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Walbeobachtungen in Arktis und Antarktis (Ein Gastbeitrag von Dennis Hillemann)

Es ist ein unvergessliches Erlebnis: Sie stehen an Bord eines Expeditionsschiffs und blicken auf das Eis. Und plötzlich heißt es: „Wale!“ Sie können die sanften Riesen dann mit großem Staunen vom Deck aus bewundern und Eindrücke sammeln, die Sie nie vergessen werden. Zeit, diesem spannenden Thema einen Blogbeitrag mit eigenen Erfahrungen zu widmen.

Expedition Antarktis

Auf meiner ersten Expeditionsseereise in die Antarktis Ende 2021 hatte ich großes Glück: Nicht nur, dass ich mehrfach Buckelwale bestaunen durfte, auch Orcas (die eigentlich Delfine sind) durfte ich bewundern. Bevor ich auf diese Erfahrung näher eingehe, möchte ich aber auf das Wort „Glück“ eingehen: Natürlich kann niemand sagen, ob, wann und wo Sie auf einer Expeditionsreise Wale zu sehen bekommen und wie nah die schönen Tere Ihnen sein werden. Doch ist die Wahrscheinlichkeit bei richtiger Auswahl der Reise sehr groß. Und es ist einfach spannend, an Deck zu stehen oder im Zodiac zu sitzen, die Eindrücke der Natur einzusammeln und immer wieder auf das Wasser zu blicken, ob nicht irgendwo eine mächtige Schwanzflosse aus dem Wasser auftaucht. Man sieht erst vielleicht etwas graues oder Schwarzes, ab und zu sieht man den Blas, und dann auf einmal taucht ein Wal auf. Gerade bei den Buckelwalen ist das ein fantastischer Anblick, wie sich diese wunderbaren, schweren Tiere aus dem Wasser kurz in die Luft erheben und dann wieder abtauchen.
Oder Sie genießen gerade einfach nur die Landschaft, lassen sich von dem Eis und den Blick auf den Horizont verzaubern. Wenn dann jemand „Wale“ ruft oder der Kapitän eine Durchsage macht, gibt es kein Halten mehr. Das Herz schlägt schnell und die Augen suchen das Wasser ab. Bewundernde Laute der Beobachter und freudiges Jubeln werden Sie an Deck dahinführen, wo Sie den besten Blick auf die mächtigen Bewohner der Meere haben werden.
Aber nun zu einigen wichtigen Fakten:

Arktis & Wale

Während sich dieser Beitrag gleich auf meine eigenen Erfahrungen mit der Beobachtung von Walen in der Antarktis fokussiert, möchte ich eingangs kurz alle Freunde der Arktis beruhigen: Natürlich können wir die sanften Riesen auch in den arktischen Regionen des Nordens unserer schönen Erde beobachten. Abhängig von der Region können Schwerpunkte für Walbeobachtungen in den unterschiedlichen Monaten liegen. Bitte wenden Sie sich an das Team von Eisexpeditionen.de für eine perfekte Planung!) Die Wale, die ich nachfolgend beschreibe, können Sie dann regionsabhängig auch im Norden bewundern. Sprechen Sie am besten meine Frau Kristina Hillemann darauf an, welche Reise und Zeit sie für die Arktis empfiehlt, wenn Walbeobachtungen auf dem Programm stehen sollen.

Antarktis & Wale

Der antarktische Sommer ist die magische Zeit der Expeditionsseereisen. Von Oktober bis März erwacht jedes Jahr in besonderem Maße das antarktische Leben. Es ist nicht nur die Zeit der kleinen und großen Expeditionsseereisen, sondern auch die Zeit, in der die Wale in die Antarktis ziehen. Experten empfehlen hier vor allem Februar und März für Walbeobachtungen, da die Tiere dann satt gefressen und besonders verspielt und neugierig sind. Aber auch wir hatten bereits im Dezember so viele schöne Begegnungen mit Buckelwalen und Orcas, dass es sicherlich auch auf die individuellen Wünsche ankommt, ob man bis Februar mit einer Reise warten will (hier gilt: Zu individuellen Wünschen, was Sie sehen wollen, beraten lassen!).
Bis zu 10 unterschiedliche Walarten ziehen in dieser Zeit in den Süden. Für sie ist es eine besonders wichtige Zeit: Nicht nur, dass sie hier mit dem Krill und den Fischen auf ein reichhaltiges Buffet treffen, um sich nach dem Rückzug des Eises für die nächsten Monate viel Fett anzufressen. Auch ziehen sie hier in dieser Zeit ihre Kälber auf und legen auf diese Weise den Grundstein für den Fortbestand der Art. Werfen wir einen Blick auf einige Walarten, die Sie hier beobachten können:

Buckelwale

Auf meiner eigenen Expeditionsfahrt Ende 2021 hatte ich das große Glück, wunderschöne Buckelwale zu beobachten. Darunter sogar eine Mutter mit ihrem Kalb. Die Buckelwale sind natürlich die Walart schlechthin, die wir auf einer Expeditionskreuzfahrt zu sehen bekommen können. Denn sie können im ausgewachsenen Zustand bis zu 19m lang werden bei einem Gewicht von bis zu 36 Tonnen. Das ist kein Tippfehler: 36.000kg. Stellen Sie sich sechs afrikanische ausgewachsene Elefantenbullen vor. Ihr Gewicht zusammengerechnet ergibt das eines Buckelwales.
Ihr Name ist gleichzeitig Ausdruck eines wunderbaren Schauspiels, das ich selbst beobachten durfte. Wenn Sie zum Tauchen ansetzen, krümmen sie ihren Rücken: Ein Buckel entsteht, das schöne Tier taucht ab, die Schwanzflosse (Fluke) zeigt sich in ihrer ganzen Schönheit. Ich kann kaum mit Worten beschreiben, wie schön ein solcher Anblick ist. Mich hat er daran erinnert, wie klein wir Menschen sind, wie bedeutungslos im Vergleich zu der Weite des Ozeans. Auf dem wir mit unseren Schiffen nur Besucher sind, während diese Tiere den Ozean beherrschen.
Es ist aber auch spannend: Die Schwanzflosse taucht ab, weg ist der Wal. Nun halten alle den Atem an. Wo wird er wiederauftauchen? Wer wird ihn als erster sehen? Wer sich mit den Tieren auskennt, weiß: Niemand kann das sicher sagen. Sie können bis zu 200m tief tauchen und bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben, auch wenn der durchschnittliche Tauchgang um die 15 Minuten dauert. Wenn Sie besonderes Glück (und vielleicht auch gute Augen?) haben, können Sie vielleicht den Blas des Buckelwales sehen. Das ist die durch das Blasloch des Säugetieres nach einem Tauchgang mit hohem Druck ausgestoßene Luft. Der Blas kann bis zu sechs Meter in die Höhe schießen und man kann ihn ca. 200m weit hören. Wenn der Kapitän bei einer Walbeobachtung die Motoren ausstellt, ist es also gut möglich, den Blas sogar akustisch zu vernehmen.
Über Buckelwale hat das Team von Eisexpeditionen.de einen spannenden Blogbeitrag geschrieben, den Sie hier finden.

Zwergwale

Zwergwale sind kleiner als Buckelwale, aber häufig sogar etwas neugieriger. Sie kommen gerne in die Nähe von Schiffen, um diese zu beobachten. Von den Orcas unterscheiden sie sich dadurch, dass sie keine weißen Flecken auf dem Körper haben. Beide eint aber, dass sie beim Atmen ihre Schnauze senkrecht aus dem Wasser stecken. Auf meiner eigenen Reise in die Antarktis bekam ich leider keinen Zwergwal zu sehen. Dafür aber umso mehr die ähnlichen Orcas, und der Anblick hat mehr als entschädigt.

Orcas

Damit wären wir auch schon bei diesen sagenhaften Tieren. Ich durfte sie Ende 2021 auf meiner eigenen Reise bestaunen. Sie sind in einer größeren Schule von 20 Tieren aufgetaucht und einige kamen neugierig ganz nah an die MS Sea Spirit heran bzw. tauchten unter dieser ab. Werfen wir einen Blick auf diese Schönen Tiere.

Streng genommen hat der Orca in einem Blog zum Thema Walbeobachtung nichts zu suchen. Denn Orcas sind keine Wale. Sie sind Delfine. Aber früher nannten Seefahrer den Orca einen „Killerwal“, da sie beobachten, wie die Tiere in Gruppen größere Walarten jagten und zur Beute machten. Orcas sind Raubtiere. In der Nahrungskette stehen sie an der Spitze, denn mit Ausnahme der Menschen haben sie keine natürlichen Feinde. Kein Tier macht Jagd auf sie. Heute vermeiden viele zu Recht die Bezeichnung „Killerwal“ und bezeichnen die Tiere als Orcas oder als Schwertwale.

Ich fand die Begegnung mit den Tieren wunderbar. Es war eine größere Schule von etwa 20 Tieren. Sie mochten hier den oben bereits erwähnten Buckelwal oder vielmehr dessen Kalb verfolgt haben. Aber zum Glück haben sie das Kalb nicht erlegen können. Stattdessen kamen sie ganz nah an unser Schiff heran und boten so ein einmaliges Schauspiel.
Einen Orca erkennen wir an seinem schwarzen Rücken, der weißen Brust und den weißen Seiten sowie einem weißen Fleck über und hinter dem Auge. Bei den Antarktischen Orcas fällt ein hellgrauer bis fast weißer Rücken auf. Direkt hinter der Rückenflosse befindet sich ein grauer Fleck, den Wissenschaftler als „Sattel“ bezeichnen. Der Körper eines Orcas ist zylindrisch und verschlankt sich an beiden Enden. Dadurch entsteht eine areodynamische Form, die eine sehr gute Fortbewegung für die Delfine ermöglicht. Männliche Orcas werden bis zu 8m lang – und sie bringen bis zu 6 Tonnen Gewicht auf die Waage. Weibchen sind etwas kleiner und wiegen ausgewachsen ca. 4 Tonnen. Sie sind für andere Meerestiere nicht nur wegen ihrer brillanten Zusammenarbeit in Gruppen gefährlich, sondern auch, weil sie bis zu 56km/h im Wasser schnell sein können.

Für die Freunde der Arktis gibt es übrigens auch eine Besonderheit: Weiße Orcas. Sie gibt es im nördlichen Beringmeer und um die St.-Lorenz-Insel sowie in der Nähe der russischen Küsten. Man geht jedoch davon aus, dass es nur wenige Exemplare gibt.
Das Schöne an den Orcas: Sie tauchen selten allein auf. In der Regel bewegen sie sich in Gruppen von 10-70 Tieren mit sehr komplexen Sozialstrukturen. Interessant ist hierbei, dass die Tiere sich in der Regel im Matriarchat organisiert, also in Familiengruppen, die angeführt werden von dem ältesten Weibchen.

Ich bin froh, diese schönen Jäger in freier Natur beobachtet zu haben. Gerade der Umstand, dass sie in einer größeren Zahl um das Schiff herum erschienen sind, hat mich besonders gepackt. Wie die Tiere dort aus dem Wasser ihren Kopf streckten, um Atem zu holen, hintereinander schwammen und tauchten – ich gerate bei dem Gedanken wieder ganz ins Schwärmen und ich kehre zurück ans Deck der MS Sea Spirit und dem Naturschauspiel. Ich wünsche jedem Menschen solche schönen Erinnerungen.

Wal in Sicht

Aber wo finden wir die Wale denn nun auf einer Reise in die Antarktis? Letztlich besteht natürlich die Möglichkeit, die Tiere überall zu sehen, wenn wir uns auf dem Wasser befinden. So kann es natürlich schon zur Walsichtung kommen, wenn wir uns auf der Drake-Passage nach Süden bewegen. Und dann natürlich, wenn Sie die ersten antarktischen Inseln mit dem Schiff erreichen. Besonders spannend ist es auch, einen Wal zu sehen, wenn man zu einer Anlandung fährt oder von einer solchen kommt. Auch wir hatten das Glück, auf diese Weise einen Buckelwal ganz nah beobachten zu dürfen. Direkt auf dem Wasser, nur wenige Meter entfernt – ein märchenhafter Anblick!

Die erfahrenen Expeditionsguides und die Kapitäne wissen natürlich auch, wo die Chancen am höchsten sind, und werden die Schiffe, wenn es das Eis erlaubt, zu den Hot Spots für Walbeobachtungen navigieren. Deswegen sagt meine Frau Kristina Hillemann auch immer so schön: Wenn Sie in der Arktis oder Antarktis sind, verbringen Sie in der Regel wenig Zeit auf der Kabine. Denn jederzeit gibt es etwas zu bewundern an Natur und Ausblick – und genauso kann jederzeit ein Wal im Wasser auftauchen. Sie werden daher Ihre Zeit an Deck verbringen, die Natur und das Wasser beobachten, die Luft genießen – und auf die nächste Schwanzflosse im Wasser achten. Und wenn es dann heißt: Wal in Sicht, dann klopft Ihr Herz. Glauben Sie mir.

Fototipps

Wir haben auf unserer Expeditionsreise Tausende von Fotos gemacht. Das ist dem beeindruckenden Naturschauspiel geschuldet. Und auch bei Walbeobachtungen werden Sie viele Fotos machen. Daher immer Ersatz Akkus mitnehmen sowie Ersatz-SD-Karten, damit Sie die Fotos gut speichern können.

Selbstverständlich wissen die Fotoprofis auch: Mehrere Objektive mitnehmen lohnt sich. Denn so können Sie das beste Objektiv für die unterschiedlichen Distanzen und Lichtverhältnisse auswählen und schnell reagieren, wenn Wale entfernt oder besonders nah sind. Meine Frau Kristina Hillemann kann Ihnen sicher wertvolle Tipps für die beste Fotoausrüstung geben, sprechen Sie sie darauf gerne an.

Happywhale

Wenn Sie dann ein schönes Foto von einer Schwanzflosse, einer Fluke, gemacht haben, dann heißt es: Ab damit zu [Happywhale](http://(www.happywhale.com). Jede Schwanzflosse ist einzigartig, ähnlich wie die Fingerabdrücke eines Menschen können Wale anhand der Fluke identifiziert werden. Happywhale hat es sich zur Aufgabe gemacht, das globale Verständnis für die Meeresumwelt zu verbessern und sich um sie zu kümmern, indem wir hochwertige wissenschaftliche und pädagogische Arbeit zum Schutz der Meere leisten.
Wenn Sie Ihre Fotos von den Schwanzflossen an Happywhale senden, kann das Team dort den Wal identifizieren und nachvollziehen, wohin sich der von Ihnen fotografierte Wal bewegt hat. Ihre Sichtung hilft damit wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Zahl der Wale und ihre Lebensweise. Sie können dann auf der Seite ein Mitgliedskonto erstellen. Und das Schöne: Sie können dann sehen, wo „Ihr Wal“ schon überall auf der Welt war – und wo es noch überall für ihn hingeht. Auf diese Weise bleiben Sie auf dem Laufenden und haben zu dem Tier eine ganz besondere Beziehung. Nehmen Sie also eine gute Kamera auf Ihre Expeditionsreise mit.

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Walbeobachtungen sind eine magische Erfahrung, die Sie Ihr Leben lang nicht vergessen werden. Möchten Sie auch die sanften Riesen in Ihrem natürlichen Lebensraum beobachten? Dann planen Sie Ihre perfekte Expeditionsreise mit meiner Frau Kristina Hillemann und dem Team von Eisexpeditionen.de.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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