Blog

Krillfischerei in der Antarktis im Fokus

Die Antarktis ist ein faszinierendes, aber fragiles Ökosystem, dessen Gleichgewicht auf winzigen Krebstieren beruht: dem antarktischen Krill. Eine neue Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) warnt nun vor den Risiken der zunehmenden kommerziellen Krillfischerei für Pinguine, Wale und andere Meeresbewohner – mit möglichen Folgen auch für Antarktisreisende.

Neue AWI-Studie zeigt Risiken für das Ökosystem – was das für Antarktiskreuzfahrten bedeutet

Antarktischer Krill – winzig klein und doch von gewaltiger Bedeutung. Die garnelenähnlichen Krebstiere sind das Rückgrat des antarktischen Nahrungsnetzes. Für Pinguine, Wale, Robben, Fische und viele Seevögel ist Krill eine unverzichtbare Nahrungsquelle. Gleichzeitig steigt weltweit die Nachfrage nach Krill – als Proteinquelle für Nahrungsergänzungsmittel, Tierfutter oder Aquakultur. Mit wachsendem Fischereidruck steigt auch das Risiko für die Stabilität des empfindlichen antarktischen Ökosystems.

Eine neue Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) warnt nun vor einer zunehmenden Überschneidung von Krillfischerei und Krillräubern – also den Tieren, die Krill fressen – in bestimmten Regionen und Zeiträumen. Die Forscher*innen fordern eine verbesserte Regulierung, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu minimieren. Doch was genau wurde herausgefunden? Und was bedeutet das für Gäste, die auf einer Antarktiskreuzfahrt die Tierwelt dieser Region hautnah erleben möchten?

Krill – das unsichtbare Fundament der Antarktis

Antarktischer Krill (Euphausia superba) ist kaum größer als drei bis fünf Zentimeter – und doch lebenswichtig für das gesamte Südpolarmeer. In riesigen Schwärmen durchquert er die eisigen Gewässer und versorgt nahezu alle größeren Meerestiere mit Energie: Buckelwale, Zwergwale, Seevögel wie Sturmvögel und Albatrosse, sowie zahlreiche Pinguinarten – insbesondere Adelie-, Zügel- und Eselspinguine – sind auf den Krill angewiesen. Ohne ihn würde das fein ausbalancierte Nahrungsnetz der Antarktis zusammenbrechen.

Gerade in der Hauptsaison von Dezember bis März, wenn das Leben an den Küsten förmlich explodiert, steigt der Nahrungsbedarf enorm. Pinguine füttern ihre Küken, Robben jagen intensiv und Wale nutzen die nährstoffreichen Gewässer, um sich Fettreserven anzufressen. Genau in diese Zeit fällt jedoch auch die intensivste Phase der kommerziellen Krillfischerei.

Die AWI-Studie: Wo sich Fischerei und Wildtiere überschneiden

Das AWI-Forschungsteam hat mithilfe moderner akustischer Datenerfassung und GPS-Tracking herausgefunden, dass es bestimmte Regionen gibt, in denen sich Krillräuber und industrielle Krillfischerei räumlich und zeitlich stark überlappen. Besonders betroffen sind Teile der Antarktischen Halbinsel und des Scotia Sea – genau jene Gebiete, die auch für Expeditionskreuzfahrten und Tierbeobachtung von zentraler Bedeutung sind.

In der Studie wurde nicht nur das Verhalten der Fischereischiffe analysiert, sondern auch die Bewegungsdaten von Buckelwalen, Pinguinen und Robben. Die Überschneidungen betreffen vor allem die Zeiträume, in denen die Tiere besonders empfindlich sind – etwa während der Aufzuchtphase ihrer Jungen oder beim Fressen von Energie für die Rückreise in nördlichere Gewässer.

Zwar ist die Krillfischerei in der Antarktis durch die CCAMLR (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) reguliert, doch die aktuelle Forschung zeigt, dass die Belastung in bestimmten Hotspots zu hoch ist. Eine rein mengenbezogene Gesamtquote genügt offenbar nicht, um lokale Konflikte zwischen Fischerei und Tierwelt zu vermeiden.

Warum das auch für Reisende wichtig ist

Für viele Gäste ist die Tierbeobachtung eines der zentralen Erlebnisse auf einer Antarktiskreuzfahrt. Ob Pinguinkolonien, Walbeobachtungen oder Robben an den Ufern – all diese faszinierenden Begegnungen sind möglich, weil das Ökosystem derzeit noch stabil funktioniert. Doch diese Stabilität ist nicht selbstverständlich. Die AWI-Studie zeigt, wie sensibel die Balance ist – und wie sehr einzelne Eingriffe durch den Menschen große Auswirkungen haben können.

Ein Rückgang des Krillbestandes in sensiblen Regionen könnte dazu führen, dass weniger Tiere zu beobachten sind, dass sich ihr Verhalten ändert oder dass sie aus bestimmten Gebieten ganz verschwinden. Auch der Klimawandel verstärkt diesen Druck zusätzlich – denn durch steigende Wassertemperaturen und den Rückgang des Meereises schrumpft der natürliche Lebensraum des Krills ohnehin.

Forderung nach gezieltem Schutz

Die Wissenschaftler*innen des AWI betonen, dass es nicht darum geht, die Fischerei grundsätzlich zu verbieten. Vielmehr braucht es präzisere Schutzstrategien, die die tatsächliche Nutzung der Gebiete durch Tiere berücksichtigen. Das heißt: nicht nur die erlaubte Fangmenge an Krill ist entscheidend, sondern auch wann, wo und wie gefischt wird.

Dazu zählt zum Beispiel die Einrichtung dynamischer Schutzzonen, in denen saisonal oder gebietsweise keine Fischerei erlaubt ist – etwa in besonders sensiblen Brutzeiten. Auch eine engere Verzahnung von Wissenschaft und Fischereimanagement ist notwendig, damit Entscheidungen auf aktuellen Daten basieren. Die Forschung liefert dafür bereits wertvolle Grundlagen.

Nachhaltiger Tourismus als Teil der Lösung

Gäste, die mit einer Antarktiskreuzfahrt in die Region reisen, spielen ebenfalls eine Rolle. Viele Reedereien, die dem internationalen Verband IAATO (International Association of Antarctica Tour Operators) angehören, unterstützen wissenschaftliche Projekte, beteiligen sich an Monitoring-Programmen und setzen sich für den Schutz der Tierwelt ein. Durch verantwortungsvolles Verhalten, geringe Gruppengrößen, festgelegte Besucherregeln und den Verzicht auf Eingriffe in die Natur helfen Expeditionsreisen dabei, die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Antarktis als globales Ökosystem zu lenken.

Die Kombination aus Forschung, Bildung und Naturerlebnis macht die Antarktiskreuzfahrt zu mehr als nur einer Reise – sie wird zu einem aktiven Beitrag für den Erhalt dieses einzigartigen Lebensraums. Viele Gäste berichten, dass sie nach der Rückkehr ihr eigenes Konsumverhalten, ihre Haltung zur Meeresnutzung oder ihr Umweltbewusstsein überdenken.

Wir von Eisexpeditionen.de beraten Sie gerne zu verantwortungsvoll durchgeführten Antarktiskreuzfahrten mit wissenschaftlichem Anspruch und nachhaltigem Fokus. Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir auf Qualität, Respekt und Erlebnisse, die nicht auf Kosten der Natur gehen.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
Reisen in diese
Region
Mehr anzeigen