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Die Geschichte der Hudson’s Bay Company – Teil 2

Im ersten Teil unserer Blogreihe haben wir uns mit der Gründung der Hudson Bay Company beschäftigt. Im zweiten Teil widmen wir uns dem Handel und der fortlaufenden Geschichte.

Blühender Handel

Man mag es heute mit gemischten Gefühlen betrachten, aber die Händler der Hudson’s Bay Company nutzten auch die indigenen Völker der Region gnadenlos aus. Sie vertrieben sie dort, wo es für sie notwendig war, mit erbitterter Härte. Aber gleichzeitig nutzten sie sie auch intensiv für ihre eigenen Zwecke. Indigene Händler brachten in großem Umfang Felle zu den Handelsposten. Sie tauschten die Felle gegen die Produkte des modernen Westens, sowohl die guten – beispielsweise Metallwerkzeuge, Textilien, Lebensmittel – als auch gegen die schlechten – Waffen und Alkohol. So entstand ein blühender Handel mit den Einheimischen. Und mancher dieser Einheimischen kopierte das Geschäftsmodell einfach. Indianische Händler reisten tief in das Landesinnere und tauschten dort dann Felle gegen die Waren, die sie zuvor an den Handelsposten erhalten hatten – natürlich zu einem viel härteren Kurs.

Der Pelzhandel veränderte die Einheimischen nachhaltig und ließ sie langsam von ihrem üblichen Leben abkehren. Die Biberjagd war vergleichsweise einfach in guten Regionen, im Gegensatz zu einer anstrengenden Jagd nach anderem Wild. Und auch die Einheimischen erlagen dem Wert der westlichen Waren. Ganze Stämme richteten ihr Leben nun auf den Pelzhandel aus. Eine (bittere?) Form der Europäisierung der Indianer durch Handel.
Diese veränderte Lebensweise führte zu viel Elend. Die Indianer suchten nun die besten Biberjagdgebiete und verließen die angestammten Gebiete. So trafen Stämme aufeinander, die lange friedlich nebeneinander existierten. Ausgerüstet mit Schusswaffen und besorgt um ihren Handelserfolg, kam es unter den indigenen Völkern Kanadas zu blutigen Konflikten. Viele Menschen starben in diesen Kriegen. Aber nicht nur das war ein negativer Effekt des nun ständigen Kontakts mit den weißen Menschen aus Europa. Durch den ständigen Besuch der Handelsposten wurden viele europäische Krankheiten auf die Indianer übertragen. Sie starben zu Tausenden an Krankheiten wie den Pocken, gegen die sie noch keine Abwehrkräfte entwickelt hatten.

Fellqualität

Doch wie wurde überhaupt der Tauschkurs bestimmt, wenn nicht auf Münzen oder Geldscheine zurückgegriffen wurde? Auch dazu hatte die Hudson’s Bay Company eine sehr gute Lösung: Der Handel wurde mit dem sogenannten Made Beaver standardisiert. Das bedeutete einen Standard, bei dem ein hochqualitatives männliches Biberfell den Standard bildete. Damit wurde ein Tauschstandard geschaffen.

Krieg

Doch die Hudson’s Bay Company kämpfte nicht nur mit den indigenen Völkern. Ihr Erfolg und ihre Macht führte zu einem natürlichen Konflikt mit den Franzosen, die im 18. Jahrhundert in Rupert’s Land eindrangen und nun das Gebiet für die französische Krone sichern wollten. See- und Landgefechte waren üblich, vor allem in der Hudson Bay selbst. Bedeutend war die Seeschlacht der Bucht im Jahr 1687, bei der die Franzosen tatsächlich die Royal Navy schlagen und das Hauptquartier der Company in York Factory erobern konnten. Aber die Macht der Engländer, vor allem die Seemacht, war zu groß. 1713 erkannten die Franzosen im berühmten Vertrag von Utrecht den Anspruch Englands auf die Hudson Bay an, was dazu führte, dass die Hudson’s Bay Company die Mündungen der Hudson Bay und der Flüsse mit Handelsposten besetzte.

Doch die Franzosen hatten nur den Anspruch auf die Hudson Bay anerkannt – nicht einen Anspruch auf Rupert’s Land. Während die Hudson’s Bay Company am Wasser blieb, also an den Mündungen, zogen die Franzosen von Süden her in das Landesinnere von Rupert’s Land. Sie betrieben dort direkt Handel mit den Indianern. Für diese war das auch einfacher: Sie mussten nicht mehr beschwerlich zu den Handelsposten der Company reisen, sondern die Franzosen kamen zu ihnen. Der Konflikt war vorprogrammiert. Doch mit der Unterstützung der britischen Krone konnte im Pariser Vertrag von 1763 Frieden geschlossen werden.

Es waren nun britische Unternehmungen selbst, die der Hudson’s Bay Company das Leben schwer machten. Denn vielen war die Macht der Company ein Dorn im Auge, auch im Umfeld des britischen Königs. Die Briten errichteten nun ein Überlandhandelsnetz von Montreal aus, das den Weg durch die Hudson Bay überflüssig machte. Die Macht der Hudson’s Bay Company sank erheblich. Die britische North West Company wurde der große Konkurrent. Die Hudson’s Bay Company baute nun auch weiter im Süden von Rupert’s Land Handelsposten. Wirtschaftliche und kriegerische Konflikte zwischen den beiden Handelsgesellschaften waren die Folge. Menschen starben, der Handel von beiden Gesellschaften wurde geschwächt. Die britische Krone, Adlige und Handelsleute übten massiven politischen und wirtschaftlichen Druck aus. Die beiden Gesellschaften schlossen sich unter diesem Druck im Jahr 1821 zusammen – und erhielten im Gegenzug das Handelsmonopol über die gesamten britischen Nordwest-Territorien. Die Hudson’s Bay Company war am Höhepunkt ihrer Macht angekommen.

Neue Organisationen

Durch den Zusammenschluss wurde eine neue Organisation notwendig. Es entstanden Handelsabteilungen zur Verwaltung des riesigen Gebiets, und diese wiederum wurden in verschiedene Distrikte eingeteilt. Es waren dann die Manager dieser Distrikte, die die eigentliche Gewalt für die Gesellschaft ausübten. Denn sie wurden unmittelbar an den Gewinnen des Handels in ihren Distrikten beteiligt und hielten auf diese Weise die Macht mit eisernen Zügeln fest. Sie schlossen auch Handelsposten, die unrentabel waren. Das wiederum brachte die indigenen Völker in große Nöte, die sich auf den Pelzhandel spezialisiert hatten – und nun auf einmal feststellen mussten, dass kein Handelsposten mehr in ihrer Region war. Erneut stürzte die Hudson’s Bay Company damit die Indianer in große Not.

Wettbewerb

Doch das Handelsmonopol der Hudson’s Bay Company wurde nun zunehmend nicht nur von ausländischen Kräften, sondern auch von einheimischen Siedlern in Frage gestellt. Siedlungen und ihre Händler widersetzten sich dem Monopol. Gerichte der britischen Kolonien hatten Angst, diese Händler zu verurteilen. Sie fürchteten einen Aufstand der Siedler, sollten die Händler am Strick landen. So hatte die Hudson’s Bay Company zwar immer noch ein königlich gesichertes Handelsmonopol, konnte dieses aber zunehmend nicht mehr durchsetzen. Die Macht begann zu schwinden.

Lange hatte sich die Hudson’s Bay Company auch gegen Siedler in ihrem Gebiet gewehrt, da sie dadurch Machtverlust fürchtete. Doch der Druck der amerikanischen Siedler war ebenso groß wie die wachsende Macht der USA, und zunehmend zogen im 19. Jahrhundert Wagentrecks in das Gebiet der Hudson’s Bay Company.

Kolonialismus

Die Macht der Hudson’s Bay Company beruhte auf ihrem Handelsmonopol, aber auch auf ihren politischen Rechten. Sie setzte die königlichen Rechte in den Kolonien durch und übte die Gerichtsbarkeit aus. Auf diese Weise kontrollierte die Company die Siedler in den nordwestlichen britischen Territorien. Doch zunehmend erkannte Großbritannien auch, dass die Company ihre eigenen politischen Interessen verfolgte und begann Druck auf sie auszuüben. Zudem wollte der kanadische Staat die Macht der Company nicht mehr anerkennen. Nach und nach mussten die Verantwortlichen der Company damit ihre politische Tätigkeit von der Tätigkeit in der Gesellschaft trennen. Auch auf diese Weise verlor die Gesellschaft im 19. Jahrhundert zusehends ihre koloniale Macht.

Die kanadischen Siedler drängten nun in die Region, die der Company zur Verwaltung unterstellt war. Sie erkannten die Gerichtsbarkeit der Company ebenso wenig an wie deren Handelsmonopol. Strafen für Brüche des Handelsmonopols wurden seltener, weil die Gerichte der Gesellschaft fürchteten von Aufständischen gelyncht zu werden. Die Spannungen zwischen einer Handelsgesellschaft, die ein fast zwei Jahrhunderte altes Monopol schwinden sah, und Siedlern, die auf Freiheit und freien Wettbewerb ausgerichtet waren, nahmen ständig zu.
Allerdings soll dabei auch ein positiver Aspekt der Gesellschaft betont werden: Die Handelsposten dienten auch als wichtige Anlaufpunkte für die Siedler, die hier Werkzeuge kaufen und ihre Waren verkaufen konnten. Die Infrastruktur der Gesellschaft war damit für die Expansion des Staates Kanada nach Norden wichtig.

Wandel

Doch der wahre Wandel der Gesellschaft kam von innen. Der Pelzhandel verlor im 19. Jahrhundert massiv an Bedeutung. Stattdessen rückte nun ein anderer wirtschaftlicher Zweig massiv in den Mittelpunkt: Der Immobilienhandel. Die Gesellschaft verfügte über riesige Ländereien, kaufte neue dazu und entwickelte diese. Private Investoren schlossen sich in der International Financial Society zusammen, die dann 1863 die Mehrheitsbeteiligung an der Hudson’s Bay Company übernahm. Die kolonialen Rechte sollten nun endgültig abgegeben werden. Die Hudson’s Bay Company begann, mit Kanada über ihr Territorium zu verhandeln. 1870 verkaufte die Company dann Rupert’s Land an Kanada. Auch ihr Handelsmonopol, das faktisch ohnehin nur noch auf dem Papier bestand, gab sie ab. Im Gegenzug erhielt das Unternehmen 300.000 Pfund – eine für damalige Verhältnisse riesige Summe. Aber vor allem erhielt das Unternehmen ein Zwanzigstel des nordwestlichen Territoriums unwiderruflich als Eigentum: Die Grundlage für ein riesiges Immobilienvermögen. Von nun an konzentrierte sich das Unternehmen auf die Immobilien- und Landentwicklung, mit großem wirtschaftlichen Erfolg. Es folgten auch immer weitere Unternehmensbeteiligungen. Auch in den Einzelhandel investierte das Unternehmen nachhaltig.

Heute

Im 21. Jahrhundert konzentrierte sich das Unternehmen auf den Einzelhandel – national wie international. Selbst Galeria Kaufhof gehörte einst für eine kurze Zeit zu dem Unternehmensverbund. Doch der Erfolg war mäßig. Viele Verluste und der Druck des Online-Handels setzten der einst so stolzen Gesellschaft massiv zu. Eine Gruppe von Aktionären nahm HBC im Jahr 2020 wieder in die Privatwirtschaft auf und strich das Unternehmen von der Toronto Stock Exchange. Unter CEO Richard Baker wurde HBC umstrukturiert und gehört nun vollständig einer Holdinggesellschaft mit Sitz auf den Bermudas an. Von der einstigen stolzen Gesellschaft sind heute noch die Geschäfte in Kanada, die den Namen „Hudson’s Bay“ tragen, weltweit bekannt. Ansonsten ist die heutige Größe nicht mit ihrer geschichtlichen Bedeutung vergleichbar.

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