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Ushuaia – Die Stadt am Ende der Welt (Ein Gastbeitrag von Dennis Hillemann)

Der Blick aus unserem Hotel in Ushuaia vermittelte einen Eindruck der Unendlichkeit als Auftakt einer magischen Reise. Ich sah auf die Anden, majestätisch in der Ferne, mit weißen Gipfeln, so groß wirkend und doch so nah. Doch nur ein kurzer Blick zur Seite führte meine Augen zum Hafen, in dem auch die Sea Spirit von Poseidon Expeditions lag. Und der weiter schweifende Blick in den Beagle Kanal vermittelte Ferne, Endlosigkeit, das Gefühl, am Ende der Welt angekommen zu sein. So wirkt Ushuaia auf einen Besucher, der zum ersten Mal hierherkommt, wie ich Ende 2021.

Fakten

Ushuaia ist die Hauptstadt und der Hafen der Provinz Tierra del Fuego in Argentinien. Sie liegt direkt am Beagle-Kanal und ist damit auch der Ausgangspunk für viele Reisen in die Antarktis. Von hier aus startete auch am 21.12.2021 die Reise meiner Frau Kristina Hillemann, Ihren Gästen und mir mit der MS Sea Spirit in die Antarktis. Über diese Reise habe ich einen ausführlichen gesonderten Blogbeitrag geschrieben. Heute wollen wir uns der Stadt Ushuaia selbst widmen als Ausgangspunkt fantastischer Expeditionen. Begeben wir uns auf eine Städtetour.

Die Stadt befindet sich auf der Hauptinsel des Feuerland-Archipels an der Südspitze Südamerikas. Sie liegt in einer weiten Bucht an der Südküste der Isla Grande de Tierra del Fuego, die im Norden von der Martial-Bergkette und im Süden vom Beagle-Kanal begrenzt wird. Die Stadt hat heute etwas mehr als 67.000 Einwohner. Der Name ist Programm: Ushuaia kommt aus der Sprache der Ureinwohner und bedeutet übersetzt so viel wie „Bucht, die nach Osten blickt“.
Ushuaia erreichen Besucher per Flugzeug (es gibt einen angenehmen kleinen Flughafen) und per Schiff. Auf dem Landweg kann Ushuaia nur über eine einzige Straßenverbindung erreicht werden, die sog. „Ruta 3“. Sie durchquert die Stadt in west-östlicher Richtung und führt in nord-östlicher Richtung über die Anden bis nach Rio Grande.

Argentinier sind der klaren Meinung: Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt. Es gibt zwar unstreitig Siedlungen, die südlicher liegen, aber keine davon hat aus Sicht Argentiniens den Stadtcharakter. Chile ist dagegen der Ansicht, die weltweit südlichste Stadt sei Puerto Williams, eine Siedlung mit etwa 2.000 Einwohnern (auch von hier aus startet so manche Expeditionsreise).

Das Klima ist aufgrund der Lage der Stadt sehr wechselhaft und maritim geprägt. Natürlich regnet es auch häufig. Als wir am 20.12. in Ushuaia ankamen, zeigte sich das Wetter aber von seiner schönsten Seite. Die Sonne schien und wir konnten gleich vom Flughafen aus die atemberaubende Landschaft genießen. Dennoch war es natürlich an anderen Tagen mild und kühl – nach dem warmen Sommerwetter in Buenos Aires am Vortag unserer Reise haben wir hier wieder die dicken Jacken angezogen. Trotzdem fällt die Temperatur selten unter -10 °C. Aber auch im Sommer ist es seltener wärmer als +15°C. Es ist vor allem der Wind, der das Klima deutlich abkühlt, so dass sich die Luft kälter anfühlt als sie tatsächlich ist. Das konnten wir auch bei unseren Erkundungen in Ushuaia spüren, aber kalt war es nie.

Geschichte

Ushuaia ist für europäische Verhältnisse eine sehr junge Stadt. Ihren Ursprung findet sie im Jahr 1870. Ein englischer Missionar namens Wasti H. Stirling führte eine Expedition an, die im heutigen Stadtgebiet siedelte. Aber heute feiern die Menschen in Ushuaia den Geburtstag der Stadt am 12. Oktober. An diesem Tag im Jahr 1884 richtete eine argentinische Expedition unter Führung von Comodoro Augusto Lasserre die Ushuaia Subprefectura (Küstenwache) an der Küste des Beagle-Kanals ein. Seine Männer hissten auch die argentinische Flagge. Um diesen Marinestützpunkt entwickelte sich dann ein kleines Städtchen herum.

Im 20. Jahrhundert war Ushuaia also zunächst nur eine kleine Siedlung mit Marinestützpunkt und einem Gefängnis (dazu sogleich noch gesondert). In den späten 1940er Jahren kam es dann zur Einwanderung aus Europa. Insbesondere aus Italien wanderten viele tausend Menschen hierher, da sich in der Bauinfrastruktur viele Arbeitsplätze in Ushuaia ergaben. Ab den 1960er kam es dann zu einer weiteren Einwanderungswelle. Diese beruhte auf einer argentinischen Industrieförderungspolitik, da Argentinien sich entschloss, hier in Ushuaia Industrie anzusiedeln. Auch bis heute gibt es in Ushuaia noch Industrie, wobei der Tourismus natürlich heute eine sehr große Rolle spielt. Um Ansiedlungen zu fördern, können Bewohner in Ushuaia befreit von Steuern leben. Die Lebenshaltungskosten sind allerdings auch hoch, da viele Lebensmittel und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs umständlich hierher transportiert werden müssen und sich dies in den Preisen niederschlägt.

Stadtbild

Ushuaia ist eine Küstenstadt. Das Stadtbild wird durch diesen Umstand geprägt. Es ist keine große Stadt – man braucht nicht lange, um die Stadt zu durchqueren. Schnell wird klar, dass sie auf den Hafen und auf den Tourismus ausgerichtet ist. Es gibt mehrere Hotels (größere wie kleine), einige Restaurants, Ausflugangebote und sogar einige kleine Casinos. Eine ganze Reihe von Geschäften sind auf den Verkauf von Kleidung und Ausrüstung zum Hiken oder für Expeditionen in die Antarktis ausgerichtet.
Wir haben uns bei unserem Ausflug insbesondere an der Maipú-Straße orientiert, die in die San-Martín-Straße einbiegt. Die Straße war früher die einzige Straße in Ushuaia. Die Stadt war in ihren Ursprüngen dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Gefängnis beheimatete. Hier am Ende der Welt saßen gefährliche Kriminelle ein, denn von hier aus war eine Flucht wenig wahrscheinlich – wer hier entkam, hätte die Wildnis der Region überwinden müssen, ohne Ausrüstung und Nahrung kaum möglich. Heute ist das Gefängnis natürlich nicht mehr in Betrieb, sondern wurde in ein Museum umgewandelt.

Die San-Martin-Straße ist heute die Hauptstraße von Ushuaia und wird von Geschäften, Restaurants und Ämtern geprägt. Natürlich ist es keine Prachtstraße wie etwa eine große Flaniermeile in einer Stadt wie Hamburg oder München. Aber es macht dennoch großen Spaß, die Straße herunterzugehen und sich umzusehen. Zum einen finden sich an den Häusern viele für das Stadtbild von Ushuaia typische Wandgemälde. Sie haben oft einen Bezug zur Antarktis, zeigen sie doch etwa Pinguine oder Schiffe. Es war aufregend immer neue Bilder zu entdecken. Aber es gibt hier auch gute Restaurants und Cafés, in denen man großzügige Fischgerichte oder bei einem Kaffee das Stadtbild genießen kann. Es lohnt sich also, sich ein wenig Zeit zu nehmen und die Stadt zu erkunden.
Es ist vor allem das im alten Gefängnis gelegene Maritime Museum, das Besucher anzieht, zeigt es doch beeindruckend, wie sich die Schifffahrt rund um Kap Horn und in die Antarktis entwickelt hat. Bei schönem Wetter – und das hatten wir auch – macht es aber auch Spaß, die Uferpromenade entlang zu laufen. Ich persönlich fand es hier beeindruckend, die Expeditionsschiffe verschiedener Reedereien zu bewundern, die im Hafen lagen (darunter natürlich auch das Schiff, das uns in die Antarktis führte, die Sea Spirit). Es ist fast surreal, wenn man bedenkt, wie klein die Stadt ist, und welche imposante Ansammlung von wunderbaren Schiffen hier in der Expeditionszeit zu beobachten war.

Tourismus

Ushuaia ist ein beliebtes Reiseziel. Die Stadt ist natürlich Ausgangspunkt für viele Antarktisexpeditionen und liegt mir schon deswegen am Herzen. Aber auch für sich genommen, mit der fantastischen Natur, die Ushuaia umgibt, ist die Stadt Teil eines mythisch wirkenden Ortes; die Stadt ist von einem Naturparadies umgeben und zieht auch deswegen Menschen aus aller Welt an.

In den Zeiten vor Corona besuchten jährlich bis zu 500.000 Touristen die Stadt. Kein Wunder: Im Westen von der Stadt liegt der Zug zum Ende der Welt und der Nationalpark, im Osten finden wir viele Wanderwege und in der Stadt selbst können wir die bereits oben beschriebenen Attraktionen besuchen und den Martial-Gletscher bewundern. Im Winter kommen zudem Argentinier, um hier Ski zu fahren.

Martial-Gletscher

Vielleicht sehen Sie diese Attraktion schon aus der Luft, sonst spätestens, wenn Sie den Flughafen von Ushuaia verlassen: Die Gletscher, die das Landschaftsbild mitprägen. Mich als Städter, der aus dem flachen Norddeutschland kommt, beeindruckt ein solcher Anblick immer immens. Die Andenspitzen rund um Ushuaia haben mit ihnen eine wahre Sehenswürdigkeit zu bieten. Vor allem der Martial-Gletscher ist weltberühmt. Nur knapp sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, lockt er viele Touristen an. Hier kann einem Wanderweg gefolgt werden, über den sich auch die Fotografen unter den Lesern freuen werden. Der Ausblick auf Ushuaia und die Landschaft ist atemberaubend.

Museum am Ende der Welt

Auch das Museum am Ende der Welt zieht viele Besucher an. Es bietet eine sehr außergewöhnliche Sammlung, mit Ausstellungsstücken, die die Natur Patagoniens und der Antarktis widerspiegeln und die Geschichte der Schifffahrt in dieser Region zeigen. Dazu gehört beispielsweise die Gallionsfigur eines gesunkenen Schiffes, aber auch eine eindrucksvolle Bibliothek. Wer Zeit hat, sollte das Museum auf jeden Fall besuchen.

Nationalpark

Ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung heraus nur empfehlen, sich mit einem Ausflug der Natur von Ushuaia zu widmen. Wir hatten auf unser Reise dazu die Möglichkeit und ich fand es beeindruckend, sich die Vegetation und die Tierwelt am Ende der Welt anzusehen.
Wer die Zeit hat, sollte unbedingt den Tierra del Fuego National Park besuchen. Hier kann man auf markierten Pfaden eine unberührte Natur bewundern. 1960 erhielt das 63.000 Hektar große Gebiet den Status eines Nationalparks. Hier können Besucher neben Wandern auch Klettern und Angeln und einige Anbieter ermöglichen selbst Kajakfahrten. Der Nationalpark ist ein wunderbarer Ausflugsort. Wer Zeit hat, darf ihn nicht verpassen. Sie können hier Hochandenwälder ebenso sehen wie die typischen Patagonienwälder, von Pilzen übersäte Bäume wie auch eine wilde Tierwelt.

Der Zug am Ende der Welt

Und dann gibt es hier natürlich auch den berühmten Zug am Ende der Welt. Die Geschichte dieses Zuges ist, wie fast alles in Ushuaia, mit den Gefangenen des mythischen Gefängnisses in dieser Stadt verbunden. Der Zug wurde 1909 eingeweiht und diente als Gefängniszug. Heute ist der Zug mit seiner malerischen Strecke eine echte Touristenattraktion. Mit alten (aber doch beheizten) Waggons fährt der Zug von Ushuaia aus, dem Bahnhof am Ende der Welt in den acht Kilometer entfernten Nationalpark. Auf der Fahrt haben Sie einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft rund um Ushuaia mit sagenhaften Eindrücken. Da die Hin- und Rückfahrt nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch nimmt, ist dieser Ausflug wärmsten zu empfehlen.

Heiliger Christopherus

Ausflugsfahrten werden auch zum Heiligen Christopherus angeboten. Hierbei handelt es sich um ein Schiffswrack, das vor gut einem Jahrhundert an der Küste des Beagle-Kanals strandete. Wir wie alle wissen, lieben Argentinier vor allem tragische Geschichten, denken Sie nur an Evita oder das fußballerische Idol Argentiniens, Diego Maradona. Das als Heiliger Christopherus heute bekannte Schiff kam, um bei der Rettung des Schiffes Monte Cervantes zu helfen. Es war in den Gewässern des Beagle-Kanals gesunken. Doch der Rettungsschlepper selbst strandete dann und ist heute eine Attraktion.

Ushuaia ist also ein spannender Ort – als Startziel für sagenhafte Expeditionsreisen in die Antarktis. Zögern Sie also nicht, vor dem Start der Expeditionsreise noch ein oder zwei Tage für die Erkundung der Region und der Stadt einzuplanen. Aber natürlich steht am Ende die Expeditionsreise in die sagenhafte Antarktis im Vordergrund. Sprechen Sie uns gerne an – wir planen mit Ihnen die perfekte Expeditionskreuzfahrt und freuen uns auf Ihren Anruf.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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