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Ausgeschlafene Vögel - Das ungewöhnliche Schlafverhalten der Zügelpinguine

Schlafforschung gibt es nicht nur beim Menschen. Nein, auch der Schlaf von Tieren wird wissenschaftlich erforscht und diese Forschung fördert zum Teil Erstaunliches zutage. Unser aktueller Blogbeitrag widmet sich daher spannenden aktuellen Erkenntnissen zum faszinierenden Schlafverhalten der Zügelpinguine.

Entspannt schläft nur die Spitze der Nahrungskette

Schlaf ist für das Überleben aller Lebewesen auf unserem Planeten von entscheidender Bedeutung. Es ist die Zeit, in der sich der Körper von den Strapazen des Tages erholt, und das Gehirn nutzt diese Gelegenheit, um Informationen zu verarbeiten. Für Tiere an der Spitze der Nahrungskette, wie Eisbären, Orcas oder Seeleoparden, dient Schlaf als eine Form der Entspannung. Viele ihrer Beutetiere können sich jedoch eigentlich keinen Schlaf leisten, und das gilt insbesondere dann, wenn sie frischgebackene Eltern sind.

Nicht gerade schlaffördernd - Die Lebenswelt der Zügelpinguine

So ist es auch für Zügelpinguine, die wegen des für ihr Aussehen kennzeichnenden schmalen schwarzen Streifens, der sich vom Hinterkopf über die Kehle zieht, auch Kehlstreifpinguin genannt werden. Der Zügelpinguin ist in der Antarktis zirkumpolar vertreten, bevorzugt jedoch vor allem den Westen und Norden der antarktischen Halbinsel sowie einzelne Inseln im Südatlantik und den subantarktischen Inseln. Zügelpinguine nisten häufig zusammen mit dem Eselspinguin und dem Adeliepinguin und präferieren dabei etwas steilere und felsige Küstenabschnitte. Die Brutzeit beginnt im November, wobei große Kolonien und, um beim Thema zu bleiben, nicht gerade schlaffördernde Kolonien von mehreren Tausend Individuen entstehen können. Gefahr für Jungvögel und Eier geht vor allem von zwei Prädatoren aus: Skuas (Raubmöwen) sowie der Weißgesicht-Scheidenschnabel, ein Allesfresser und ausgeprägter Kleptoparasit. Zügelpinguin-Eltern müssen also eigentlich ständig auf der Hut sein, um ihren Nachwuchs vor Bedrohungen zu schützen. An intensiven Schlaf ist also nicht zu denken, oder?

10.000 Nickerchen pro Tag

Die Natur hat für brutpflegende Zügelpinguine eine besonders kreative Lösung zur Erholung eingerichtet, die sich für uns Menschen irgendwie unglaublich anstrengend anhört, die sich aber offensichtlich bewährt hat. Anstatt wie andere Tiere und auch wir Menschen stundenlang in einen Wechsel aus REM- und Tiefschlafphasen zu fallen, machen sie bis zu 10.000 Nickerchen pro Tag – mehr als jede andere Tierart. Aber wie erholsam ist diese Schlafgewohnheit?

Der fragmentierteste Schlaf der Tierwelt

Zügelpinguine haben somit den fragmentiertesten Schlaf, den Forscher bisher in der Tierwelt nachweisen konnten. Sie scheinen aber sehr gut damit zurechtzukommen. Eine internationale Studie hat dies jüngst bestätigt. Wissenschaftler aus Lyon, Korea und dem deutschen Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz stellten das besondere Schlafverhalten der Zügelpinguine fest, indem sie speziell entwickelte Datenlogger verwendeten, um das Verhalten und die Gehirnaktivität der wilden Zügelpinguine auf King George Island, der größten Insel der Südlichen Shetlandinseln in der Antarktis, über einen Zeitraum von elf Tagen zu studieren.

Das äußerlich sichtbare Schlafmuster der Zügelpinguine

Die Auswertung der Daten zeigte den Forschenden, dass der bei Vögeln vorherrschende "Slow Wave Sleep" entweder in beiden Gehirnhälften oder jeweils nur in einer Hemisphäre auftrat. Dieses schnelle Schlafmuster ist bei den beobachteten Zügelpinguinen auch äußerlich sichtbar, man kann sehen wie die Zügelpinguine beide oder jeweils ein Auge häufig schließen und öffnen.

Ausreichend kurzer Schlaf für die Aufzucht der Zügelpinguin Küken

Während der Brutzeit in der gefährlichen arktischen Umgebung fallen die Tiere bis zu 600 Mal pro Stunde in Schlafphasen, die nur wenige Millisekunden bis maximal vier Sekunden dauern. Insgesamt summieren sich diese 10.000 kurzen Schlafphasen jedoch zu einer täglichen Gesamtschlafzeit von durchschnittlich elf bis zwölf Stunden. Trotz der ständigen Gefahr vor Eierdieben und Fressfeinden wie Skuas und Scheidenschnäbeln bewältigen die Zügelpinguine dank ausreichend Schlaf die Brut und Aufzucht ihrer Jungen also mit Bravour.

Trotzdem - Auch Zügelpinguine mögen Ruhe

Die Studie förderte auch eine weitere überraschende Erkenntnis zu Tage. Basierend auf Studien zum Schlafverhalten von Enten, gingen die Forschenden davon aus, dass Zügelpinguine am Rande der Kolonie wachsamer sind und dementsprechend generell weniger schlafen. Es war jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Die Tiere, die am Rande der Kolonie einer deutlich höheren Gefahr durch Skuas und andere Feinde ausgesetzt waren, schliefen zehn Prozent mehr und 40 Prozent länger. Eine Vermutung ist, dass dies wahrscheinlich an der Lautstärke im Inneren der Kolonie liegt, wo das aggressive Verhalten und laute Schnattern der direkten Nachbarn die Schlafqualität der Zügelpinguine deutlich mehr stört als die lauernden Skuas und Scheidenschnäbel.

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