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Moschusochsen – gemeinsam und mit dickem Fell sind sie stark!

Wenn Sie nach prägenden Tieren der Arktis gefragt werden, dann nennen Sie sicher schnell den Eisbären, den es nur in der Region um den Nordpol gibt (und nochmal: Pinguine dafür nur in der Antarktis!). Treue Leser unserer Blogbeiträge werden auch schnell an den Polarfuchs denken, der häufig den Eisbären in gebührendem Abstand hinterherläuft (um sich von deren Aas zu ernähren). Beiden Tieren ist gemein, dass sie perfekt im Körperbau und Fell an die arktischen Bedingungen angepasst sind. Aber wie viele von Ihnen würden an den Moschusochsen denken, von dem Sie sicher schon einmal ein Bild gesehen haben? Auch dieses Tier ist ein absoluter Arktis-Spezialist. Warum, das erfahren Sie in unserem heutigen Blogbeitrag!

Die wichtigsten Fakten vorab!

Moschusochsen finden wir heute – nachdem sie lange gejagt worden sind – in größerer Zahl wieder in Kanada, Sibirien und Alaska, aber auch in Grönland. Kleinere Herden wurden wieder in Norwegen und Schweden angesiedelt. Nur in Kanada und Grönland ist das Vorkommen jedoch natürlichen Ursprungs, in anderen Gebieten wurden sie ausgerottet und dann später wieder angesiedelt. Selbst auf der Wrangelinsel, über die wir bereits in einem gesonderten Blogbeitrag berichtet haben, finden wir heute wieder rund 100 Tiere.

In der Größe unterscheiden sich die Moschusochsen stark je nach Region. In Kanada können ausgewachsene Bullen bis zu 340kg schwer werden und stehen etwa 135cm an der Schulter – sie sind also durchaus echte Brocken. Anders dagegen ist es in vielen anderen nördlichen Regionen, sie werden in der Regel deutlich kleiner. Beide Geschlechter haben Hörner – insoweit kann ein Männchen nicht nur allein an dem Vorhandensein von Hörnern als solches ausgemacht werden.

Allerdings sind die Bullen nicht nur schwerer als die Kühe, auch ihre Hörner werden deutlich länger (bei den kanadischen Tieren sogar bis zu 60cm lang – also Obacht, einen solchen Bullen sollten Sie nicht zu sehr ärgern). Die Hörner des Männchens haben eine breite Basis und verlaufen seitlich von der Mittellinie des Schädels, tauchen an den Seiten des Kopfes nach unten ein und biegen sich an den Enden nach oben. Weibchen und Jungtiere haben ähnliche, aber kleinere Hörner.

Das Fell des Moschusochsen, perfekt auf die Arktis ausgerichtet!

Um in der Arktis und der kargen Tundra überleben zu können, müssen Moschusoachsen perfekt auf die Bedingungen ihrer Lebenswelt ausgerichtet sein. Nach Tausenden von Jahren, die diese Art nun schon in den polaren Regionen lebt, ist das natürlich der Fall. Das Markenzeichen der Moschusochsen ist selbstverständlich ihr Fell, es gibt den Tieren nicht nur ihr charakteristisches Aussehen (das wir alle mindestens von Fotos kennen), sondern sichert auch ihr Überleben. Zwei Schichten von Haaren sind zu unterscheiden.

Da ist zunächst das äußere, lange, dunkelbraune Haar, das fast bis zu den Füßen reicht und die Tiere so zottelig wie Vetter It aus der Addams Family aussehen lässt. Dieses Haar bedeckt sogar den kurzen Schwanz und bis auf wenige Zentimeter auch die Ohren. Aber wussten Sie, dass darunter noch eine zweite Fellschicht liegt? Die äußeren Haare bilden die sog. Wachhaare, aber darunter liegt das dicke Unterfell, das sehr viel kürzer ist. Es ist wie dicke Unterwolle, die im arktischen Winter eine weitere Isolierung schafft, damit die Tiere die sehr kalten Jahreszeiten überstehen können. Diese dicke Wolle wird auch Qiviut genannt und wird im Sommer durch die Tiere gewonnen. Aus dieser Wolle wird dann durch geschickte Menschen (wie insbesondere die Inuit) ein feines Garn gewoben, das ähnlich wie Kaschmir oder Guanako sehr edel und selten ist. Ein halbes Kilo dieser zu einem 40-Faser-Faden gesponnenen Wolle ergibt genug Garn, um sich über 40 km auszudehnen – und manche der ausgewachsenen Tiere können bis zu 2 Kilo Wolle im Sommer abwarten. Wenn Sie also die Gelegenheit haben in Grönland oder in Kanada eine Mütze oder evtl. einen Schal aus Moschusochsenwolle zu kaufen, sollte Sie diese nutzen. Sie finden keine bessere Qualität.

Dank dieser feinen Fellgestaltung und der dicken Unterwolle können Moschusochsen auch Kälteeinbrüche mit bis zu -50 Grad Celsius überleben – Menschen würden selbst dick eingepackt dann hart kämpfen müssen, um noch überleben zu können.

Nahrung

Auch in der Ernährung haben sich Moschusochsen sehr gut an ihren Lebensraum angepasst. Sie leben in der Tundra und suchen nach Wurzeln, Moosen und Flechten, die sie abfressen und verdauen. Im Sommer fressen sie sich dabei viel Fett für den Winter an, wobei sie zusätzlich auch Gräser und Blumen in den Sommermonaten aufnehmen. Im Winter dagegen graben sie sich mit Hufen durch den Schnee und kommen so an Pflanzen, die unter der Schneedecke liegen

Gemeinsam sind wir stark

Das gilt vor allem für Moschusochsen. Sie sind Herdentiere, die immer in Gruppen von ca. 10-20 Tieren gemeinsam ziehen (und interessant: gelegentlich werden die Herden von einem Weibchen und nicht einem Bullen angeführt). Moschusochsen sind insbesondere für Wölfe in der kargen Tundra ein besonderer Leckerbissen, und allein hätte kaum eines der Tiere eine Chance, sich gegen eine Gruppe der gefährlichen Jäger zu verteidigen. Gemeinsam kämpfen sie auf besonders clevere Art und Weise. Sie bilden einen Ring, in deren Mitte geschützt die Jungtiere stehen, und bauen sich mit ihren Hörnern nach außen hin auf. Jeder Feind, der angreift, trifft daher auf eine „Phalanx“ scharfer Hörner.

Oder vergleichen Sie das Ganze mit einer Wagenburg amerikanischer Siedler gegen Angriffe von Indianern, die sich auch in einem Kreis verschanzt haben. Der Moschusochse kämpft hart gegen seine natürlichen Feinde, mit seiner Masse und den scharfen Hörnern kann er Hunde und Wölfe schwer verletzen oder töten, und auch ein Eisbär muss sich gut überlegen, ob er es mit einer Herde aufnehmen will. Auch insoweit sind die Tiere also hervorragend an die Lebenswelt der Arktis angepasst. Leider nützte das geschickte Verhalten gegen den Menschen, der die Tiere lange jagte und fast ausrottete, nichts. Heute sind die Moschusochsen zum Glück weltweit geschützt.

Der Nachwuchs

Wegen der harten Lebensbedingungen ist auch die Geburt von Nachwuchs unspektakulär, und eine lange behütete Zeit gibt es für den Nachwuchs nicht. Im Gegenteil: Die Kälber, die die Mutter ca. acht Monate lang trägt, müssen innerhalb von Stunden nach ihrer Geburt auf vier Beinen stehen und mit der Herde mitziehen. Denn die Tiere haben keine Möglichkeit, lange an einem Ort zu bleiben, da sie ansonsten verhungern würden. Die tapferen Kleinen müssen sich daher sehr schnell an die Lebenswelt und das Umherziehen mit der Herde gewöhnen.

Übrigens müssen während der Brunftzeit insbesondere die Jungtiere den Bullen aus dem Weg gehen. Die Bullen führen dann harte Rangkämpfe untereinander aus, bei dem sie vor dem Kampf einander anbrüllen und ihre Hörner zeigen, bis sie dann – wenig graziös, dafür mit umso mehr Kraft – im Kampf aufeinanderstoßen. Die Kämpfe wirken brutal, die Tiere richten sich aneinander hoch oder einer der Kontrahenten wird auf die Hinterkeulen gedrückt. Besonders schmerzlich und oft tödlich sind dann Stöße in die Seiten der Tiere, hierbei kann es zu tödlichen Verletzungen kommen. Wer verliert (und den Kampf überlebt) hat nur zwei Optionen: Entweder er unterwirft sich dem Leitbullen der Herde oder er verlässt diese. Das erklärt, warum Sie auf einer Expeditionsreise manchmal einzelnen Bullen begegnen – hierbei wird es sich dann in der Regel um Verlierer von Rangkämpfen handeln, die die Herde anschließend verlassen haben.

Warum heißen Moschusochsen eigentlich so?

Wegen des Urins der Männchen! Denn dieser riecht in der Paarungszeit stark nach Moschus. Der weltweit verwendete Name wird von den Inuit wenig überraschend nicht geteilt. Bei ihnen heißt das Tier Umimmaq, was so viel bedeutet wie „Tier mit Fell wie ein Bart“. Doch tatsächlich sind die Moschusochsen als Mitglied der Unterfamilie Caprinae der Familie Bovidae enger mit Schafen und Ziegen als mit Ochsen verwandt und werden in einer eigenen Gattung, Ovibos (lateinisch: „Schaf-Ochse“), geführt.

Wollen Sie die Tiere einmal live sehen, in ihrem natürlichen Lebensraum? Dann haben Sie dazu auf einer Expeditionsseereise die besten Chancen! Sprechen Sie uns an – wir von Eisexpeditionen.de freuen uns darauf, Sie beraten zu können.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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