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Die Ära der Luftschifffahrt in Spitzbergen

Spitzbergen war einst Bühne für gewagte Luftschiffexpeditionen. In diesem Blogbeitrag tauchen wir ein in die packende Ära der Pioniere, die Spitzbergen als Ausgangspunkt für ihre ambitionierten Polarerkundungen nutzten. Erleben Sie die Geschichte und die Abenteuer, die Spitzbergen auf der Karte der Luftschifffahrt unvergesslich gemacht haben.

Luftfahrtpioniere in Spitzbergen

Spitzbergen, die abgelegene Inselgruppe im Arktischen Ozean, ist nicht nur bekannt für ihre rauen Landschaften und die vielfältige Tierwelt, sondern auch für ihre faszinierende Rolle in der Geschichte der Luftfahrt. Seit dem späten 19. Jahrhundert diente Spitzbergen als strategischer Ausgangspunkt für kühne Expeditionen, deren Ziel es war, den bis dahin unerreichten Nordpol zu bezwingen. Die imposanten Luftschiffe, Meisterwerke der Technik jener Zeit, brachten Abenteurer aus verschiedenen Ländern nach Spitzbergen. Mit großem Mut durchquerten diese Luftfahrtpioniere von hier aus den Himmel über der Arktis. Viele dieser Expeditionen endeten tragisch, doch sie alle trugen dazu bei, unser Verständnis der Polarregionen zu vertiefen und hinterließen ein reiches Erbe, das bis heute in Spitzbergen sichtbar ist.

Salomon August Andrées Polarexpeditionen

Die Polarexpeditionen unter der Leitung von Salomon August Andrée sind ein bemerkenswertes Beispiel für den Forscherdrang und die Herausforderungen der Arktiserkundung dieser Zeit. Andrée unternahm zwei Versuche, den Nordpol zu erreichen, wobei der prominenteste im Jahr 1897 mit dem Wasserstoffballon „Örnen“ (Der Adler) begann. Diese Expeditionen zielten darauf ab, wissenschaftliche Daten zu sammeln und Schweden auf der Karte der Polarforschungsnationen zu verankern.

Die ambitionierteste dieser Unternehmungen begann am 11. Juli 1897 von Danskøya im Nordwesten des Spitzbergen-Archipels. Andrée, zusammen mit seinen Begleitern Knut Frænkel und Nils Strindberg, beabsichtigte, den Nordpol per Ballon zu überqueren. Technische Schwierigkeiten und ungünstige Wetterbedingungen führten jedoch dazu, dass der Ballon bereits nach zwei Tagen zur Notlandung gezwungen war. Sie landeten auf einer abgelegenen Eisscholle, weit entfernt von ihrer geplanten Route.

Nach der Landung versuchten die Männer, durch das unwirtliche arktische Eis zu einer bewohnten Station zu gelangen. Sie überquerten das Packeis, versorgten sich selbst mit Jagd und zeichneten kontinuierlich ihre Beobachtungen auf. Die Strapazen dieser Reise waren jedoch überwältigend, und die Gruppe erreichte nie eine sichere Zuflucht. Die Überreste des letzten Lagers wurden erst 33 Jahre später, im Jahr 1930, auf Kvitøya gefunden. Die genauen Umstände ihres Todes sind ungewiss, doch vermutet wird eine Kombination aus Erschöpfung, Unterkühlung und den möglichen Folgen des Verzehrs von kontaminiertem Eisbärfleisch.

Diese tragischen Ereignisse illustrieren die extremen Risiken und Herausforderungen der frühen Polarforschung und führten zu wichtigen Überlegungen bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen und Methodiken in späteren Expeditionen. Andrées Expeditionen bleiben ein Zeugnis des Mutes und der Gefahren, die mit der Erkundung der noch unbekannten Polarregionen verbunden waren.

Walter Wellman und die Expeditionen des Luftschiffs America

Das Luftschiff America, erbaut von Louis Mutin Godard in Frankreich im Jahr 1906, war ein bahnbrechendes Projekt, das von dem US-Journalisten Walter Wellman initiiert wurde. Dieses Projekt hatte das ehrgeizige Ziel, den Nordpol per Luftweg zu erreichen. Ein Ziel, das Wellman seit dem gescheiterten Versuch einer Nordpol-Expedition im Jahr 1894 nicht losließ - dieser Versuch erfolgte per Schiff und mit Schlitten.

Wellman sammelte Gelder durch eine öffentliche Gesellschaft, unterstützt durch erhebliche Beiträge des Zeitungsverlegers Victor F. Lawson, um das Luftschiff zu finanzieren. Die America erreichte Spitzbergen im Juli 1906, aber technische Schwierigkeiten führten dazu, dass die Expedition kurz darauf scheiterte und das Luftschiff nach Frankreich zurückgesandt wurde.

1907 kehrte Wellman mit überarbeiteter America zurück, doch schlechtes Wetter verhinderte eine erfolgreiche Abreise bis September. Der Start dieses Mal führte nur zu einer kurzfristigen Fahrt, die schnell abgebrochen wurde, um eine Notlandung zu vermeiden.

Im Jahr 1909 unternahm Wellman einen weiteren Versuch und startete am 15. August mit einer Besatzung, die den russischen Ballonfahrer Nicolas Popov einschloss. Doch zwei Stunden nach dem Start versagte ein kritisches Gerät, der "Equilibrator", der dazu diente, die Höhe über dem Eis zu regulieren. Die America gewann unkontrolliert an Höhe, konnte aber schließlich kontrolliert auf den Boden zurückgebracht werden. Die Crew wurde von einem norwegischen Dampfer gerettet.

Nach dieser dritten fehlgeschlagenen Expedition gab Wellman seine Polexpeditionen auf und wandte sich stattdessen dem Vorhaben zu, den Atlantik zu überqueren. Das Luftschiff wurde erneut erweitert und mit einem Funkgerät ausgestattet, das einige der ersten Luft-Boden-Übertragungen ermöglichte. Der Start erfolgte am 15. Oktober 1910 von Atlantic City aus, doch technische Probleme und schlechtes Wetter zwangen die Crew schließlich zur Aufgabe; sie wurden von dem Dampfschiff Trent gerettet, das sie sicher nach New York zurückbrachte.

Amundsen und Nobile - Die Nordpol-Expedition des Luftschiffs Norge

Die Nordpol-Expedition des Luftschiffs Norge im Jahr 1926 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Polarforschung. Unter der Leitung des norwegischen Polarforschers Roald Amundsen, des italienischen Luftschiffkonstrukteurs Umberto Nobile und des amerikanischen Abenteurers Lincoln Ellsworth wurde diese Expedition die erste, die zweifelsfrei den Nordpol überflog. Finanziert wurde das Vorhaben durch den Aero Club of Norway, Lincoln Ellsworth und teilweise durch die italienische Regierung.

Die Norge, ein halbstarres Luftschiff, das von Nobile entworfen und 1923 gebaut wurde, startete am 11. Mai von Ny-Ålesund auf Spitzbergen. Trotz der Unsicherheit über einen zuvor behaupteten Flug zum Pol durch Richard Byrd, brach die Norge auf, um eine direkte Route über den Pol nach Alaska einzuschlagen.

Am 12. Mai 1926 erreichte das Luftschiff den geographischen Nordpol. Dieser Moment wurde durch das Abwerfen der norwegischen, amerikanischen und italienischen Flaggen gekennzeichnet, wobei Amundsen und Nobile ihre Rivalität über die Größe der Flaggen offenbarten. Nobiles Verhalten bei dieser Aktion, einschließlich des Überbordwerfens verschiedener Flaggen, trug zu Spannungen zwischen ihm und Amundsen bei.

Nach dem Überfliegen des Pols setzte die Expedition ihren Weg fort und landete schließlich am 14. Mai in Teller, Alaska. Trotz der schwierigen Bedingungen, einschließlich des Einfrierens der Propeller und Beschädigungen der Außenhülle, wurde die Mission erfolgreich abgeschlossen. Das Luftschiff Norge wurde danach abgebaut und nach Europa zurücktransportiert, wo es nie wieder flog.

Die tragische Expedition des Luftschiffs Italia

Die Expedition des Luftschiffs Italia im Jahr 1928 war ein erneuter Versuch von Umberto Nobile, den geografischen Nordpol zu erreichen. Inspiriert vom Erfolg der ersten erfolgreichen Expedition im Jahr 1926 und getrieben von dem Wunsch, weitere wissenschaftliche Daten über die Polarregionen zu sammeln, plante Nobile die Expedition mit der Italia.

Das Luftschiff Italia war speziell für die Belange der Polarforschung konstruiert worden. Es war ein halbstarres Luftschiff, das sowohl für wissenschaftliche Zwecke als auch zur Demonstration der italienischen Luftschifftechnologie gedacht war. Am 23. Mai 1928 erreichte die Italia erfolgreich den Nordpol, ein bedeutender wissenschaftlicher Erfolg. Doch auf dem Rückweg nach King's Bay (heute Ny-Ålesund) auf Spitzbergen kam es zur Katastrophe.

Die Rückreise wurde durch eine Reihe technischer und meteorologischer Probleme behindert. Ein schwerer Sturm und das Einfrieren der Propeller führten dazu, dass das Luftschiff schließlich abstürzte und auf dem Packeis des Arktischen Ozeans zerschellte. Während Teile der Gondel im Eis versanken, fanden sich einige Überlebende auf einer Eisscholle wieder, darunter Nobile selbst, der schwer verletzt war.

Die Nachricht von dem Unglück löste eine der größten internationalen Rettungsaktionen in der Geschichte der Polarforschung aus. Etwa 1500 Menschen aus verschiedenen Ländern, darunter Schweden, Norwegen, Russland und Italien, beteiligten sich an der Suche nach den Überlebenden. Diese dramatische Rettungsaktion umfasste Schiffe, Flugzeuge und sogar weitere Luftschiffe. Tragischerweise kam während einer solchen Rettungsmission auch Roald Amundsen ums Leben, der sich trotz seiner Differenzen mit Nobile sofort bereiterklärte, sich an der Suche zu beteiligen. Amundsen, der bereits beim Überflug des Nordpols mit der Norge dabei gewesen war, startete eine eigene Rettungsmission, stürzte jedoch mit seinem Flugzeug in die Barentssee und gilt seitdem als verschollen.

Die Italia-Expedition bleibt ein bleibendes Beispiel für den heldenhaften Geist der Erforschung und die unheimlichen Gefahren, die mit der Erkundung der entlegensten Regionen der Erde verbunden sind.

Die Zeppelin-Studienexpedition und die Polarfahrt von LZ 127

Im Sommer 1910 fand die Zeppelin-Studienexpedition nach Spitzbergen statt, eine Schiffsexpedition unter Leitung von Ferdinand von Zeppelin und mit Beteiligung von Prinz Heinrich und weiteren Wissenschaftlern. Ziel war die Erforschung der Eignung von Luftschiffen für Arktisexpeditionen. Die Expedition nutzte den Dampfer Mainz, um nach Spitzbergen und in den Arktischen Ozean zu gelangen. Es handelte sich um eine Vorbereitungsreise für eine spätere Luftschifffahrt. Die Ergebnisse trugen zur Planung zukünftiger Luftschiffexpeditionen bei und führten zur Einrichtung einer permanenten deutschen Wetterstation auf Spitzbergen.

Im Gegensatz zur Schifffahrt von 1910, wurde die Arktisexpedition 1931 mit dem Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“ durchgeführt. Unter der Führung von Hugo Eckener startete diese Expedition, um die Eignung von Luftschiffen für Polarbedingungen zu testen. Die LZ 127 war ein zuverlässiges Luftschiff, das bereits für zahlreiche spektakuläre Fahrten bekannt war. Obwohl die expeditionsspezifischen Aktivitäten nicht direkt in Spitzbergen stattfanden, war die Region ein wichtiger geographischer Bezugspunkt für die Polarfahrt, welche wesentliche Erkenntnisse über arktische meteorologische und geophysikalische Bedingungen lieferte.

Auf Spitzbergen den Spuren der Luftfahrtpioniere folgen

Spitzbergen ist also ein bedeutender Ort für die Geschichte der Luftfahrt. An diesen Orten können Sie der Ära der Luftfahrtpioniere nachspüren. Einer der Hauptanziehungspunkte für interessierte Expeditionsreisende ist das North Pole Expedition Museum in Longyearbyen, das Artefakte und Informationen zu diversen Luftschiff- und Ballonexpeditionen präsentiert. Dieses Museum dokumentiert unter anderem die dramatischen Expeditionen der Luftschiffe Norge und Italia. Ein weiterer historisch relevanter Ort ist Ny Ålesund, wo der Ankermast der Luftschiffe noch immer in die Höhe ragt. Hier begannen die ambitionierten Polarfahrten von Roald Amundsen und Umberto Nobile. Ny Ålesund dient heute als Forschungszentrum und erinnert mit seinem Luftschiffmast an die heroischen Tage der Arktisexploration. Virgohamna auf der Insel Danskøya ist ebenfalls von historischer Bedeutung; von hier startete Salomon August Andrée seine tragische Ballonfahrt zum Nordpol. Die Überreste seiner Startvorrichtungen sind stumme Zeugen des kühnen Unterfangens. Ein weiterer bedeutender Ort ist die Insel Kvitøya, bekannt als der letzte Ruheplatz der Andrée-Expedition. Diese abgelegene Insel, nahezu vollständig von Eis bedeckt, symbolisiert die extremen Herausforderungen der Polarerkundungen.

Diese Orte können im Rahmen von Spitzbergen Expeditionskreuzfahrten besucht werden, die zudem tiefere Einblicke in die Geschichte der Arktisexploration bieten und es zudem ermöglichen, die faszinierende und unberührte Natur Spitzbergens zu erleben.

Gehen Sie auf Expeditionskreuzfahrt nach Spitzbergen und folgen Sie den Spuren der Luftfahrtpioniere. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf und wir finden für Sie eine spannende Expedition und ein zu Ihren Ansprüchen passendes Expeditionsschiff.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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