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Direkte Auswirkungen von Covid-19 auf die Antarktisforschung und den Reisetourismus der kommenden Antarktissaison

Die Antarktis ist der letzte Kontinent ohne COVID-19 Infektionen. Nicht nur die Wissenschaftler, sondern wir alle wollen, dass dies so bleibt. Die Hauptsaison, sowohl für die Forschung als auch für die Expeditionskreuzfahrtbranche, in der Antarktis startet im antarktischen Sommer ab Oktober und dauert bis Februar. Obwohl die Erforschung der Antarktis so entscheidend für die Bekämpfung des Klimawandels ist, werden die meisten Wissenschaftler in der kommenden Saison nicht auf den eisigen Kontinent reisen. Die Expeditionskreuzfahrtbranche ist ebenfalls noch vorsichtig in der Planung der kommenden Saison 2020/2021, da die aktuelle weltweite Situation der Pandemie und die damit verbundenen Bedingungen, sich beinahe täglich ändert.

Die Auswirkungen auf die Wissenschaft sind katastrophal

Tausende von Wissenschaftlern aus Dutzenden von Ländern reisen gewöhnlich im antarktischen Hochsommer zu den entlegenen Forschungsstationen. Vierzig permanente Forschungsstationen, darunter auch die deutsche Forschungsstation Neumayer III, verteilen sich über die eisige Landschaft. Eine Zahl, die sich fast verdoppelt, wenn die reinen Sommerstationen ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Die ersten Forscher kommen in der Regel im August, wenn der antarktische Frühling beginnt. In diesem Jahr ist der Weg in dieses eisige Wissenschaftsgebiet jedoch mit einer ernsten Besorgnis verbunden. Zum einen ist die Antarktis der einzige Kontinent ohne einen einzigen gemeldeten Fall von COVID-19. Zum anderen ist die medizinische Versorgung in den Forschungsstationen sehr begrenzt und durch das wohngemeinschaftähnliche Leben könnten sich leicht Krankheiten ausbreiten. Durch die Verringerung der Anzahl der Wissenschaftler versucht man das Risiko eines Ausbruchs zu mindern. Gleichzeitig behindert man dadurch auch dringende Forschungsarbeiten.

Die Wissenschaft in der Antarktis ist u. a. entscheidend für das Verständnis der Veränderungen unserer Erde. Klimawissenschaftler untersuchen alte Luftblasen, die im Eis eingeschlossen sind, um die Geschichte der Erde zu verstehen. Sie beobachten den schmelzenden Eisschild und das sich erwärmenden Südpolarmeer, um die mögliche Zukunft des Planeten vorherzusagen.

Es ist frustrierend, da die meisten der Forscher diese wichtige Arbeit in dieser Saison außerhalb des antarktischen Kontinents durchführen müssen und sich dabei auf Fernsensoren und die Daten und Proben, die in den vergangenen Jahren gesammelt wurden, verlassen müssen. Dabei bleibt der Wissenschaft nur noch wenig Zeit, um einige sehr bedeutende Veränderungen vorzunehmen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden.

COVID-19 vom eisigen Kontinent fernhalten

Die meisten antarktischen Stützpunkte befinden sich eher an den ausgedehnten Küstenabschnitten, aber selbst diese sind schwer zu erreichen. Wissenschaftler reisen mit Flugzeugen und Schiffen, die so oft durch extremes Wetter aufgehalten werden, dass das Antarktisprogramm der Vereinigten Staaten einen Abschnitt mit dem Titel „Sei geduldig“ in seinem Teilnehmerleitfaden hat.

In diesem Jahr wird Geduld allein nicht ausreichen. Der Council of Managers of National Antarctic Programs (COMNAP) und seine 30 Mitglieder koordinieren einen erheblichen Personalabbau. Alle Programme werden ihre Teams in unterschiedlichem Maße reduzieren – Australien und Deutschland um 50 Prozent, Neuseeland zum Beispiel um 66 Prozent. Durch die Reduzierung der Teamgröße können die Programme besser ein strenges Quarantäne- und Testregime gewährleisten, da Tests kostspielig sind und es Zeit braucht, bis man Ergebnisse erhält. Die Begrenzung der Anzahl der Mitarbeiter auf den Stationen trägt auch dazu bei, dass, wenn das Virus beispielsweise aufgrund eines fehlerhaften Tests durchkommt, weniger Menschen exponiert werden.

Eine Handvoll Anlaufpunkte in der südlichen Hemisphäre sind entscheidend, um die Antarktis zu erreichen. Das deutsche Team fliegt in der Regel über Kapstadt. Doch Südafrika hat mehr als eine halbe Million Coronavirus-Fälle gemeldet. Die Unsicherheit bei internationalen Flügen durch den Hotspot bedeutet, dass das deutsche Team möglicherweise mit seinem Versorgungsschiff Polarstern reisen muss.

Die Vereinigten Staaten fliegen weiterhin über Christchurch in Neuseeland, wo sie regelmäßig ein Training vor dem Abflug absolvieren, bevor sie mit dem neuseeländischen Team nach McMurdo und zur Scott Base weiterreisen. Die beiden Länder arbeiten aktuell im August an einer Quarantäne- und Teststrategie, um COVID-19 von Christchurch fernzuhalten, wenn die amerikanischen Forscher durchreisen.

Sobald die Teams in der Antarktis ankommen, wird das Leben ähnlich wie vor der Pandemie aussehen. Programme können Neuankömmlinge testen oder von ihnen verlangen, dass sie sich sozial distanzieren, aber sie werden diese Praktiken nicht über Monate des Zusammenlebens in der Gemeinschaft aufrechterhalten. Alle Menschen auf dem Kontinent gelten als virusfrei, es sei denn, sie weisen Symptome auf. In diesem Fall werden sie isoliert, getestet und bei positivem Befund mit Medikamenten ausgeflogen. Ein COVID-Ausbruch wäre in der Wintersaison noch gefährlicher, weil harte Polarstürme die sichere Durchführung von medizinischen Evakuierungsflügen nahezu unmöglich machen.

Aufrechterhaltung des Betriebs der Forschungsstationen

Antarktisprogramme erwarten jedes Jahr ein gewisses Maß an Unterbrechungen durch Stürme, Meereis und mechanische Probleme an entlegenen Orten, aber sie haben noch nie zuvor Projekte dieses Ausmaßes abgesagt. Die meisten internationalen Kollaborationen, neuen Experimente und Feldarbeiten wie das Markieren von Pinguinen und das Sammeln von Proben wurden pausiert. Die Programmmanager sagen jedoch, dass sie ihre Saison nicht ganz absagen können.

Die Stationsgebäude benötigen daher menschliches Eingreifen, um Wasser- und Kläranlagen am Laufen zu halten und Gefahren wie Treibstoffaustritt und Brände zu verhindern. Die Wartungsarbeiten sind während des milderen Wetters im Sommer geplant, da nur dann die Außenposten für den Winter wieder versorgt werden können. Die Stützpunkte leer zu lassen – oder schlimmer noch, gezwungen zu werden, sie zu evakuieren – wäre komplizierter als eine reguläre Saison.

Mit einigen wenigen Ausnahmen für vorläufige Projekte, darunter Australiens meereswissenschaftliche Reise zur Erforschung des Krills in den Gewässern der Ostantarktis, beschränken die nationalen Antarktisprogramme ihre Arbeit auf wesentliche operative Aktivitäten und halten ihre langfristigen Datensammlungen am Laufen.

Auswirkungen auf die kommende Kreuzfahrtsaison

Für die Kreuzfahrtbranche ist eine Planung aktuell ebenfalls sehr schwer. Die Arktissaison wurde nach einigen kurzen Versuchen des Neustarts komplett abgesagt, da die jeweiligen Regierungen aktuell Kreuzfahrtschiffen das Anlegen mit Passagieren untersagen bzw. nur sehr bedingt erlauben.

Der Internationale Verband der Antarktis-Reiseveranstalter hat für seine Mitglieder eine COVID-19-Ratssitzung abgehalten, um die Herausforderungen der Pandemie zu erörtern. An der Sitzung, die am 3. Juli per Videokonferenz stattfand, nahmen verantwortliche Reiseveranstalter der IAATO-Mitglieder teil, um einen operativen Ansatz für COVID-19 und die Arbeit zu erörtern, die in Zusammenarbeit mit der kommende Antarktissaison ansteht.

Dabei sprach man über einen IAATO-Leitfaden für COVID-19-Operationen, der den Betreibern Instrumente zur Bewertung von Risiken und Herausforderungen in ihren eigenen Unternehmen sowie ihre Maßnahmen zur Risikominderung zur Verfügung stellen soll. Die IAATO und ihre Mitglieder treiben die Vorbereitungen für die kommende Saison voran, wobei sie ständig den Rat von Experten einholen und überwachen. Der Verband hat seit Beginn der Krise enge Gespräche mit Interessenvertretern sowie den lokalen und nationalen Regierungen geführt.

Neben der Beachtung der neuesten Expertenempfehlungen steht dabei die Sicherheit aller Gäste, der Besatzung sowie der Schutz der antarktischen Tier- und Pflanzenwelt und der Umweltschutz im Mittelpunkt aller Diskussionen über künftige Einsätze.

Das logistische Problem und die unterschiedliche nationale Entwicklung

Die ersten Hygienekonzepte werden bereits erfolgreich auf Kurztouren getestet. Hapag-Lloyd Cruises entwickelte einen 10-Punkte-Plan der gerade sehr erfolgreich auf den Kurtouren ab/bis Deutschland getestet werden. Ponant entwickelte mit Bureau Veritas, ein weltweit führendes Unternehmen der Test-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleistungen (TIC) ein neues Hygienekonzept, das ebenfalls sehr erfolgreich auf Kreuzfahrten rund um Island und Frankreich getestet wird.

Doch ein Problem bleiben zum einen die fehlenden Flugverbindungen und die Entwicklung der Infektionen in Südamerika. Die Flugverbindungen sind aktuell aufgrund der Reisewarnungen drastisch reduziert. Eine spontane Aufstockung durch die Airlines wäre nur im geringen Maße möglich.

Das zweite Problem sind die, aus unserer Sicht, begründeten Reisewarnungen und die aktuell immer noch steigenden Infektionszahlen in Südamerika. Auf den meisten Expeditionsschiffen reist ein nationales Publikum. Gäste aus aller Welt bereisen gemeinsam den wohl beeindruckendsten Kontinent unserer Erde. Doch unterschiedliche Herkunftsländer bedeuten auch unterschiedliche Reisewarnungen und Vorschriften.

Fazit:

Die Wissenschaft hat sich bereits organisiert. Wie es für die kommenden Expeditionskreuzfahrtsaison aussieht, kann man im Augenblick noch nicht sagen. Es sind noch viele Herausforderungen, die die Reedereien gemeinsam mit den jeweiligen Behörden lösen müssen.

So entscheidend die Klimaforschung in der Antarktis für das Wohl unseres Planeten ist und wie sehr wir uns alle auf die evtl. kommende Antarktiskreuzfahrt-Saison seit langer Zeit freuen, so steht unsere Gesundheit doch an erster Stelle.

Wir müssen uns alle noch etwas in Geduld üben, bis wir final erfahren, ob die Antarktissaison für die Expeditionsreedereien stattfindet oder nicht. Eines ist jedoch sicher, wir werden wieder gemeinsam die Welt entdecken, vielleicht nicht nächste Woche oder nächsten Monat, aber wir werden die Antarktis und Arktis wieder bereisen.

Haben Sie weitere Fragen rund um das Thema COVID-19 und Antarktis? Dann sprechen Sie uns gerne an – wir von Eisexpeditionen.de sind gerne für Sie da.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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