-Halbinsel – fernes mythisches Russland

Im äußersten Nordosten von Russland liegt die geheimnisvolle Tschuktschen Halbinsel in der Region Tschukotka. Begeben wir uns gemeinsam auf die Reise durch diese Region in unserem heutigen Blogbeitrag von eisexpeditionen.de.

Grundlegendes

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Lage. Die ostsibirische Tschuktschen-Halbinsel liegt im äußersten Nordosten Russlands und ist Teil des autonomen Gebiets Tschukotka. Die Halbinsel selbst hat eine Fläche von rund 58.000 Quadratkilometer, die Region umfasst rund 737.000 Quadratkilometern. Die Halbinsel liegt von großen Ozeanen bzw. Gewässern umgeben. Im Osten grenzt sie an die Beringstraße, im Süden an das Beringmeer. Im Norden wird die Insel durch die nach der Region benannten Tschuktschensee begrenzt. Im Westen wiederum folgt das Anadyr-Gebirge. Große Teile der Halbinsel liegen nördlich der Baumgrenze und der Polarkreis läuft durch den nördlichen Teil. Übrigens liegt die Insel auch genau auf der internationalen Datumsgrenze – so kann im Westen der Kalender noch einen anderen Tag zeigen als im Osten.

Auf der Halbinsel leben nur rund 9.000 Menschen, in der ganzen Region nur ca. 55.000 Menschen. Eine einzige größere Siedlung, die den Namen Stadt verdient, gibt es auf der Halbinsel – Prowidemija, mit knapp 2.000 Einwohnern.

Das Autonome Gebiet Tschukotka grenzt an die Republik Sacha (Jakutien), das Territorium Kamtschatka und die Region Magadan.

Klima

Das Gebiet hat ein extremes kontinentales Klima im Süden und ein subarktisches und arktisches Klima im Norden. Dieser Norden mit der Halbinsel interessiert uns ganz besonders als Polarfans. Daher überrascht es nicht, dass es hier im Winter sehr kalt wird: Durchschnittlich haben die Bewohner im Januar mit einer Temperatur um -23,7°С zu kämpfen. Nachts kann es dabei noch viel kälter werden. Keine angenehme Zeit für Expeditionsreisen. Im Sommer dagegen sieht es anders aus, die Durchschnittstemperatur liegt im Juli bei ca. +10,6°C.

Aber vor allem ist das Klima durch die beiden großen Ozeane geprägt, die die Halbinsel umgeben. Was das bedeutet? Wind. Kalte Nordwinde, die alles prägen und im Winter in bitterkalte Stürme umschlagen. So gibt es auch gelegentlich Wirbelstürme. Aber keine Sorge, die Reedereien, mit denen wir zusammenarbeiten, achten natürlich auf Ihre Sicherheit, und ihre Schiffe sind auch für stärkere Windlagen bestens geeignet. Auf Grund der polaren Lage und der Ozeane gibt es auch starke Niederschläge, die dem Klima und der Vegetation ihre besondere Eigenart geben. All das ist auch Grundlage eines reichen Lebens.

Vegetation

Bei diesem Klima ist es kein Wunder: Die Landschaft der Region wird von alpiner und arktischer Tundra dominiert. Allerdings gibt es auch kleine Lärchen, es gibt Kiefern, Birken und manchmal auch Weidenbäume – dies allerdings eher im Süden der Region, weniger auf der Halbinsel selbst. Sie ist stark von dem polaren Klima und der daraus folgenden Vegetation geprägt. Aber das hindert die Region nicht daran, ein wahres Naturparadies der eigenen Art zu sein: Denn mehr als 400 Pflanzen wachsen trotzdem in der Region, vor allem viele Moose und Flechten. Sie wiederum bilden auch eine Grundlage für ein reiches Tierleben.

Es gibt in der Region mehrere Naturschutzgebiete zum Schutz der Tiere, der Vegetation und der indigenen Völker. Dazu gehört beispielsweise der „Nature-Ethnic Park“, der sich über 3 Millionen Hektar erstreckt. Er soll vor allem das historische Erbe und die traditionelle Wirtschaft der einheimischen Tschuktschen und Inuit schützen.

Tierwelt

Warum zieht es uns Menschen hierher? Es ist einerseits die raue Schönheit der Küsten, gebirgig, unberührt, auch mit mächtigen Gletschern. Majestätische Anblicke, traumhafte Fotos entstehen auf diese Weise. Aber selbstverständlich finden wir hier auch eine einzigartige Tierwelt.

Da wären zunächst die Vögel: 220 Vogelarten zählen Forscher hier, die von der Vegetation, aber auch vom reichhaltigen Fischangebot leben. Allein in den Bächen der Region gibt es 30 Arten von Süßwasserfischen. Die umgebenden Ozeane sind ebenso fischreich und ziehen zahlreiche Meeressäuger an, darunter auch Walarten. Zu diesen Walarten, die wir hier rund um die Halbinsel antreffen, zählen Narwal, Buckelwal, Finnwal, Grauwal und Blauwal. Es sind oft bedrohte Arten, und stellen Sie sich vor, was für ein Naturschauspiel Sie hier erleben können: Sie stehen an Bord, blicken auf eine unberührte Gletscherlandschaft und das Schiff wird begleitet von einer Gruppe mächtiger Buckelwale. So entstehen unglaubliche Naturaufnahmen.

Auf dem Land sehen wir dann eine einzigartige unberührte Natur und Tierwelt: Der Braunbär zieht hier umher, er jagt Zobel, Luchse, Hermeline und Feldhasen. Und schließlich, als absolute Krönung, zieht auch er hier durch die Region: Der Eisbär, der König der Arktis. Hier auf der Halbinsel findet er ideale Überlebensbedingungen, insbesondere ist der Mensch hier noch nicht sein Konkurrent um Nahrung und Lebensraum. Die Halbinsel ist daher insbesondere für Tierfreunde ein absolutes Erlebnis.

Wrangelinsel

Ein weiteres Highlight in der unmittelbaren Nähe der Insel und als Teil der Region ist auch die Wrangelinsel. Diesem Naturparadies haben wir bereits einen eigenen Blogbeitrag gewidmet. Die Insel liegt ca. 140 Kilometer vor der Nordostküste zwischen dem Ostsibirischen Meer und dem Tschuktschenmeer. Die Fläche der Wrangelinsel beträgt etwa die des Yellowstone Nationalparks – es handelt sich also um eine große Insel, mit einer Länge von ca. 150km und einer Breite von etwa 126km (und damit einer Gesamtfläche von über 7.600 Quadratkilometern). Wie viele arktische Inseln, ist die Wrangelinsel nicht nur flach, im Gegenteil: Der höchste Berg ist der Mt. Sovetskaya mit 1.093 Metern. Die Insel rühmt sich der weltweit größten Population von pazifischen Walrössern und der höchsten Dichte an Eisbärenvorkommen. Expeditionsreisen in die Region Tschukotka werden daher in der Regel sowohl zu dieser unglaublich schönen Wrangelinsel führen und dann weiter zu der Tschuktschen-Halbinsel – das ist Expedition pur für alle Polarfreunde.

Besonders spannend: Der Beringiya-Nationalpark auf der Wrangel-Insel, der einst die Landenge zwischen den beiden Kontinenten bildete. Der Nationalpark bewahrt im Eis konservierte Kadaver von Wollnashörnern, Bisons und Mammuts und wurde geschaffen, um das historische und kulturelle Erbe, die einzigartige Jagdkultur der Inuit und Tschuktschen sowie die biologische Vielfalt zu erhalten. Besonders beliebt bei Touristen sind die alten Inuit-Kulturdenkmäler, die in den örtlichen Dörfern überlebt haben.

Bevölkerung

Die ganze Region (also nicht nur die Halbinsel) Tschukotka ist doppelt so groß wie Deutschland mit seinen über 80 Millionen Einwohner. Und doch leben hier gerade einmal rund 50.000 Menschen. Ca. 35.000 davon sind Russen, etwa 15.000 gehören den indigenen Völkern an. Zu diesen zählen die Tschuktschen, die Inuit und die Nenzen. Es sind die Russen, die hierbei die Verwaltung und die Regierung des autonomen Gebiets dominieren. Ein sehr bekannter Russe aus diesem Gebiet ist übrigens Roman Abramowitsch. Der Eigentümer des Fußballclubs FC Chelsea war von 2000 bis 2008 Gouverneur der Region – und ist dabei auch zu großem Reichtum gekommen. Da er gleichzeitig aus Sicht der Bevölkerung viel für den wirtschaftlichen Aufbau der Region tat, wird er dennoch heute als eine Art „Retter“ angesehen.

Es gibt nur wenige Straßen in der Region. Im Sommer, wenn sich das Eis sich zurückzieht, sind daher in der Regel Schiffe die beste Art und Weise, um diese Region zu entdecken. Genau daher sind Expeditionsseereisen so wunderbar geeignet, um in diese Region mit ihren spannenden Orten zu gelangen.

Warum leben hier in dieser Region überhaupt Menschen? Die indigenen Völker leben bereits seit Jahrtausenden hier. Aber warum zog es Russen hierher? Unabhängig von der polaren Lage ist die Region besonders ressourcenreich. Es gibt hier nachgewiesene Reserven an Gold., Silber, Eisen- und Nichteisenmetallen, aber auch von Kohle, Kupfer und Kalkstein. Vor allem der Bergbau im Hinblick auf die Goldreserven spielt hier eine sehr große Rolle. Goldbergbau ist daher auch die wichtigste Stütze der lokalen Wirtschaft.

Kultur

Die Kultur der Halbinsel ist vor allem durch die Tschuktschen geprägt. Sie sind vor etwa sechstausend Jahren aus dem Süden eingewandert. Wer sich für die Kultur der Einheimischen interessiert, wird weiter in diese in den Ortschaften bei den Anlandungen in der Region vertiefen können. Es gibt Möglichkeiten, vor Ort die traditionelle Lebensweise zu beobachten, insbesondere die Jagd und die Knochenschnitzerei. Allen Besuchern muss dabei klar sein, dass auch die Waljagd hier eine besondere Rolle spielt. Sie wird auf traditionelle Weise praktiziert, nicht kommerziell. Sie dient dem Erhalt der Lebensweise der Menschen, die „alles vom Wal“ verwenden. Wir mögen das als Walfreunde ablehnen, aber hier ist es Teil des Lebens der Menschen und ihrer traditionellen Kultur, die sich die indigenen Völker bewahrt haben.

Viele der Tschuktschen sind Rentierzüchter. Sie richten ihr Leben nach den Tieren aus und tragen Kleidung aus ihrem Fell. Auch die großen Zelte, in denen sie leben, die sog. Yarangas, sind aus Rentierleder genäht. Eine einzigartige Kultur.

Aber auch sonst sind Tiere essenziell für das Überleben der Menschen. Der Sibirische Husky wurde von den Tschuktschen schon vor rund 4.000 Jahren gezüchtet. Hund und Menschen verbindet hier eine ganz besondere Beziehung. Jeder Hund gilt als wichtiges, zu ehrendes Familienmitglied. Das geht sogar so weit, dass die Tschuktschen ihre Hundeschlitten selbst ziehen, damit kranke Tiere auf ihnen Platz finden. Dafür bekommen sie die komplette Loyalität der schönen Tiere.

Nicht nur die Verbindung zur Natur, sondern auch ihr Gemeinschaftssinn können für uns Vorbild sein. Die Gemeinschaft kümmert sich um die Kranken, um die Witwen und Waisen in besonders enger Weise. Jedem wird Unterkunft und Essen gewährt – auch Fremden. Die Menschen sind trotz der Kargheit der Natur hier besonders gastfreundlich und großzügig.

Noch heute pflegen die Menschen hier eine einzigartige Religion. Sie glauben an unsichtbare Geister, die unser Universum bevölkern und unser Leben prägen. Schamanen führen Zeremonien durch und geben diesen Geistern Opfergaben, um Kranke zu heilen oder in die Zukunft sehen zu können. Auch in der Zeit der Sowjetunion haben die Tschuktschen diese Religion bewahrt und es ist ein einzigartiges Erlebnis, eine solche Zeremonie beobachten zu dürfen.

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