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Expedition Nordostgrönland und rund um Island – Teil 2 Ostgrönland

Eine wunderbare Expedition mit Hapag Lloyd liegt hinter uns – haben Sie schon einen Blick auf den ersten Teil unseres Reiseberichts geworfen, in dem wir unsere Eindrücke von Island geschildert haben? Denn nun ging es weiter nach Ostgrönland. Nach dem atemberaubenden ersten Teil der Expeditionskreuzfahrt rund um Islands Süd- und Ostküste, nutzen wir den Seetag, um die ersten Eindrücke zu verdauen und freuen uns auf das größte Fjordsystem und den größten Nationalpark der Welt. Auf in den Scoresbysund!

Dänemarkstraße

Die Dänemarkstraße ist berühmt als rauer Seeweg, der manchen, genau wie die Drakepassage auf den Weg zur Antarktischen Halbinsel, das Fürchten lehren kann. Die Meerenge verbindet die Grönlandsee, einen Ausläufer des Arktischen Ozeans, mit der Irminger See, einem Teil des Atlantischen Ozeans. Sie ist 480 km lang und an ihrer schmalsten Stelle 290 km breit und verläuft zwischen Straumnes, der nordwestlichen Landspitze der Halbinsel Hornstrandir in den Westfjorden, und Kap Tupinier an der Blosseville-Küste in Ostgrönland.

Während des Zweiten Weltkriegs fand am 24. Mai 1941 die Schlacht in der Dänemarkstraße statt. Das deutsche Schlachtschiff Bismarck versenkte den britischen Schlachtkreuzer HMS Hood, der bis auf drei seiner 1.418 Mann Besatzung explodierte; die HMS Prince of Wales wurde bei dem Gefecht schwer beschädigt. Die Bismarck lief durch die Meerenge in den Atlantik ein, doch die in der Schlacht erlittenen Schäden – in Verbindung mit Such- und Zerstörungsaktionen britischer Flugzeuge – führten drei Tage später zu ihrem Untergang. Doch Kapitän Axel Engeldrum hatte uns eine sonnige und ruhige Überfahrt versprochen und genauso war es auch.

Scoresbysund

Nach der ruhigen Überquerung der Dänemarkstraße erreichen wir den Anfang des Scoresbysund, den größten Fjord der Welt. Im Winter friert der Fjord mit festem Eis zu, aber an der Mündung des Fjords bleibt offenes Wasser. Charakteristisch für dieses Gebiet ist die Jagd entlang der Eiskante im Spätwinter und Frühjahr, bei der Seevögel, Eisbären und Robben erlegt werden.
Was für ein Anblick, was für eine Magie der Natur. Wohin auch immer der Blick fällt, bietet sich ein wunderschönes Panorama. Die Hauptfjord des Scoresbysund ist etwa 110 km lang, mit einer großen Anzahl von Inseln und zahlreichen Nebenfjorden, von denen sich der längste bis zu 350 km von der Küstenlinie ins Landesinnere erstreckt. Einige der weiter landeinwärts gelegenen Fjorde sind bis zu 1.450 m tief. 1822 wurde die grönländische Region Scoresby Sund erstmals von dem englischen Entdecker William Scoresby kartiert. Die überwältigende Schönheit des riesigen Fjordsystems mit seinen hohen Wänden und Klippen aus Basalt sowie die vielfältige Flora und Fauna faszinierten den Entdecker ebenso wie jeden Reisenden, der diesen Teil Grönlands heute besucht.

Nordostgrönland Nationalpark

In den nächsten Tagen finden die Anlandungen im grönländischen Nationalpark statt. Unberührte Natur, endlose Wildnis, ein Paradies der polaren Regionen, all dies und mehr ist dieser beeindruckende Nationalpark. Der Nordostgrönland-Nationalpark ist der größte und nördlichste Nationalpark der Welt. Er wurde 1974 gegründet und 1988 auf seine heutige Größe erweitert. Mit einer Fläche von 972 001 km2 im Landesinneren und an der Nordostküste Grönlands ist er größer als alle anderen dreißig Länder der Welt. Er war der erste Nationalpark, der im Königreich Dänemark eingerichtet wurde, und ist nach wie vor der einzige Nationalpark in Grönland.

Sirius Patrouille

Hundeschlitten. Wem leuchten dabei nicht die Augen? Spätestens seit den Büchern von Jack London und deren Verfilmungen haben wir alle doch ein Herz für die treuen Vierbeiner, die so kräftig den Schlitten über das Eis ziehen. Die Hundeschlittenpatrouille, früher als Nordostgrönland-Schlittenpatrouille und Resolute-Hundeschlittenpatrouille bekannt, ist eine dänische Eliteeinheit der Marine. Sie führt weitreichende Aufklärungspatrouillen durch und setzt die dänische Souveränität in der arktischen Wildnis Nord- und Ostgrönlands durch, einem Gebiet, zu dem auch der Nordostgrönland-Nationalpark gehört. Die Patrouillen werden in der Regel paarweise und mit Hundeschlitten mit etwa einem Dutzend Hunden durchgeführt, manchmal vier Monate lang und oft ohne zusätzlichen menschlichen Kontakt.

1933 entschied der Internationale Gerichtshof des Völkerbundes im dänisch-norwegischen Streit um das Land Eriks des Roten, dass Dänemark seine Souveränität dort geltend machen müsse, damit es dänisch bleibe. Anfangs bestand diese Präsenz in Form von zwei festen Polizeistationen.

Die damalige Schlittenpatrouille Nordostgrönland wurde im Sommer 1941 während des Zweiten Weltkriegs aktiviert, um weitreichende Aufklärungspatrouillen entlang der Nordostküste Grönlands durchzuführen und so die deutsche Präsenz dort zu verhindern. Die Deutschen hatten damals an der Ostküste der Insel eine Reihe geheimer Wetterstationen eingerichtet, die ihnen wertvolle meteorologische Informationen für ihre U-Boot-Kampagne und zur Vorhersage des Wetters im europäischen Kriegsgebiet lieferten.

Die Sirius-Hundeschlittenpatrouille arbeitete mit der Nanok East Greenland Fishing Company zusammen, der einzigen anderen Organisation, die in dem abgelegenen Gebiet tätig war und eine Reihe von Jagdhütten in den unbewohnten Weiten Nordostgrönlands errichtete.

Wir sind gespannt, ob wir auf dieser Expeditionsreise die Sirius Patrouille antreffen.

Zivilisation

Am späten Nachmittag erreichen wir den wohl entlegensten Ort der Welt: Ittoqqortoormiit. Die vorzeitige Ankunft war bereits mit dem Ort abgesprochen, was sollte nun noch im Wege für eine Ausbootung mit dem Zodiac stehen? Manchmal ist es eben doch nicht so einfach. Die Brandung an der Küste macht uns zuerst einen Strich durch die Rechnung, nachdem sich das Expeditionsteam mit den Zodiacs vorantastet, kommt an Land die zweite Herausforderung… kein Ansprechpartner der offiziellen Behörde ist auffindbar. Wer den Ort kennt, der weiß, weit kann der Kontakt nicht sein, aber ohne Genehmigung dürfen wir nicht an Land. Dann folgt die Info, dass man einen Polizisten gefunden hätte und ein Kollege, der dänisch spricht an Land zwecks Übersetzung gebracht wird. Wenig später heißt es „Leinen los“! Von Weitem hören wir schon das Heulen der Grönlandhunde, die meistens am Rande des Ortes angeleint sind. Vom Zodiac aus erblicken wir erwartungsvoll die bunten Hütten und Kirche.

Ittoqqortoormiit

Ittoqqortoormiit, früher bekannt als Scoresbysund, ist eine Siedlung in der Gemeinde Sermersooq im Osten Grönlands. Sie hat 345 Einwohner und wird als eine der abgelegensten Siedlungen der Welt bezeichnet. Bis etwa 1800 lebten hier Menschen aus der Thule-Kultur.

Der frühere Name Scoresbysund geht auf den englischen Arktisforscher und Walfänger William Scoresby zurück, der 1822 als erster Europäer das Gebiet kartografierte. Der Name „Ittoqqortoormiit“ bedeutet im ostgrönländischen Dialekt „Großhausbewohner“.

Die Siedlung wurde 1925 von dem dänischen Entdecker Ejnar Mikkelsen und etwa 80 Inuit gegründet. Dies war Teil der dänischen Strategie, um die norwegischen Ansprüche auf Nordostgrönland abzuwehren. Die Siedlung wird immer noch größtenteils von Jägern bewohnt, die von Eisbären, Robben, Polarfüchsen, Walen und Walrossen leben. Einige Bewohner von Ittoqqortoormiit arbeiten heute auch im Dienstleistungssektor. Obwohl die Siedlung nicht besonders alt ist, lassen archäologische Funde in der Gegend darauf schließen, dass hier einst eine dichte Bevölkerung von grönländischen Inuit lebte.

Isoliert von der Welt

Wir erkunden den Ort auf einem Spaziergang. In der kleinen Kirche sitzt eine Grönländerin und strickt Mützen aus Moschuswolle. Moschuswolle ist die wärmste aber auch eine der exklusivsten Wollsorten, die man im Norden kaufen kann. Während unseres Spazierganges entdecken wir die Polizeistation und das Gefängnis und zurecht stellen sich unsere Gäste die Frage, braucht man in diesem kleinen Ort überhaupt ein Gefängnis – Die Antwort lautet ganz klar ja! Alkoholismus ist ein Problem in den Gemeinden und auch in einem kleinen Ort, wie diesem kommt es zu Straftaten. Am Kindergarten schließe ich eine neue Freundschaft mit einem jungen Grönlandhund. Nach einer ordentlichen Streicheleinheit begleitet er uns und ich denke bereits darüber nach, wie lange er wohl noch ohne Leine durch seine Heimat laufen darf. Sobald die Tiere erwachsen sind, werden Sie als Arbeits-/Schlittenhunde am Rande des Ortes angeleint.

Wir erreichen den Fußballplatz mit einer kleinen Tribüne und ausgelegtem Kunstrasen! Ob es einen richtigen Verein gibt oder ist es nur für den Schulsport gedacht?

Die Einwohner sind teilweise 3/4 des Jahres vom Eis eingeschlossen und leben noch immer von der Jagd. So ist es normal, dass wir ein paar Straßen weiter auf der Wäscheleine eines Hauses zwei Eisbärenfelle zum Trocknen finden. Viele Gäste schütteln verständnislos den Kopf, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es sich nicht um einen kommerziellen Fang handelt, sondern um wenige Eisbären im Jahr zur Lebenserhaltung und zur Kultur gehört. Ein Stückchen weiter gelangen wir zum Friedhof und während uns auf den Wegen immer wieder freundliche Grönländer mit einem Quad entgegenkommen, berühren drei junge Mädchen besonders unser Herz. Hinter einem Haus steht ein großes Trampolin und die drei springen, hüpfen und jauchzen vor Freude und winken uns unbeschwert zu.

Wir stellen uns die Frage, wie es wohl sein mag in diesem Ort aufzuwachsen. Kurz bevor wir den Hafen erreichen, verlässt uns unser junger Freund, hat er doch am Wegesrand die Überreste von einer Eisbärenpfote gefunden und macht sich mit dem Fellstück aus dem Staub. Wir verlassen den entlegenen Ort mit dem Zodiac und machen uns auf den Weg in den Scoresbysund.

Røde Ø

Am nächsten Morgen erreichen wir definitiv eines der Highlights unserer Reise! Bei schönstem Wetter durchqueren wir früh morgens die verzweigten Fjorde und dürfen und genießen die Farbenspiele an den Fjordwänden. Was für eine Kulisse! Doch als wir uns langsam dem Ziel nähern, wird es still auf dem „HANSEATIC spirit Walk“. Ein roter Fels umrahmt von Eisbergen. Was für ein unglaubliches Naturschauspiel erwartet uns!

Røde Ø, auch als Rote Insel bekannt, liegt im Inneren des Scoresbysund. Seltsamerweise erinnert die Landschaft, die den Besucher auf Røde Ø empfängt, oft an den amerikanischen Südwesten oder sogar an den Mars. Das ist nicht verwunderlich, denn der „Old Red“-Sandstein wurde durch Ablagerungen in einem Gebiet gebildet, das sowohl den heutigen amerikanischen Südwesten als auch Nordostgrönland umfasst. Der Name „Rote Insel“ ist Programm – die felsigen Hänge der Insel sind ziemlich rot, gefüllt mit Sandstein in Farben, die man normalerweise in einer Wüstenregion erwarten würde.

Das rote Gestein bildet einen schönen Kontrast zu dem unberührten Blau und Weiß der vorbeiziehenden Eisberge, von denen es viele gibt. Mit dem Abschmelzen des grönländischen Inlandeises und der Gletscher kalben jedes Jahr immer mehr Eisberge, die in den Gewässern um Røde Ø auf einem Eisbergfriedhof ruhen, bevor sie als kleine, rieselnde Wasserfälle schmelzen und mit überraschend lautem Knacken und Ächzen auseinanderbrechen.

Zodiacfahrten

Und während die Sonne langsam hinter den Seitenwänden zum Vorschein kommt und die Lichtershow auf dem roten Felsen beginnt, steigen wir als erste Gruppe ins Zodiac. Gemeinsam mit dem Experten Christian Rommel tasten wir uns langsam an den roten Felsen. Was für eine Kulisse! Doch nur mit der Fahrt zum Felsen ist es nicht getan, es geht direkt mit dem Zodiac in den Eisbergfriedhof. Eisberge in den unterschiedlichsten Formen und Farben zum Anfassen. Normalerweise müssen wir stets einen großen Sicherheitsabstand halten, aber hier sind die Eisberge auf Grund gelaufen und so erleben wir die Eisberge zum Greifen nahe. Wer bisher dachte Eisberge haben nur zwei Farben, weiß und blau, der wird spätestens hier eines Besseren belehrt. Jeder Eisberg erzählt seine eigene Geschichte, wie erblicken Sedimente und Sandspuren, geschliffen von Gletschern. Während wir jeden Eisberg vom Zodiac aus unter die Lupe nehmen, sonnen die Möwen sich auf den eisigen Kathedralen.

Abenteuer

Auch der schönste Augenblick muss einmal enden und so fahren wir zurück an Bord und stärken uns mit einem großartigen Mittagessen auf der Außenterrasse. Während wir unser ausgedehntes Mittagessen auf der Terrasse des Lidos genießen, ziehen wir an den schönsten Eisbergformationen vorbei und vergessen fast die Köstlichkeiten vor uns bei dem Gedanken daran, dass wir nur 10-20% über der Wasseroberfläche erblicken. Stellen Sie sich vor, wie Sie bei einem wunderbaren Mittagessen mit tollem Service den Blick auf diese Eisriesen genießen – herrlich.

Wir von Eisexpeditionen durften schon öfter mit Kapitän Axel Engeldrum auf Expedition gehen und wir schätzen seinen Abenteuergeist. Er hat sich die Neugier und das „Innere Kind“ stets beibehalten und so entscheidet er sich eine Abkürzung, durch den engeren Schneesund mit mehr Eis, zu fahren. Premiere, denn die Durchquerung ist für die HANSEATIC spirit die Erste! Ein weiteres Highlight in diesem verzweigten Fjordsystem ist die Fahrt entlang des Berges Grundtvigskirken. Der Berg wurde aufgrund seines charakteristischen Aussehens, dass an die gleichnamige Kirche in Kopenhagen erinnert, während der Dreijahresexpedition von Lauge Koch von 1931 bis 1934 benannt.

Der Scoresbysund war ein großes Abenteuer und wir waren uns sicher, die Erlebnisse können nicht mehr getoppt werden. Aber wir sind mit Kapitän Axel Engeldrum und seiner herausragenden Crew unterwegs! Freuen Sie sich auf den dritten und letzten Teil unseres Reiseberichtes, wenn es ganz hoch gen Norden geht und ziehen Sie sich warm an!

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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