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Port Lockroy – Post vom südlichsten Postamt der Welt

Port Lockroy ist ein beliebter Anlandepunkt auf Expeditionsseereisen in der Antarktis. Was macht diesen Ort aus? Wir widmen uns der Frage im heutigen Blogbeitrag.

Lage

Wir lieben Port Lockroy. Zuletzt war die Gründerin von Eisexpeditionen.de, Kristina Hillemann, im Dezember 2021 an diesem besonderen Ort. Es handelt sich um einen wunderschönen Naturhafen, der im antarktischen Sommer die Anlandung von maximal drei Expeditionsschiffen täglich erlaubt (mit bis zu 60 Personen gleichzeitig). Der Naturhafen liegt zwischen dem Flag Point und dem Lécuyer Point an der Westküste der Wiencke-Insel, westlich der Antarktischen Halbinsel. Die Insel gehört zu dem sogenannten Palmer-Archipel – mit Inseln, die bei Expeditionskreuzfahrten beliebte Anlaufpunkte bilden. Zu dem Archipel gehören beispielsweise die Inseln Arivers ganz im Süden und die Tower Island im Norden.

Geschichte

Der Ort ist bereits seit 1904 bekannt. Er wurde nicht nach seinem Entdecker benannt, sondern nach demjenigen, der die zugehörige Expedition ermöglicht hatte, nämlich Etienne-Auguste-Edouard Lockroy. Wie Sie sich bei dem Namen sicher schon gedacht haben, handelte es sich bei diesem Mann um einen Franzosen. Er hatte die Vierte Französische Antarktisexpedition von 1903 bis 1905 durch seine Lobbyarbeit bei der französischen Regierung finanziert. Die Expedition wurde von dem Polarforscher Jean-Bapitste Charcot geleitet. Diese Expedition entdeckte den Naturhafen.
Nach der Entdeckung nutzten vor allem Walfangflotten seit dem frühen 20. Jahrhundert den Naturhafen als Anlandepunkt. Aber es sollten die Briten im Zweiten Weltkrieg sein, die die Bedeutung von Port Lockroy prägen sollten.

Operation Tabarin

Noch während des 2. Weltkrieges wollte die britische Regierung territoriale Ansprüche in der Antarktis sichern. Daher wurde die Operation Tabarin im Jahr 1944 ins Leben gerufen. Es sollten mehrere dauerhaft besetzte militärische Stützpunkte in der Antarktis errichtet werden, damit niemand mehr einen Anspruch der großen Seefahrernation streitig machen sollte. Als erster Stützpunkt wurde die Basis in Port Lockroy eröffnet, die Geburtsstätte des British Antartic Survey (BAS).

Doch mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Neuordnung der globalen Sphären gaben die Briten jedenfalls den militärischen Herrschaftsanspruch über die Antarktis auf. Port Lockroy wurde nun in eine Forschungsbasis umgewandelt und als Kommunikationszentrum genutzt, die stets eine Verbindung zu den Standorten im Süden sichern sollte. Die Forschungen wurden bis 1962 durchgeführt. Dann entschieden die Briten, der dortige Standort sei zu klein, und die Forschungsarbeiten wurden an andere Zentren verlegt.

Doch die Briten gaben die Erinnerung an den historischen Standort nicht auf. Immerhin war es doch der einzige Standort, der das erste Jahr der Operation Tabarin überlebt hatte. Daher entschied man sich 1995, dem Stützpunkt Port Lockroy wieder eine besondere Bedeutung zu geben: Als historische Stätte. 1996 fanden dann an den verlassenen Gebäuden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt. Die Gebäude wurden wetter- und winterfest gemacht. Heute betreibt der United Kingdom Antarctic Heritage Trust (UKAHT) die historischen Gebäude, eine britische Wohltätigkeitsorganisation. Ihre Schirmherrin ist die britische Prinzessin Anne.

Museum

Und deswegen finden wir heute eine ganz besondere Stätte: Nämlich ein Museum, das von einer Zeit erzählt, als es noch nicht die modernste Technik gab, als Männer hier noch in engsten Räumen lebten.
Aber der Reihe nach: Heute finden wir drei Gebäude in Port Lockroy. Das größte, das unsere Gründerin Kristina Hillemann zuletzt im Dezember 2021 besuchte, ist das sogenannte Bransfeld House. Der Kern des Gebäudes stammt aus vorgefertigten Holzbauteilen aus dem Jahr 1944. Später wurde es mehrfach erweitert und auch umgebaut.

Der größte Teil des Gebäudes bildet ein Museum. Es soll zeigen, wie die Männer hier früher, vor 60 Jahren, lebten und forschten. Wenn keine Corona-Zeiten herrschen, freuen sich die Forscher vor Ort über Besuch. Denn jedes Jahr ist ein Team aus britischen Forschern hier während des antarktischen Sommers vor Ort und führt Besucher durch das Museum (leider war das, verständlicherweise, während der Corona-Zeit im Dezember 2021 nicht möglich; das Museum konnte aber besichtigt werden). In dem Museum finden wir Artefakte, die davon erzählen, wie die Forscher hier lebten und arbeiteten. Alles liegt offen herum, damit ein möglichst authentisches Bild gezeichnet wird davon, wie es war, hier früher zu leben und zu arbeiten. Mag es die rustikale Küche mit den Konserven sein, oder die Mannschaftsunterkunft mit dem historischen Pinup-Kalender. Es ist eine unglaubliche Reise in die Vergangenheit am Ende der Welt für jeden Besucher (dabei darf natürlich nichts angefasst werden). Weltberühmt ist das in der Küche des Museums offen herumliegende Kochbuch, das ganz besondere Rezepte aufweist – beispielsweise, wie man schmackhaft Pinguine zubereitet. Darüber mögen wir die Nase rümpfen, doch was sollten die Männer, die hier früher lebten, sonst an frischem Fleisch essen?

Souvenirladen

In dem Museum gibt es auch einen Souvenirladen, der in Nicht-Corona-Zeiten von den Forschern betrieben wird. Die Erlöse aus dem Laden dienen dazu, den Betrieb von Port Lockroy zu unterstützen und den Erhalt der Gebäude.

Post!

Dann finden wir hier im Bransfeld House ein Postamt. Wobei das Wort „Postamt“ wohl etwas übertrieben ist, denn es handelt sich vor allem um einen Briefkasten. Im angeschlossenen Souvenirshop können Besucher Postkarten kaufen, ansonsten gibt es diese auch auf dem Schiff. Zwei US-Dollar oder zwei Euro kostet eine Postkarte vom südlichsten Briefkasten der Welt aus zu versenden (egal wohin in der Welt). Das Geld kleben Sie einfach an die Postkarte dran, die Sie versenden wollen, oder stecken beides zusammen in einen Umschlag, den Sie in den Briefkasten einwerfen. Natürlich macht das praktisch jeder Besucher. Es ist ein profaner Vorgang und doch ein magisches Erlebnis, tatsächlich hier am südlichsten Ende der Welt eine Postkarte für die Liebsten daheim aufzugeben. Allerdings muss man sich auch gedulden: Es ist nicht so, dass die Postkarte in der kommenden Woche zugeht. Sie wird von Schiffen, die die Forscher bringen, mitgenommen, und macht so dann ihren Weg um die Welt. Eine Garantie, dass sie ankommt, gibt es nicht. Aber wenn sie ankommt, ist das für die Empfänger (und auch für die Absender) natürlich eine große Freude und schöne Überraschung.

Weitere Gebäude

Zwei weitere, nicht zu besichtigende Gebäude prägen noch das Panorama in Port Lockroy. Da wäre zum einen der 1957 errichtete Bootsschuppen, in dem Zodiacs und anderes Equipment der Forscher untergebracht werden. Das dritte Gebäude ist ein Neubau einer Hütte, die 1944 hier stand, aber später unter dem antarktischen Winter zusammenbrach. Heute wohnen hier die Forscher während ihres Aufenthalts. Das Gebäude ist daher deutlich moderner eingerichtet als das historische Museum.
Die Gebäude werden jährlich gewartet, sobald die Crew anlandet. Dabei wird alles unternommen, um den authentischen (äußeren) Charakter der Gebäude zu erhalten.

Pinguine

Auch Pinguine wieseln um die Gebäude herum. Sie lassen sich auch nicht von den Touristen stören, die bei Anlandungen die Gebäude und den Ort besuchen. Dabei sind die Pfade, die Besucher hier nehmen dürfen, sehr gut erkennbar. Der größte Teil der Insel ist den Pinguinen vorbehalten und den Besuchern von Expeditionsreisen nicht zugänglich.
Forscher haben intensiv untersucht, ob die Anlandungen durch Expeditionsreisende einen negativen Einfluss auf die Pinguine hat. Dies wurde ausdrücklich verneint. Die Pinguinpopulation hat sich während der Untersuchung vergrößert, die Tiere haben also nicht die Flucht ergriffen oder das Brüten eingestellt. Ein möglicher Grund: Die Menschen verscheuchen mit ihrer Anwesenheit Raubmöwen, die ansonsten Eier oder Pinguinjunge gefährdeten. Und es ist wirklich ein besonderer Anblick, wenn die Pinguine um die Gebäude herumwatscheln und sich von den Menschen nicht stören lassen. Wir können das von unserem letzten Besuch hier im Dezember 2021 nur bestätigen.

Möchten Sie auch Port Lockroy einen Besuch abstatten? Dann planen Sie mit uns die perfekte Expeditionsreise in die Antarktis. Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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