Blog

Die faszinierende und gefährliche Reise des Eisbergs A-68

Haben Sie schon einmal von „A-68“ gehört? Wenn nein, machen Sie sich keine Sorgen. Diese Bezeichnung ist vor allem Forschern in der Antarktis ein Begriff. Dahinter verbirgt sich ein riesiger Eisberg, der sich auf einer faszinierenden Reise durch die Antarktis befindet. Eine Reise, die aber gleichzeitig mit einer großen Gefahr für die Tierwelt verbunden war. Die Antarktis ist ein sagenhafter Ort, wie auch diese Geschichte belegt. Begeben wir uns mit dem gigantischen Eisberg auf seine Reise. Aber der Reihe nach:

Ein Gigant der Meere

Beginnen wir die Geschichte des Rieseneisbergs mit einem Blick auf das Saarland und auf Luxemburg in Europa. Warum? Nun, das Saarland hat eine Fläche von 2.569 Quadratkilometern. Luxemburg von 2.586 Quadratkilometern. Der Eisberg A-68 hat bei seiner Entstehung eine Fläche von mehr als 5.800 Quadratkilometern. Er ist damit mehr als doppelt so groß wie Luxemburg oder das Saarland und gilt als einer der größten Eisberge, die die Menschheit je zu Gesicht bekam. Aber warum ist er so bemerkenswert? Weil er sich seit 2017 auf eine Reise begibt, die Wissenschaftler ebenso fasziniert wie besorgt.

Juli 2017 – ein Rieseneisberg entsteht

Im Dezember 1893 segelte ein norwegischer Kapitän auf einer Expedition in der Antarktis durch den westlichen Teil des Weddell-Meeres. Der Name des Kapitäns war Carl Anton Larsen. Auf seiner Reise entdeckte er nicht nur eine Halbinsel, die nach dem Schiff des Norwegers, der „Jason“, bezeichnet wurde (Jason-Halbinsel). Er traf auch auf eine riesige Eismasse. Ein Schelfeis, das fortan seinen Namen tragen sollte: Das Larsen-Schelfeis.

Im Sommer 2017 erschüttert dann ein lautes Krachen die Antarktis. Ein Krachen, das sich wie eine riesige Explosion angehört haben muss. Ein großer Eisberg löst sich von dem Schelfeis ab. Mehr als 10% des Schelfeises brechen von der Hauptmasse ab und bilden nun einen eigenen Eisberg. Wenn Menschen vor Ort gewesen wären, hätten sie sicher ein einmaliges Naturschauspiel gesehen. Aber auch auf Satellitenbildern bietet sich den Forschern ein beeindruckendes Bild. Mit mehr als 5.800 Quadratkilometern entsteht einer der größten Eisberge, den Menschen jemals beobachtet haben. Die Forscher geben dem Eisberg die Bezeichnung A-68. Von nun an beobachten sie seinen Weg durch die Antarktis, mit großer Faszination ebenso wie mit großer Sorge.

Eine Reise durch die Antarktis

Zunächst ist es vor allem ein beeindruckendes Naturschauspiel und nichts Ungewöhnliches, das ein großer Eisberg von Schelfeis abbricht. Aber A-68 beginnt nun zu wandern, getrieben von den Strömungen des antarktischen Ozeans. Dabei wird seine Reise zunächst begrenzt vom Meereis, das selbst dieser Gigant nicht überwinden kann. Auf dem offenen Meer bewegt er sich dann jedoch schnell fort. Stellen Sie sich das vor: Das Saarland würde auf dem Meer treiben und sich um die Erde bewegen. Dann haben Sie vielleicht eine Idee davon, warum die Geschichte von A-68 die Forscher so sehr beeindruckt, denn sie gibt uns viel Informationen über die Antarktis.

Der Eisberg bewegt sich nordwärts. Im Juli 2017 wird er von einem Satellitenbild erfasst und es wird festgestellt: Der große Eisberg hat zwei Eisbrocken verloren und „nur“ noch eine Masse von 4.200 Quadratkilometern. Die Haupteismasse wird als A-68A bezeichnet, die beiden anderen kleinen (aber immer noch beeindruckenden) Eisberge erhalten die Bezeichnung A-68B und A-68C.

Am 5. Juli 2020 erfasst wieder ein Satellit den Eisberg A-68A. Er treibt nun in offenen Gewässern in der Nähe der Süd-Orkney-Inseln im Südatlantik. Für die Forscher ist das beeindruckend: In weniger als drei Jahren hat sich der Eisberg mehr als 1.000 km von seinem Geburtsort entfernt. Diese Entdeckung zeigt auch, welche Kraft der Ozean in der Antarktis hat, mit welchem unglaublichen Anstrengungen das Wasser das Eis bewegt.

Angst um die Tierwelt der Antarktis

Doch neben der wissenschaftlichen Begeisterung kommt nun ein anderes Gefühl auf: Große Sorge. Denn der Eisberg A-68A bewegt sich nun auf Südgeorgien zu und könnte damit die Tierwelt gefährden.

Über Südgeorgien haben wir auch einen umfangreichen Blog geschrieben. Aber ordnen wir die Region noch einmal kurz für Sie ein:

Südgeorgien bildet eine Inselgruppe im Südatlantik. Die Hauptinsel ist ca. 1.300 km südöstlich der Falklandinseln gelegen. Mit einer Fläche von ca. 1.450 Quadratkilometern ist Südgeorgiens Hauptinsel eines der größten unberührten Naturparadiese dieser Welt. Die Insel ist ca. 160 km lang und ca. 30 km breit. Vor allem für Pinguine und Seevögel ist Südgeorgien ein Paradies: St. Andrews Bay und Salisbury Plain sind die berühmtesten Pinguinkolonien auf Südgeorgien und sicherlich auch mit die berühmtesten der Welt, wir alle haben wahrscheinlich schon Fotos davon gesehen, wie sich hier jeweils Hunderttausende Pinguinen Schulter an Schulter nebeneinanderstehend aneinanderdrängen.

Aber nicht nur Pinguine und Seevögel lieben Südgeorgien – nein, zu Hunderttausenden leben an den Küsten auch die Seebären, diese beliebte und uns so einnehmende Robbenart. Halten Sie sich fest, wenn Sie nun die geschätzte Zahl dieser Tiere dort hören: Es sind fast zwei Millionen, vermutlich ca. 95 % der Weltpopulation dieser Tierart. Neben den Seebären gibt es auch mehrere hunderttausende See-Elefanten an den Küsten Südgeorgiens. Nun zeichnete sich, insbesondere im November 2020, eine ökologische Katastrophe ab. Der Eisberg mit einer Fläche von noch rund 4.200 Quadratkilometern rotiert und droht, vor der Küste Südgeorgiens auf Grund zu laufen. Das Wasser ist hier nur rund 200 m tief – der Eisberg wird vermutlich viel weiter in die Tiefe reichen. Wenn der Eisberg direkt vor den Brutstätten der vielen Tiere auf Grund läuft, wäre ihnen der Zugang zum Meer mit seinen Fischgründen dauerhaft, vielleicht für Jahre und Jahrzehnte, versperrt. Die Brutstätten Südgeorgiens wären verloren. Zehntausende von Tieren, insbesondere die Jungen, würden verenden. Die weltweite Pinguinpopulation wäre massiv gefährdet.

Eine glückliche Fügung

Im Dezember 2020 aber machen die Forscher dann eine Entdeckung, die sie jubeln lässt. Die stürmische See vor Südgeorgien rettet die Tiere offenbar. Es ist bekannt, dass es hier eine sehr starke, quer verlaufende Strömung gibt. Rund 50 Kilometer vor der Hauptinsel lenkt Sie den Eisberg um, als wolle sie dem Eisberg offenbar verbieten, die Tiere der Antarktis zu gefährden. Die Strömungen drehen den gigantischen Eisberg um 180 Grad, als würden unsichtbare Kräfte ein Auto in voller Fahrt drehen und in eine andere Richtung lenken. Zudem muss der Eisberg gegen den Rand des Schelfs gestoßen sein, und wieder brach ein Teil des Eisbergs ab. Ein neuer Eisberg, A-68D, entsteht, mit einer Fläche von rund 140 Quadratkilometern, der jedoch in eine andere Richtung treibt und Südgeorgien nicht gefährdet.

Zu dem Zeitpunkt, als dieser Blog geschrieben wird (23.12.2020), bewegt sich A-68A in Richtung Südosten. Dabei wird er Südgeorgien passieren, jedoch ist die Hauptinsel außer Gefahr. Nun besteht noch die Gefahr einer Kollision mit der Südostküste von Südgeorgien, auch hier wären zahlreiche Tiere gefährdet (wenngleich auch nicht mehr so viele Kolonien wie zuvor auf der Hauptinsel). Doch die Forscher weisen darauf hin, dass schon andere Eisberge zuvor diese Reise unternommen haben, wenn auch nicht so große, und dabei um Südgeorgien herumgetrieben sind.

Wir von Eisexpeditionen.de hoffen natürlich auch auf einen guten Ausgang und werden die Reise des Eisbergs weiter beobachten. Für Expeditionskreuzfahrten stellt dieser Eisberg kein Risiko dar. Im Gegenteil, sein Anblick vom Schiff aus würde eher ein wunderbares Naturschauspiel bieten. Es zeigt sich an dieser Geschichte: Die Antarktis ist immer in Bewegung und verändert sich. Daher ist jede Expeditionsreise einzigartig und zeigt immer wieder besondere Wunder auf.

Teilen Sie diesen
Beitrag auf

Wenn auch Sie diese Wunder sehen möchten, dann sprechen Sie uns gerne an. Wir stellen für Sie die perfekte Expeditionskreuzfahrt zusammen – sicher und verlässlich.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
Reisen in diese
Region
Mehr anzeigen