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Reisetagebuch: Pazifischer Feuerring - Japan Aleuten und Alaska mit Hapag-Lloyd Cruises - Teil 3

Der dritte und finale Teil unseres Reiseberichts über unsere Expeditionskreuzfahrt von Japan nach Alaska mit Hapag-Lloyd Cruises führt uns in die unberührte Wildnis der Kenai-Halbinsel. Zwischen nebelverhangenen Fjorden, gewaltigen Gletschern und ursprünglichen Küstenlandschaften erwarten uns intensive Begegnungen mit Braunbären, Seeottern und der reichen Vogelwelt Alaskas. Von der Amalik Bay über Kodiak Island bis zu den majestätischen Kenai Fjords – dieser letzte Reiseabschnitt vereint die dramatischsten Naturschauspiele des hohen Nordens.

Tag 18 – Donnerstag, 10. Juli 2025 - Katmai-Nationalpark – Im Reich der Bären!

Amalik Bay – Zeitlose Stille in der Küstenwildnis Alaskas

Heute Morgen gegen 08:00 Uhr erreicht die HANSEATIC inspiration die abgelegene Amalik Bay, eine tief eingeschnittene, fast kreisrunde Meeresbucht an der zerklüfteten Südküste des Katmai-Nationalparks. Nebel hängt schwer über dem Wasser, das sich dunkel und glatt wie gespannter Stoff in die Felsen schmiegt. Über uns kreisen Seevögel, auf dem Wasser treiben Seelöwen und Seeotter – als wären wir Zuschauer in einem uralten Naturtheater, dessen Szenen sich außerhalb unserer Zeitrechnung entfalten.

Die Amalik Bay ist nicht nur landschaftlich von stiller Erhabenheit. Archäologisch gilt sie als eine der bedeutendsten Stätten des gesamten Parks. Funde belegen, dass Menschen diesen Ort schon vor über 7.000 Jahren nutzten – vermutlich als saisonalen Lagerplatz von Küstenjägern und Sammlern, die sich von Fisch, Muscheln und Meeresvögeln ernährten. Besonders auf Mink Island, einer kleinen Insel in der Bucht, wurden Überreste von Behausungen, Steinwerkzeugen und Fischereigeräten entdeckt. Solche Fundstücke bezeugen nicht nur das Überleben, sondern auch die kulturelle Entwicklung früherer indigener Gemeinschaften in dieser abgeschiedenen Welt aus Wind, Wasser und Stein.

Heute begegnet uns Amalik Bay als ein Ort der Ursprünglichkeit, der uns das Gefühl vermittelt, in eine Welt zurückzukehren, die vom modernen Leben unberührt geblieben ist. Kein Weg, kein Lärm, kein Mobilfunksignal – nur Wind, Wellen und Wildnis. Ein Ort, an dem die Gegenwart in den Hintergrund tritt und die Wahrnehmung sich weitet.

Katmai – Vulkanisches Erbe und lebendige Wildnis

Der Katmai-Nationalpark, in dem die Amalik Bay liegt, ist ein Gebiet von gewaltiger Ausdehnung und ebenso gewaltiger Geschichte. Mit über 16.500 Quadratkilometern ist er einer der größten Nationalparks der Vereinigten Staaten – größer als Nordirland oder die Hälfte der Schweiz. Gegründet wurde er im Jahr 1918, ursprünglich nicht wegen seiner Tierwelt, sondern aufgrund eines der massivsten Vulkanausbrüche der jüngeren Erdgeschichte: der Eruption des Novarupta-Vulkans im Jahr 1912. Dieser Ausbruch setzte rund dreißigmal mehr Material frei als der Vesuvausbruch von Pompeji. Die Folge war eine apokalyptische Landschaft aus Aschefeldern und dampfenden Spalten, die als „Valley of Ten Thousand Smokes“ weltberühmt wurde und bis heute besichtigt werden kann.

Doch Katmai ist weit mehr als ein Vulkanmuseum. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erkannte man die Bedeutung des Gebiets als Zufluchtsort für Wildtiere – allen voran die ikonischen Braunbären. Durch seine isolierte Lage, die Abwesenheit größerer menschlicher Siedlungen und das reiche Nahrungsangebot bietet der Park ideale Bedingungen für große Raubtiere, aber auch für Lachs, Seeotter, Seelöwen, Wale, Greifvögel und unzählige Wasservogelarten. Die Küstenlinien, Buchten, Wälder und Tundren Katmais sind ein lebendiges Ökosystem, das seit Jahrtausenden in zyklischer Abhängigkeit funktioniert – von den Gezeiten ebenso wie von der Lachswanderung oder den Jahreszeiten.

Besonders bemerkenswert ist auch das Miteinander von Naturschutz und kulturellem Erbe. Katmai wurde über Jahrtausende von indigenen Völkern wie den Alutiiq (Sugpiaq) bewohnt, deren Lebensweise tief mit dem Rhythmus der Natur verwoben war – und vielerorts noch immer ist. Viele dieser Gemeinden existieren heute in kleinen Küstenorten außerhalb der Parkgrenzen weiter. Die Zusammenarbeit zwischen Nationalparkverwaltung und indigenen Gruppen sorgt dafür, dass traditionelle Praktiken wie Fischfang, Beeren- und Wurzelsammeln oder der Bau von Baidarkas nicht nur erhalten bleiben, sondern auch in die heutige Parkidentität einfließen.

Katmai ist somit kein „reiner“ Naturraum, sondern ein Landschaftsmosaik aus Vulkanismus, Biodiversität und Menschheitsgeschichte. Wer sich auf ihn einlässt, betritt einen Ort, an dem die Kräfte der Erde, die Geschichte der Menschen und das stille Leben der Tiere in einer Gleichzeitigkeit existieren, die heute selten geworden ist.

Braunbären in Amalik Bay – Zwischen Spieltrieb und Überleben

Wenige Minuten nach unserer Ankunft, um etwa 08:30 Uhr, erfüllt sich die stille Hoffnung vieler an Bord: Die ersten Braunbären tauchen am Ufer auf. Zunächst zwei Einzeltiere, dann – fast wie inszeniert – eine Bärin mit zwei Jungen. Die Szene ist von solcher Natürlichkeit, dass man fast vergisst, wie selten und besonders dieser Moment eigentlich ist.

Die Mutter wirkt wachsam, aber ruhig. Ihre beiden Jungen – vielleicht ein Jahr alt – tollen am Strand, heben Steine an, suchen nach Muscheln, rangeln, rutschen, probieren sich aus. All das geschieht im Schutz der Mutter, die mit kurzen Bewegungen Präsenz zeigt, ohne einzugreifen. In dieser Abgeschiedenheit, fern jeder Bedrohung, vollzieht sich die erste Lebensschule junger Bären – ein leises, unspektakuläres, und doch zutiefst beeindruckendes Naturschauspiel.

Der Katmai-Nationalpark zählt zu den weltweit bedeutendsten Rückzugsgebieten für Braunbären. Mehr als 2.000 Tiere leben hier – eine der höchsten Populationsdichten weltweit. Die Bären folgen dabei einem uralten Rhythmus, der vom jahreszeitlichen Nahrungsangebot geprägt ist. Im Frühling suchen sie Küstenvegetation und Kleintiere, im Sommer steigen sie in die Buchten und Flüsse hinab, um sich mit Lachsreserven für den Winter einzudecken. In der Phase der sogenannten Hyperphagie – der unstillbaren Fressperiode vor dem Winterschlaf – nehmen sie täglich bis zu 20 Stunden Nahrung auf.

Besonders faszinierend ist das Verhalten der Mütter. Eine Bärin bringt meist zwischen Januar und Februar in der geschützten Höhle ein bis drei Jungtiere zur Welt. Diese wiegen bei der Geburt kaum mehr als ein halbes Kilogramm. Im Frühjahr verlässt sie mit ihnen erstmals das Versteck. Was folgt, sind bis zu drei Jahre der intensiven Fürsorge: Nahrungssuche, Reviervermeidung, Sozialverhalten – all das wird durch Vorbild, Wiederholung und Schutz eingeübt. Die heute beobachtete Bärin zeigt all das mit bewundernswerter Ruhe und Selbstverständlichkeit.

Amalik Bay und die Essenz Alaskas

Zwischen Bär und Brandung – Die heilende Kraft der Wildnis

Die Amalik Bay, wie auch die benachbarten Buchten Kukak Bay und Hallo Bay, stehen exemplarisch für die Essenz Alaskas: rau, eindrucksvoll, ungezähmt. Doch sie bieten nicht nur Lebensraum für Tiere – sie berühren auch den Menschen auf tiefer Ebene. Wer sich auf diese Welt aus Wind, Fels, Regen und Stille einlässt, spürt, wie sich der innere Takt verlangsamt. Fernab von Netzabdeckung, Terminen und digitalen Reizen erleben wir uns selbst wieder als Teil eines größeren Zusammenhangs.

Studien belegen, was viele intuitiv erfahren: Der Aufenthalt in wilder, unberührter Natur senkt das Stressniveau, fördert emotionale Ausgeglichenheit, steigert die Achtsamkeit und wirkt heilend auf Körper und Geist. Der Blick auf das Meer, das leise Geräusch des Windes, das Auftauchen eines Wildtieres – all das aktiviert Bereiche unseres Gehirns, die in der digitalen Welt oft brachliegen. Die Begegnung mit einem Braunbären – so kraftvoll, so still – hinterlässt etwas. Vielleicht Ehrfurcht, vielleicht Dankbarkeit, vielleicht auch einfach Stille.

Ein Vormittag, der bleibt

Der heutige Vormittag in der Amalik Bay war kein lautes Abenteuer, kein Sensationsmoment. Er war ein leiser, vielschichtiger Einblick in eine Welt, die jenseits menschlicher Ordnung existiert – und doch zutiefst mit uns verbunden ist. Die Geschichte der frühen Jäger, das ruhige Spiel der Bärenkinder, die schroffe Schönheit der Felsküste – all das fügte sich heute zu einem Bild, das bleibt. Nicht nur als Erinnerung, sondern als Erfahrung, die den Blick auf die Welt ein wenig verändert.

Entspannung mit Blick auf das Unglaubliche

Am Nachmittag bleibt Zeit für Rückzug – und Reflexion. Einige Gäste ziehen sich in die Lounge zurück, lassen den Blick schweifen. Andere sortieren Fotos oder tauschen sich über ihre Sichtungen aus. Die Stimmung ist erfüllt von dem, was man kaum planen kann: Demut vor der Natur, Begeisterung, Glück.

Wir sind uns alle einig: Auch ohne Landgang war dieser Tag einer der eindrucksvollsten der bisherigen Reise. Der Katmai-Nationalpark hat sich gezeigt – wild, majestätisch, unberührt.

Tag 19 – Freitag, 11. Juli 2025

Neuanfang auf Kodiak Island – nach einem Tag im Regen

Der gestrige Tag fiel im wahrsten Sinne des Wortes komplett ins Wasser. Wind, Regen und tiefhängende Wolken machten jede geplante Aktivität zunichte – und doch war es eine willkommene Gelegenheit, an Bord zur Ruhe zu kommen. Heute aber empfängt uns Kodiak Island mit einer neuen Energie. Bereits am Vorabend war unser Schiff vor der Insel vor Anker gegangen. Am Morgen ist die See ruhig, und der Himmel beginnt, sich allmählich zu lichten. Um 10:30 Uhr brechen wir auf – zum Walbeobachtungsausflug, der sich als überraschend vielfältig erweist, wenn auch ohne Wale.

Was zunächst nach einer ruhigen Tour aussieht, entpuppt sich als kleines Tierparadies. Eine Gruppe Seeotter, eng aneinandergeschmiegt, treibt schlafend auf der Wasseroberfläche – ein „Floß“ aus Ottern, wie man es selten zu Gesicht bekommt. Auf den Felsen und in der Luft sind zahlreiche Seevögel zu beobachten, darunter Gelbschopflunde mit ihren leuchtenden Kopffedern und Austernfischer, deren scharfe Rufe über das Wasser hallen. Besonders eindrucksvoll ist die Nähe zu einer Gruppe Seelöwen, die sich in einer kleinen Bucht auf den Felsen räkelt. Ihr tiefes, kehliges Brüllen ist ebenso eindrucksvoll wie ihre schiere Körpermasse. Dass sich heute keine Wale zeigen, stört niemanden – denn viele von uns hatten bereits an anderen Tagen spektakuläre Begegnungen mit Buckelwalen.

 Spaziergang mit Tiefgang – Kultur und Natur im Zentrum Kodiaks

Zurück an Land erkunden wir Kodiak auf eigene Faust – ein ruhiger, überschaubarer Ort mit einem eigenen Rhythmus. Unser erster Weg führt uns ins Alutiiq Museum, das sich mit großer Sorgfalt der Geschichte und Gegenwart der indigenen Bevölkerung widmet. Die Alutiiq, die diese Inselgruppe seit über 7.000 Jahren bewohnen, lebten als Jäger, Fischer und Sammler – ihre Kultur war geprägt von tiefer Naturverbundenheit, geistiger Symbolik und handwerklicher Präzision. Im Museum begegnen wir geschnitzten Masken, zeremoniellen Kleidern, alten Werkzeugen und Gravuren – jedes Stück erzählt eine Geschichte, und zusammen ergibt sich ein vielschichtiges Bild einer maritimen Hochkultur, die bis heute lebendig ist.

Nur wenige Schritte entfernt befindet sich das Visitor Center des Kodiak National Wildlife Refuge, das anschaulich über die Geografie, Tierwelt und Schutzmaßnahmen der Region informiert. Dioramen, interaktive Karten und Tierpräparate geben einen lebendigen Eindruck vom ökologischen Reichtum der Insel. Besonders eindrucksvoll ist ein großes Modell der Insel mit Reliefdarstellung – hier wird sichtbar, wie zerklüftet, wild und abwechslungsreich Kodiak in seiner Gesamtheit ist. Der Rückweg zum Schiff führt uns vorbei an bunten Fischerbooten, wettergegerbten Häusern und einem Ort, der stolz ist auf seine Naturverbundenheit – und das zu Recht.

Kodiak Island – eine Insel der Superlative

Kodiak Island ist die zweitgrößte Insel der Vereinigten Staaten – größer als Korsika, größer als Zypern. Sie erstreckt sich über mehr als 9.000 Quadratkilometer und ist geprägt von dramatischer Topografie: schroffe Berge, tiefe Buchten, uralte Wälder und weite Tundralandschaften prägen das Bild. Das Klima ist maritim, feucht und wechselhaft – ideal für die dichte Vegetation, aber auch fordernd für alle, die hier leben.

Mehr als zwei Drittel der Insel sind Teil des Kodiak National Wildlife Refuge, eines der artenreichsten Naturschutzgebiete Alaskas. Hier leben Weißkopfseeadler, Seeotter, Flussotter, Füchse, unzählige Seevögel – und vor allem: Kodiakbären. Diese endemische Unterart des Braunbären ist eine der größten weltweit. Männliche Tiere können mehr als 600 Kilogramm wiegen, und sind Einzelgänger mit festen Revieren. Der Reichtum an Lachsflüssen, Beerensträuchern und Muschelbänken bietet ihnen eine außergewöhnliche Lebensgrundlage. Dass sie trotz ihrer Größe kaum zu sehen sind, liegt an ihrem instinktiven Bedürfnis, menschlichen Kontakt zu meiden – eine stille Koexistenz, die für Kodiak typisch ist.

Eine bewegte Geschichte zwischen Russland und Alaska

Doch Kodiak ist nicht nur Naturidylle – es ist auch ein Ort mit Geschichte. Die Ureinwohner, die Alutiiq, bewohnen die Region seit Jahrtausenden. Ihre Kultur wurde mit Ankunft russischer Pelzhändler im späten 18. Jahrhundert stark verändert. 1784 wurde auf Kodiak die erste permanente russische Siedlung in Alaska gegründet. Rasch wurde die Insel zum Verwaltungszentrum Russisch-Amerikas. Noch heute erinnern orthodoxe Kirchen, russische Familiennamen und erhaltene Blockhäuser an diese Phase. Erst 1867, mit dem Verkauf Alaskas an die USA, ging Kodiak in amerikanisches Territorium über. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Fischerei und Naturbeobachtung.

Heute ist Kodiak mit knapp 6.000 Einwohnern das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Inselgruppe. Die Hafenanlagen, das moderne Flugfeld und mehrere Bildungseinrichtungen machen deutlich: Hier lebt man nicht in der Vergangenheit – aber mit einem tiefen Bewusstsein für Geschichte und Natur.

Fazit: Ein Tag, der vieles zusammenbringt

Unser Tag auf Kodiak Island war reich an Eindrücken, obwohl er leise begann – und obwohl er ganz ohne Wale auskam. Seeotter, Seelöwen, Vogelbegegnungen, indigene Kultur und das tiefe Erleben von Landschaft und Geschichte machten diesen Tag zu einem Mosaik aus Naturbeobachtung, Bildung und Entschleunigung.

Kodiak ist keine Insel der großen Gesten – aber eine der nachhaltigen Wirkung. Sie flüstert, statt zu schreien. Und genau das macht sie so besonders.

Am Morgen erreichen wir Kodiak, die zweitgrößte Insel der USA – nur Hawaii ist größer. Die gleichnamige Stadt ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region und war einst die Hauptstadt von Russisch-Amerika, bevor Alaska 1867 an die USA verkauft wurde.

Der Hafen ist ruhig, der Himmel wolkenverhangen, die Luft frisch. Ein Tag zum Durchatmen – und zum Eintauchen in die Geschichte und Natur einer Insel, die auf leisen Sohlen begeistert.

Tag 20 – Samstag, 12. Juli 2025

Homer – Bären, Gletscher, Kajaks: Alaska pur

Mit dem ersten Licht des Tages erreichen wir um 06:00 Uhr Homer, eine der südlichsten Städte Alaskas, gelegen am Nordufer der weiten, eindrucksvollen Kachemak Bay. Die Kulisse ist atemberaubend: hohe Berge mit Gletscherzungen, dunkle Wälder, das weite Kachemak Bay – und mittendrin ein charismatischer Ort mit Künstlerflair und Expeditionscharakter. Homer ist Ausgangspunkt für einige der spektakulärsten Naturerlebnisse der Reise – und bleibt dafür gleich zwei volle Tage unser Zuhause.

Die Bucht ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch sprachlich ein Spiegel der indigenen Geschichte der Region. Ihr Name stammt aus dem Alutiiq, der Sprache des Sugpiaq-Volkes, das diese Region seit Jahrtausenden bewohnt. Das Wort „Kachemak“ setzt sich aus mehreren Alutiiq-Wortstämmen zusammen: „ka“ bedeutet Wasser, „chek“ steht für Klippe, und „mak“ ist ein intensivierender Zusatz, der „hoch“ oder „groß“ ausdrückt. Zusammengenommen beschreibt der Name also eine geographische Besonderheit der Region – steile, hohe Klippen direkt über dem Meer –, was sich sinngemäß mit „hohe Klippe über dem Wasser“ oder „klippenreiches Wasser“ übersetzen lässt.

Als wir an der Pier festmachen, empfängt uns eine Szenerie, die beinahe vertraut wirkt: Möwen kreischen lautstark, überziehen die Geländer, Dächer und Laternen – und rufen Erinnerungen an den Hamburger Hafen wach. Auf dem langgezogenen Homer Spit, der schmalen Landzunge, die kilometerweit in die Bucht hinausreicht, herrscht reges Treiben. Boote liegen vertäut, Fischer bringen frische Ware an Land, Souvenirläden und Cafés öffnen langsam ihre Fensterläden.

Homer selbst hat rund 5.500 Einwohner und gilt als kulturelles und kreatives Zentrum am Rand der Welt. Künstlerateliers, alternative Lebensentwürfe, eine aktive Fischergemeinschaft und naturverbundene Aussteiger leben hier nebeneinander. Im Sommer erwacht die Stadt zu voller Lebendigkeit – im Winter wird sie still. Doch ihre Seele bleibt dieselbe: offen, ursprünglich, geformt von Wasser, Wind und Willenskraft.

Vorfreude auf Katmai: Wetter gut, Stimmung besser

Pünktlich um 10:15 Uhr startet unser Wasserflugzeug gen Katmai Nationalpark, wo wir – hoffentlich – Bären beobachten werden. Der Himmel ist klar, nur wenige Wolken zeichnen sich ab. Die Temperatur ist frisch, aber angenehm, ein idealer Zeitpunkt für den Flug über diese faszinierende Landschaft. Erwartungsvoll sehen wir zu den zerklüfteten Konturen der Peninsula hinüber.

Katmai – Vulkanisches Erbe, Bären und indigene Präsenz

Der Katmai Nationalpark ist ein Ort der Extreme – in Größe, in Natur, in Geschichte. 16.500 km² Wildnis, geprägt vom gewaltigen Ausbruch des Novarupta-Vulkans im Jahr 1912, der die Landschaft radikal veränderte. Schluchten, Aschefelder, dampfende Täler entstehen seither aus der uralten Symbiose von Feuer, Eis und Wasser.

Doch diese Erde pulsiert nicht nur geologisch – sie lebt. Brooks Camp, unser heutiges Ziel, ist berühmt für ein Naturphänomen: im Sommer konzentrieren sich hier Hunderte von Braunbären an den Lachsrändern, um sich zu sättigen und neue Reserven anzulegen. Besucher begeben sich dabei auf angelegte Plattformen, wahren einen sicheren Abstand – und erleben doch das unverstellte Leben eines mächtigen Waldtiers. Dieses Verhalten der Bären – Fressen, Mühsal und Winterschlaf – berührt und erinnert daran, dass Evolution oft leiser voranschreitet, aber nicht weniger kraftvoll ist.

Die Bären selbst sind beeindruckend: massive Tiere, deren Winterruhe Monatelang andauert; deren Körpergewicht sich im Herbst enorm steigert, um den harten Lebensrhythmus dieser Erde zu überstehen. Hier zeigt sich die Natur in ihrer ehrlichsten Form: das Überleben wird nicht zärtlich, sondern kompromisslos gefordert – und eindrücklich belohnt.

Doch Katmai ist weit mehr als ein Bärenparadies: Es ist auch ein historischer Lebensraum. Seit Jahrtausenden bewohnen ihn Menschen, insbesondere Alutiiq/Sugpiaq, deren Identität und Kultur untrennbar mit diesem Land verbunden sind. Sie lebten vom Fischfang, von den Gletschern, vom Gezeitenrhythmus. Vielen von ihnen gelingt es bis heute, ihre Tradition in das moderne Schutzmanagement des Parks einzubringen – ein seltenes und kostbares Zusammenspiel von Ökologie und Ethnologie.

Auf Augenhöhe mit den Giganten – Ein Tag im Land der Bären

Der heutige Tag beginnt mit einem vibrierenden Motorengeräusch – unser Wasserflugzeug hebt ab, trägt uns hinweg über die Küstenlinie der Alaska-Halbinsel und hinein in die unberührte Wildnis des Katmai Nationalparks. Das Ziel: Brooks Camp, einer der weltweit berühmtesten Orte zur Bärenbeobachtung.

Schon aus der Luft wirkt das Gelände gewaltig – zerklüftete Täler, dunkle Vulkangipfel, gletschergefüllte Seen und endlose Wälder. Doch bevor wir uns den Tieren nähern dürfen, erfolgt eine Einweisung: Wie verhält man sich im Land der Bären? Die Regeln sind eindeutig und werden mit Nachdruck vermittelt. Kein Rennen, kein Heranschleichen, kein Schweigen. Reden, damit die Tiere wissen, dass wir kommen. Platz machen, wenn sie den Weg kreuzen. Abstand ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für Sicherheit – und Respekt.

Schon kurz nach dem Start unserer Wanderung in Richtung Brooks Falls wird deutlich, dass dies kein Zoo ist. Zwei stattliche Braunbären kreuzen unseren Pfad – nicht aggressiv, nicht ängstlich, sondern selbstbewusst. Wir weichen aus, treten beiseite, machen uns durch Stimmen bemerkbar. Es ist ein Moment tiefster Präsenz. Nicht nur die Tiere sind wachsam – auch wir. Und doch ist es ein Moment voller Magie – wir sind den majestätischen Tieren so nah, wie wir uns das nie zu träumen gewagt haben. Kein Zaun trennt uns von ihnen, kein Tierpfleger steht dabei. Es sind wir, die Bären, die Natur, und alle sind friedlich und gehen ihrer Wege.

Nach einem knappen Kilometer erreichen wir die Beobachtungsplattform an den Brooks Falls – einer Stelle, an der sich das Wasser des Brooks River kaskadenartig über eine niedrige Felskante ergießt. Und in diesem brodelnden Becken – ein Spektakel, das kaum zu fassen ist: Lachse, hunderte, tausende, kämpfen sich flussaufwärts, gegen den Strom, in der uralten Bewegung des Lebens. Und mittendrin die Bären – groß, kräftig, behäbig und doch präzise. Manche stehen regungslos in der Strömung, warten auf den perfekten Moment. Andere, oft die jungen, sind hektischer, verschwenden Energie und Geduld. Nicht alle haben Erfolg – auch das gehört zum Lernen.

Unter uns, direkt am Flussufer, eine Szene, die niemand von uns so schnell vergessen wird: Eine Bärenmutter zeigt ihren beiden Jungen, wie man jagt – wie man sich in Geduld übt, wie man den richtigen Moment erkennt. Doch eines der Jungen ist mehr an seiner Mutter interessiert als an den Fischen. Es tapselt, tobt, springt sie an, während sie sich stoisch auf die nächste Gelegenheit konzentriert. Diese spielerische Szene inmitten einer wilden Landschaft, zwischen Gefahr und Fürsorge, Stärke und Zärtlichkeit, rührt uns tief. Auf der Plattform wird es still. Manche lächeln, andere verdrücken Tränen. Es ist einer dieser raren Momente, in denen Natur, Gefühl und Erkenntnis ineinanderfallen. Doch noch viele weitere besondere Momente folgen, die schwer in Worte zu fassen sind. Bären, die Lachse jagen oder zerlegen, sich in die Fluten stürzen oder einander beäugen bei der Jagd. Wohin das Auge auch fällt, es sind besondere Szenen, die wir nie vergessen werden.

Sechs Stunden wandern wir durch Wälder und Lichtungen, entlang des Brooks River, immer wieder begleitet von Bären, Vögeln und der ständigen Präsenz des Wassers. Die Sonne steht tief, als wir wieder an der kleinen Schwimmplattform ankommen. Das Wasserflugzeug bringt uns zurück – doch diesmal nicht nur über den gleichen Weg, sondern mit weitem Blick über die Gletscher und Berglandschaften des Katmai. Die Dimensionen öffnen sich. Wir sehen Täler, aus denen Dampfwolken steigen, sehen Seen, die wie dunkle Spiegel im Abendlicht liegen.

Zurück auf dem Schiff warten 2.300 Fotos – ein visuelles Echo dieses Tages. Nicht alle werden sortiert werden können. Aber viele davon tragen die Magie eines Ortes in sich, der alles verändert: den Blick auf die Natur, auf unsere Rolle darin, und auf das, was wirklich zählt.

Gute Nacht, Katmai. Danke für diesen Tag.

Tag 21 – Sonntag, 13. Juli 2025

Kajaktour – Alaska auf Augenhöhe

Kajaktour rund um Yukon Island – Paddeln zwischen Nebel und Geschichte

Am Nachmittag bringt uns ein Schnellboot über die Kachemak Bay zu einem kleinen Eiland, das auf den ersten Blick wild und unscheinbar wirkt – und doch voller Geschichte steckt: Yukon Island. Die Insel liegt gut 15 Kilometer südlich von Homer und ist von steilen, dicht bewaldeten Hängen geprägt. Alte Fichten und Hemlocktannen wachsen bis dicht an die Küstenlinie heran. Rund um die Insel gibt es kaum Anlandemöglichkeiten – ein idealer Ort für unsere Kajaktour inmitten rauer, nahezu unberührter Natur.

Zunächst starten wir bei Sonnenschein, doch bald senkt sich dichter Nebel über das Wasser. Die Sicht verringert sich auf wenige Meter – und wir gleiten plötzlich durch eine fast magische Welt. Seeotter tauchen neben unseren Booten auf und scheinen uns neugierig zu beobachten. Über unseren Köpfen kreisen Weißkopfseeadler, ihre Rufe verhallen gedämpft im Nebel. Die Felsküste der Insel tritt nur schemenhaft aus dem Dunst hervor, und für einen Moment wirkt alles wie aus der Zeit gefallen.

Was viele nicht wissen: Yukon Island ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch archäologisch bedeutend. Die Insel zählt zu den ältesten bekannten Siedlungsorten an der Kachemak Bay. Archäologische Ausgrabungen haben dort Spuren von menschlicher Besiedlung entdeckt, die Tausende Jahre zurückreichen. Schicht für Schicht erzählen Muschelhaufen und Werkzeuge aus Stein vom Leben jener Menschen, die hier einst vom Meer lebten – lange bevor europäische Siedler die Region erreichten.

Als der Nebel sich schließlich lichtet, paddeln wir die letzte halbe Stunde im Sonnenlicht zurück – umgeben von glitzerndem Wasser, einer frischen Brise und dem Gefühl, ein ganz besonderes Stück Alaska entdeckt zu haben. Yukon Island bleibt in Erinnerung: als stiller Ort voller wilder Schönheit und tief verwurzelter Vergangenheit.

Abschied von Homer – Ein letzter Blick auf die Kachemak Bay

Am Abend heißt es endgültig Abschied nehmen von Homer. Gegen 18:00 Uhr lichtet die HANSEATIC inspiration ihren Anker, dreht langsam bei und nimmt Kurs hinaus auf den offenen Golf von Alaska. Vom Deck aus schweift unser Blick zurück über die langgezogene Silhouette des Homer Spit, die untergehende Sonne taucht die Bucht in ein goldenes Licht. Möwen begleiten unser Auslaufen, und ein letzter Schwarm Seevögel gleitet über das glitzernde Wasser – ein bewegender Moment des Innehaltens, bevor wir weiterziehen.

Nach dem Abendessen steht ein besonderer Programmpunkt an, auf den sich viele schon den ganzen Tag gefreut haben: das Captain’s Farewell. In lockerer, feierlicher Atmosphäre versammelt sich die Bordgemeinschaft noch einmal im Atrium. Der Kapitän spricht persönliche Worte zum Reiseverlauf, zur Crew, zur Route – und zum bevorstehenden Abschied. Es ist ein Ritual, das bewegt, weil es die Erlebnisse der vergangenen Tage in einen gemeinsamen Rahmen fasst.

Ein besonderes Highlight: die Versteigerung der Seekarte, auf der alle angelaufenen Häfen, Routen und Manöver dieser Reise eingetragen sind – handsigniert vom Kapitän selbst. Sie ist nicht nur ein Sammlerstück, sondern auch ein Symbol für Entdeckung, Seefahrt und das gemeinsame Erleben fernab bekannter Wege. Neben der Karte werden auch liebevoll ausgewählte Accessoires des Schiffes versteigert – kleine Erinnerungsstücke mit großer Bedeutung.

Der Abend klingt aus in Gesprächen, Gelächter und leisen Blicken hinaus aufs Meer. Das Schiff gleitet durch die Nacht, Kurs Südwest – und in unseren Köpfen hallt Homer nach: mit seinen Seeottern, dem Nebel um Yukon Island, dem Salty Dawg und der Weite der Kachemak Bay.

Tag 22 – Montag, 14. Juli 2025

Morgennebel im Kenai Fjord und die stille Fahrt zum Aialik-Gletscher

Als wir heute Morgen erwachen, befindet sich unser schwimmendes Zuhause bereits tief im Kenai Fjords Nationalpark. Ein feiner Nebelschleier liegt über dem Schiff, während es langsam durch den stillen Fjord gleitet. Ziel unseres letzten Tages: der majestätische Aialik-Gletscher, gespeist vom gewaltigen Harding Icefield, einem der größten zusammenhängenden Eismassen Nordamerikas.

Erster Eisblick  – Abkalbung in der Morgensonne

Rund um 10:00 Uhr lichtet sich der Nebel, und wir erreichen eine kleinere Gletscherzunge in der Bucht. Die Sonne kämpft sich durch, und plötzlich bricht ein lautes Krachen – massiver Eisbock stürzt ins Wasser, gefolgt von einer Kaskade in den Fjord. Diese Szenen wiederholen sich sporadisch, als der Gletscher im warmen Licht aufweicht und kalkuliert abbricht – das Schauspiel ist so überraschend wie überwältigend.

Unerwartete Bärenbegegnung – ein Hauch von Katmai

Noch während wir das Fjordufer entlang gleiten, ertönt aus dem Lautsprecher: „Bären in Sicht!“ Tatsächlich bewegt sich am Strand eine Bärenmutter mit drei Jungen, weit entfernt zwar, aber dennoch eindrucksvoll erkennbar. Schon in Katmai mussten wir uns an Bären gewöhnen – doch auch hier, in dieser entlegenen Ecke Alaskas, bleibt jeder Bär ein besonderer Moment. Gelassen ziehen sie ihre Kreise, jenseits unserer Reichweite – und dennoch direkt mitten in unserer Wahrnehmung.

Die Gletscherfront – Robben und tönende Eisgiganten

Zur Mittagszeit setzen wir die Fahrt fort, den Kurs auf den Hauptkamm des Aialik-Gletschers. Um 14:00 Uhr blicken wir auf eine dramatische Szenerie: Noch liegt dichter Nebel über der Wand, doch bereits klar erkennbar sind hunderte Robben, die in den typischen „Bananenstellungen“ auf der Eisfläche ruhen. Junge und erwachsene Tiere liegen eng aneinandergepresst, während um sie herum das Wasser brodelt und das Eis unentwegt bricht und donnert.

Als der Nebel sich hebt, öffnet sich uns das volle Ausmaß dieser Gletscherfront – über anderthalb Kilometer wildes Eis, in Schichten von Weiß, Blau, Türkis und Grau, durchzogen von Sedimentbändern. Für die nächsten vier Stundenverweilen wir in unmittelbarer Nähe: fotografieren, filmen jede Abbruchbewegung, beobachten Fließen, die sich wie Schleier vom Gletscher lösen. Diese Zeit ist ein Geschenk – ein intensiver, klarer Schlusspunkt unter diese Reise.

Harding Icefield – Ursprung der mächtigen Eismasse

Der Harding Icefield liegt hoch oben in den Bergen der Kenai-Halbinsel und bedeckt eine Fläche von über 200 Quadratmeilen (ca. 520 km²). Von hier fließen zahlreiche Gletscher in die Fjorde hinab – der Aialik ist einer der bekanntesten. Auf dem Weg durch enge, schneebedeckte Täler verwandelt sich das Eis in eisruhige Massen, die nur durch ihre Spalten und Farbenspiel sprechen. Dieses Eisfeld ist nicht unverwundbar: In den letzten Jahrzehnten ziehen sich seine Zungen zurück, im Takt der Erderwärmung. Doch heute erleben wir noch den vollen Reichtum dieses Giganten.

Ein schwerer Abschied

Nach einem unvergesslichen Tag zwischen Fjord, Eis und Tierwelt gleitet unser Schiff zurück. In unseren Köpfen hallen Eiskrachen, Bärenschritte und Robbenrufe nach. Ein letztes Mal verneigen wir uns – vor der Urkraft der Natur, aber auch vor der Gemeinschaft an Bord, die diesen Tag möglich gemacht hat.

12600 Fotos – und doch kann keine Aufnahme den Moment ganz einfangen. Unsere Kameras speichern Bilder, das Herz aber nimmt dieses Gefühl mit: was die Welt uns schenkt, wenn wir bereit sind zuzuhören. Danke für diesen Abschied – und die Erinnerung, die bleibt.

Große Erlebnisse auch ohne Zodiacfahrten

Ein organisatorischer Punkt, der bei dieser Reise dennoch erwähnenswert ist: Aufgrund fehlender US-Arbeitserlaubnisse für die Zodiacfahrer an Bord darf Hapag-Lloyd Cruises in US-amerikanischen Gewässern keine Zodiacs einsetzen. Andere Anbieter lösen dies, indem sie auf amerikanische Guides mit entsprechender Lizenz zurückgreifen. Und doch: Wie die Erlebnisse dieser Reise eindrucksvoll zeigen, tat dies der Intensität unserer Naturbegegnungen keinen Abbruch. Ob zu Fuß, per Tenderboot oder in kleinen Gruppen an Land – die Begegnungen mit Bären, Seeottern, Adlern, Gletschern und Fjorden waren ebenso eindrucksvoll wie respektvoll organisiert. Die besondere Qualität der Reise lag nie im Verkehrsmittel – sondern im behutsamen Zugang zu einer Welt, die sich ohnehin nur jenen öffnet, die bereit sind, sie achtsam zu betreten.

Tag 23 – Dienstag, 15. Juli 2025

Seward – Ankunft am Ende der Welt

In den frühen Morgenstunden erreichen wir Seward, den Endpunkt unserer Reise. Ankunft ist gegen 6:00 Uhr – und plötzlich fühlt sich alles schneller an. Koffer, Frühstück, Abschied, Busse. Der Moment ist gekommen.

Um 08:15 Uhr steigen wir in Seward in den Bus – das Schiff liegt still im Hafen, während wir langsam durch den nebelverhangenen Morgen rollen. Unser Ziel ist Anchorage, und die Strecke dorthin führt über eine der spektakulärsten Straßen Nordamerikas: den Seward Highway.

Diese rund 200 Kilometer lange Route verbindet die Hafenstadt Seward mit Anchorage und gilt zu Recht als landschaftliches Meisterwerk. Zwischen Bergen und Fjorden, entlang tiefer Wälder und glitzernder Wasserflächen schlängelt sich die Straße durch das Herz der Kenai-Halbinsel. Im Sommer ein Traum für Naturfreunde, wird der Seward Highway im Winter schnell zur Herausforderung: Lawinen, vereiste Kurven und starker Schneefall machen ihn zu einer der gefährlichsten Verbindungen des Landes. Doch heute zeigt sich Alaska mild – der Snow River liegt friedlich unter uns, und der Blick reicht weit über die spätsommerliche Landschaft.

Der Kenai Lake – Spiegel der Berge

Besonders eindrucksvoll zeigt sich der Kenai Lake, den wir gegen Mitte der Fahrt erreichen. Der langgestreckte, türkisfarbene See erstreckt sich über etwa 38 Kilometer und wird vom Schmelzwasser umliegender Gletscher gespeist. Er wirkt fast überirdisch klar und ruhig – ein natürlicher Spiegel für die umstehenden Berghänge. Der Kenai Lake ist Teil des Kenai River Systems, das nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch ökologisch bedeutsam ist.

Der Iditarod – Alaskas härtestes Rennen

Unsere Reiseleiterin erzählt uns unterwegs vom berühmten Iditarod Trail, der sich teils parallel zur Route durch die Wildnis zieht. Die Geschichte dieses 1.600 Kilometer langen Hundeschlittenrennens ist eng mit der Geschichte Alaskas verbunden: 1925 brachte ein Staffelteam von Mushern lebensrettendes Serum nach Nome, wo ein Diphtherieausbruch drohte. Heute erinnert das alljährliche Iditarod-Rennen an diesen historischen „Serum Run“ – und an den unbeugsamen Pioniergeist, der das Land bis heute prägt. Fahrer und Huskys kämpfen sich bei Temperaturen bis zu -40 °C durch die Wildnis – eine physische und mentale Grenzerfahrung.

Lachse – Das Rückgrat Alaskas

Alaska wäre ohne den Lachs nicht denkbar – ökologisch, kulturell wie wirtschaftlich. Fünf Arten tummeln sich in den Gewässern des Staates, jede mit eigener Wanderzeit, Farbe, Größe und Lebensweise:

Königslachs (Chinook) ist der größte unter ihnen – oft über ein Meter lang und bis zu 25 Kilogramm schwer. Sein Fleisch ist reich an Fett und äußerst begehrt. Rotlachs (Sockeye) ist kleiner, aber intensiv rot gefärbt und gilt als Delikatesse. Silberlachs (Coho) besticht durch sein festes Fleisch und sein kämpferisches Verhalten, was ihn besonders für Sportfischer interessant macht. Der Buckellachs (Pink) ist die kleinste Art, aber auch die häufigste – viele von ihnen enden in Konserven. Und schließlich der Keta-Lachs (auch Hundslachs genannt), der besonders im kommerziellen Fischfang eine Rolle spielt.

Alle fünf Arten eint ein Lebenszyklus, der von Dramatik kaum zu überbieten ist: geboren in Süßwasserflüssen, wandern sie ins Meer, leben dort mehrere Jahre, kehren dann zum Laichen in ihre Geburtsflüsse zurück – und sterben nach dem Ablaichen. Ihre Körper nähren dann wiederum das gesamte Ökosystem: Bären, Adler, Otter, sogar Wälder profitieren von ihrer Rückkehr. Ankunft in Anchorage – und ein Wiedersehen mit der Zivilisation

Gegen Mittag erreichen wir Anchorage, die größte Stadt Alaskas. Es fühlt sich seltsam an, nach Tagen in absoluter Wildnis wieder Straßenschilder, Supermärkte und Handynetz zu sehen. Doch Anchorage ist nur ein kurzer Zwischenstopp. Am Flughafen wartet bereits unser Charterflug, der uns bequem und ohne Zwischenlandung nach Seattle bringt.

Seattle – Letzte Station einer großen Reise

Als wir abends in Seattle landen, liegt Alaska bereits hinter uns – und doch ist es noch ganz nah. In unseren Gedanken, in unseren Gesprächen, in den Bildern auf den Speicherkarten. Eine letzte Übernachtung in der Stadt gibt uns die Gelegenheit, langsam anzukommen – zwischen Metropole und Melancholie, zwischen Hotellobby und Heimflugvorbereitung. Morgen geht es zurück nach Europa – aber ein Teil von uns wird bleiben: zwischen Gletschern und Fjorden, Bärenpfaden und Lachsflüssen, zwischen all den leisen, ehrlichen Momenten, die diese Expedition zu etwas gemacht haben, das weit über eine gewöhnliche Reise hinausgeht.

Menschen, die den Unterschied machen

Neben all den Naturwundern, Tierbegegnungen und kulturellen Eindrücken war es auch das Engagement des Expeditionsteams und der wissenschaftlichen Experten, das diese Reise zu etwas Besonderem gemacht hat. Mit großer Umsicht und spürbarer Leidenschaft sorgten sie für einen reibungslosen Ablauf, fundierte Informationen und eine Atmosphäre, in der man sich jederzeit gut aufgehoben fühlte. Nadine Armbrust, die als General Expedition Manager mit ruhiger Hand und klarem Blick alles im Griff hatte, Birgitta Hoffmann von der Guest Relation, die stets für eine persönliche Note sorgte, sowie Sebastian Große, der als Shore Excursion Manager mit Präzision und viel Herzblut die Anlandungen organisierte – sie alle trugen maßgeblich dazu bei, dass sich das große Ganze wie selbstverständlich zusammenfügte.

Unter den Experten haben uns besonders Carina Gsottbauer, deren Begeisterung für die Biologie ansteckend war, und Dr. Reinhard Dethloff, der mit seinem geologischen Fachwissen und seiner ruhigen Art komplexe Zusammenhänge verständlich machte, beeindruckt. Sie alle verband das, was eine Expedition im besten Sinne ausmacht: Fachwissen, Neugier – und die Freude, dieses Wissen mit anderen zu teilen.

Nicht zuletzt gilt unser besonderer Dank Kapitän Ulf Wolter, dessen besonnene Führung und souveränes Navigieren durch die oft anspruchsvollen Gewässer der Beringsee und des Nordpazifiks uns nicht nur ein sicheres, sondern auch ein eindrucksvolles Reiseerlebnis ermöglicht haben. Mit einem feinen Gespür für Timing, Wetter und Kurswahl hat er dafür gesorgt, dass jeder Tag dieser Reise ein neues Kapitel voller Entdeckungen wurde.

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