Eigentlich sind „Eisbären“ gar keine Eisbären. Warum nicht? Der lateinische Name der Eisbären lautet Ursus maritimus, also wörtlich übersetzt „Seebär“, was zum Ausdruck bringt, dass der Eisbär auf küstennahen Packeisschichten des Nordpolarmeeres lebt. Spitzbergen hat davon nicht nur viel zu bieten (zu den besten Orten gleich), vor allem aber ist das Land insbesondere in der Paarungszeit ein beliebtes Eisbärenziel.
Zunächst einmal ist Spitzbergen einsame „Spitze“ für den Eisbären, weil er viel Nahrung findet. An der Packeisgrenze kann er Robben jagen. Robben sind mit ihrem hohen Fettanteil genau die Art von Nahrung, die Eisbären zum Überleben in der Polarregion benötigen. Wie läuft eine solche Jagd ab? Im Grunde jagt der Eisbär wie eine sehr clevere und tödliche Katze. Langsam kriecht er auf dem Bauch vor zu einem Eisloch, ohne einen Mucks zu machen, und wartet, auch stundenlang, geduldig auf seine Chance. Erscheint die Robbe zum Luftholen, schnappt der Eisbär zu und zieht sie aus dem Wasser. Natürlich ist das auf dem festen Land nicht möglich, aber das nahe Packeis ist eine perfekte Jagdregion für die Eisbären von Spitzbergen.
Spitzbergen ist für den Eisbären auch deswegen eine perfekte Region, weil er hier noch andere Tiere jagen kann. Er steht an der Spitze der Nahrungskette und muss daher nichts fürchten. Genau deswegen ist Spitzbergen für ihn ein so schöner Ort: Er kann nach Seevögeln und deren Nestern jagen, die es hier zu Tausenden gibt. Oder er labt sich genüsslich an einem Walkadaver an der Küste, die auch auf Spitzbergen vorkommen. Solche Kadaver sind ein wahres Festmahl für die Eisbären, die sie genüsslich und in Seelenruhe verspeisen. Es ist großartig, wenn Sie das Glück auf einer Spitzbergen-Tour haben, vom Schiff aus dieses Schauspiel zu beobachten.
Und übrigens: Wenn Sie einen Eisbären sehen, kann es sein, dass Sie in einiger Entfernung auch einen Polarfuchs erblicken. Die kleinen, bestens an die Natur angepassten Jäger sind so etwas wie die heimlichen Verfolger der Eisbären. Denn der König der Arktis verspeist in der Regel nicht alles von seiner Leibspeise. Der Polarfuchs, ein Aasfresser, erledigt dann den Rest. Natürlich in gebührendem Abstand.
Fassen wir also zusammen, warum Spitzbergen bisher für den Eisbären ein so großartiges Gebiet ist: Unberührte Natur mit Wildparks, in denen der Eisbär geschützt wird. Perfekte Lebensbedingungen mit einem reichhaltigen Nahrungsangebot, das die Eisbären anzieht. Aber widmen wir uns nun noch einem dritten, wunderschönen Grund: Eine perfekte Region zur Aufzucht des Nachwuchses.