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Strikte Isolationspolitik bewahrt Grönland vor der COVID-19-Pandemie

In den USA, Kanada, Dänemark und den meisten anderen Ländern der Welt sind die Behörden bereit, ein gewisses Maß an Infektionen zu tolerieren (wenn auch vorzugsweise ein niedriges), solange die Gesundheitssysteme nicht überfordert sind.

Nulltoleranz

Die Gesundheitsbehörden Grönlands sind bestrebt, jeden einzelnen Infektionsfall zu erkennen, aufzufangen und auszumerzen, bevor sich die Infektion ausbreitet. Seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 wurden in Grönland 31 Fälle entdeckt, verfolgt und isoliert; alle 31 Männer und Frauen sind jetzt gesund. In den letzten Monaten ist in Grönland niemand ins Krankenhaus eingeliefert worden und alle potenziellen Infektionsketten wurden unterbrochen und geschlossen. Die Gesundheitsbehörden verfolgen eine Strategie der Nulltoleranz mit breiter politischer und öffentlicher Unterstützung.

Grönland abgeschottet

Um diesen Ansatz aufrechtzuerhalten, wurde die größte Insel der Welt nahezu vom Rest der Welt abgeschottet. Seit Dezember sind nur noch streng notwendige und formell genehmigte Reisen nach Grönland erlaubt. Es sind keine internationalen Flugreisen nach Grönland erlaubt, mit Ausnahme einiger sorgfältig kontrollierter Flüge von Kopenhagen durch Air Greenland, der staatlichen Fluggesellschaft. Ärzte und Krankenschwestern, notwendige Reisen von Regierungsbeamten, Angehörige bei Beerdigungen und einige wenige Journalisten erhalten eine Genehmigung.
Außerdem müssen Reisende nach Ostgrönland und in weite Teile des Nordens und Südens der Insel mindestens fünf Tage in Quarantäne an einem anderen Ort in Grönland verbringen, bevor sie ihr endgültiges Reiseziel erreichen. Denn Grönlands Chefarzt Henrik L. Hansen, Leiter der Gesundheitsbehörde, hält es für nahezu unmöglich, eine Ausbreitung des Coronavirus in den entlegeneren Regionen zu bekämpfen.

Eine einmalige Chance

Zu Beginn der Pandemie hatte man nicht erwartet, dass man die Ausbreitung, die man anderswo gesehen hatte, verhindern könne. Aber man hat die einmalige Chance, das man auf einer Insel lebt, genutzt und als die Eindämmung gelang, logischerweise weitergemacht. Ähnlich gut funktionierte das Konzept auch bei anderen Inselnationen mit entsprechenden Null-Toleranz-Strategien, wie Neuseeland, Taiwan und die Isle of Man.

Komplexe Logistik

Der Kern der Herausforderung in Grönland sind die knappen Ressourcen des öffentlichen Gesundheitswesens; es gibt keine privaten Krankenhäuser oder andere Gesundheitseinrichtungen in Grönland. Würde man plötzlich viele kranke Menschen bekommen, ist die Kapazität, sie zu behandeln, sehr, sehr gering. Schwerkranke könnte man nur auf der kleinen Intensivstation des Krankenhauses in Nuuk behandeln. Das Königin-Ingrid-Krankenhaus hat insgesamt vier Intensivbetten. Jede größere Anzahl von Patienten, auch wenn sie keine Intensivpflege benötigen, könnte die Ressourcen bald erschöpfen. Außerdem stünden nicht genügend Krankenschwestern und Ärzte zur Verfügung.

Etwa ein Drittel der 57.000 Einwohner Grönlands lebt in Nuuk, der Rest in rund 70 Städten und Siedlungen auf der riesigen Insel. Keine dieser Siedlungen sind durch Straßen oder Schienen verbunden. Wenn ein Coronavirus-Patient irgendwo anders als in Nuuk schwer erkrankt, muss er oder sie nach Nuuk geflogen werden. Aber ein solcher Transport wird außerordentliche Anstrengungen erfordern. Die Ansteckungsgefahr für die Flugbesatzung, das Flughafenpersonal und das begleitende medizinische Personal muss strengstens beachtet werden. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, könnte das Fliegen tagelang unmöglich sein.

Alle ziehen an einem Strang

Die Grönländer sind sich der begrenzten Kapazität ihres Gesundheitssystems bewusst und niemand möchte einen Angehörigen verlieren. Viele führen sich auch die Geschichte anderer tödlicher Epidemien in Grönland vor Augen. Im 19. Jahrhundert wurden große Teile der Bevölkerung durch Pandemien getötet, die von Kolonialisten aus Europa eingeschleppt wurden. Später forderten Grippeepidemien, Pocken und Tuberkulose einen hohen Tribut.

Kein Lockdown

Verglichen mit den Abriegelungen in Deutschland und anderswo, ist das zivile Leben in Grönland erstaunlich ungestört von der Pandemie. Die meisten hier gehen ihrem Alltag nach, als ob es keine Pandemie gäbe. Zu Beginn der Pandemie wehrte sich Grönland mit Abriegelungen, geschlossenen Schulen, Reiseverboten zwischen Städten und dem Verkauf von Alkohol. Hansen, ein Däne, der früher Chefarzt der Färöer Inseln war, arbeitete Hand in Hand mit der politischen Führung Grönlands, um die Seuche einzudämmen. Eine Zeit lang war Nuuk im Jahr 2020 komplett vom Rest der Welt abgeschnitten. Doch nach und nach wurden die meisten Beschränkungen aufgehoben.

Die Behörden empfehlen immer noch einen Abstand von zwei Metern zwischen Menschen einzuhalten. In den meisten Geschäften gibt es Warnschilder und Alkohol zum Desinfizieren der Hände. Versammlungen in Innenräumen mit mehr als 50 Personen bedürfen einer behördlichen Genehmigung. Gemeindehallen, Sportanlagen und dergleichen dürfen nur die Hälfte der Personen aufnehmen, für die sie ausgelegt sind. Die Friseure haben viel zu tun, die Fitnessstudios sind überfüllt und die Kinder gehen wie gewohnt zur Schule. Die meisten Geschäfte laufen mit wenig Störungen weiter. Am wichtigsten ist vielleicht, dass die grönländische Fischereiindustrie, die mehr als 90 Prozent der grönländischen Exporteinnahmen erwirtschaftet und die Haupteinnahmequelle für Tausende von Familien ist, weiterhin in vollem Gange ist.

Der Tourismus

Der Tourismus in Grönland leidet stark, ist aber nicht ganz weg. Wie andere Menschen auch, lernen die Grönländer, Urlaub im eigenen Land zu machen und im weiteren Sinne ist der Tourismus für die grönländische Wirtschaft noch nicht so wichtig geworden. Viele Tourismusbetriebe leiden darunter, aber die Tourismusbranche als solche unterstützt nach wie vor den Null-Toleranz-Ansatz, auch wenn sie sich einen Plan für die Wiedereröffnung Grönlands wünschen.
Wenn das Coronavirus Grönlands Wirtschaft schadet, dann nicht wegen der internen Beschränkungen, sondern weil die Exporte von Fisch und anderen Meeresfrüchten nicht mehr den gleichen Ertrag bringen wie früher. China hat weitreichende Beschränkungen für alle Importe von Fisch und Meeresfrüchten verhängt; das schmerzt, da China der größte Einzelabnehmer von Grönlands Fisch und Shrimps geworden ist. Nach dem Brexit hat Großbritannien neue Zölle auf Fisch aus Grönland verhängt und die Preise im Rest der Welt sind im Sinkflug.

Ausstiegsstrategie

Wie in anderen Ländern ist auch in Grönland ein öffentliches Impfprogramm im Gange, auch wenn es sich aufgrund der Zweifel an dem Impfstoff von AstraZeneca, die einen Großteil Europas beunruhigen, verzögert. Das grönländische Impfprogramm zielt darauf ab, zunächst die am meisten gefährdeten Personen zu erreichen und dann alle über 65 Jahre. Die Kampagne richtet sich jedoch nach den örtlichen Gegebenheiten: In den entlegenen Ortschaften beispielsweise werden alle auf einmal geimpft, weil es zu teuer und umständlich ist, mehr als unbedingt nötig zu reisen.
Die Impfstoffe kommen per Flugzeug aus Dänemark, das immer noch die Hoheit über Grönland hat. Seit 1953 sind die Grönländer Bürger des dänischen Königreichs mit den gleichen Grundrechten auf Gesundheitsversorgung – einschließlich Impfungen gegen das Coronavirus – wie die Dänen.

zukünftige Coronavirus-Situation

Statistisch gesehen werden durch die Reisebeschränkungen nach Grönland, die Quarantäne und die erneuten Tests mindestens 80 Prozent derjenigen erwischt, die das Virus ins Land bringen. Bisher hat das ausgereicht, um eine unkontrollierte Ausbreitung der Infektion zu verhindern und das Impfprogramm wird die Gefahr weiter verringern.

2021 ohne Kreuzfahrten

Grönlands Tourismusindustrie sollte sich auf einen Sommer ohne Kreuzfahrtschiffe und eine Wiederöffnung der Grenzen für Flugpassagiere frühestens im Juli vorbereiten, warnte das nationale Tourismusförderungsamt. Diese düstere Einschätzung wurde in einer Prognose verschiedener Szenarien geäußert, für die sich die Gesundheitsbehörden entscheiden könnten, wenn sie die COVID-19-Beschränkungen lockern.

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