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Mit der HANSEATIC spirit auf Polarlichtjagd (ein Gastbeitrag von Niklas Krause)

Kurz vor dem Lockdown aus dem spätsommerlichen Tasmanien nach Hamburg zurückgekehrt und gar nicht an weitere Reisen denkend, fand ich den Podcast und Blog von Eisexpeditionen.de. Kristina Hillemann entführt hierbei den Hörer und Leser immer wieder in ferne Welten. Mit jeder dieser kleinen Reisen wuchs das Expeditionsfieber in mir. Die Vorstellung mit der Kamera damals so ferne Welten zu erkunden, ließ einen den Alltag vergessen. Auch die vielen tollen virtuellen Vorträge dürfen hier nicht unerwähnt bleiben. Vor dem dritten Adventswochenende trudelte dann ein Newsletter mit einem verlockenden Angebot ins Postfach. Von Hamburg zum Nordkap – auf Polarlichtabenteuer mit der HANSEATIC spirit. Kurz in den Arbeitskalender geschaut, 19.2 bis 6.3.2022 hätte ich Zeit und wenn es wirklich gelingen sollte das Nordkap, die Nordlichter und vielleicht einige Orcas zu sehen, dann könnte ich einiges von meiner Bucketlist streichen. Das klang nach einem Plan. Also los an den Rechner und Kristina angeschrieben. Ich halte es hier kurz. Von 21:30 bis 23:00 schrieben wir uns E-Mails hin und her. Und dass obwohl sie sich eigentlich schon in Ihren Antarktisurlaub verabschiedet hatte. So habe ich an einem Abend meine erste Expeditionsreise gebucht. Das nenne ich Service, Vielen Dank dafür!

Das Schiff

Es ist hier schon viel über die drei neuen Schwesterschiffe erzählt wurden. Die HANSEATIC spirit und vor allem Ihre Besatzung hat die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Gemütlich und elegant zugleich, ich fühlte mich sofort wohl. Windgeschützt und mit einem heißen Kaffee oder Tee in der Hand wurde das Pooldeck schnell mein Lieblingsplatz, um von dort die norwegischen Fjorde zu bewundern. Winterliche Aussichten und viele Fotomotive fand ich auf dem Oberdeck. Hier empfiehlt sich aber im Winter ein wirklich warmer und winddichter Parka. Ob an der Poolbar, in der Observation Lounge oder in den Restaurants, der Service sucht seinesgleichen. Besonderen Dank gilt dem Expeditionsteam und den Experten, das Wetter hat ihnen den Job nicht immer leicht gemacht, doch dazu später mehr.

Leinen los – Kurs Nord

Einige Winterstürme in Folge machten es uns allen nicht einfach das Schiff zu erreichen. Als Hamburger, mit nur 20 min Anfahrt, war ich wohl etwas im Vorteil. Am Ende haben es alle Gäste trotz Ausfall des Bahnverkehrs und Sturmflut an Board geschafft. Es hieß Leinen Los – Kurs Nord. Den nächsten Seetag über schaukelte uns die Nordsee ordentlich durch. Ihr zweiter Name Mordsee passte eindeutig besser und zeigte auch mir, dass niemand wirklich immun gegen Seekrankheit ist. Hatte ich bisher doch hierunter noch nie leiden müssen. Notiz für die nächste Reise, Tabletten gegen Seekrankheit ins Gepäck packen, nur für den Fall.

Erster Stopp – Bergen

Es gibt manchmal auch gute Corona Neuigkeiten. So durften wir in Norwegen wieder individuell das Schiff verlassen und die Städtchen erkunden. Am frühen Montagmorgen erreichten wir Bergen. Vom fantastischen Frühstück gestärkt, schnappte ich mir meine Kamera und erkundete Bryggen und das übrige Bergen. Mit einem 14km langen Fußmarsch durch die Stadt entdeckte ich auch die weniger touristischen Ecken und kann abschließend nur sagen: eine wirklich schöne Stadt! Mit vielen schönen Fotos im Gepäck hieß es nun „Tschüss Bergen“. Wie gut, dass das in Hamburg auf Wiedersehen heißt.

Völlig unerwartet wurde ich in dieser Nacht von einer Durchsage des Kapitäns geweckt. Die ersten Nordlichter seien zu sehen. Schnell warme Sachen übergezogen, die Kamera geschnappt und rauf an Deck. So weit im Süden die ersten Nordlichter am fernen Horizont beobachten, entschädigt dann auch für die etwas kürzere Nacht.

Ålesund

Nach der etwas kürzeren Nacht lohnte sich das frühe Aufstehen. Der norwegische Himmel glänzt nicht nur nachts in Grüntönen. Er kann auch fantastische Sonnenaufgänge zeichnen. Dass die HANSEATIC spirit bei Ålesund gebaut wurde, erklärt dann auch die vielen wartenden Werftarbeiter am Kai. Ein paar Kleinigkeiten sind bei einem so neuen Schiff wohl noch zu tun. Nach der Stadtführung ging es hoch hinaus auf den Hausberg. Gute Spikes bzw. Gerödel und Walkingstöcke sind für den ungeübten Flachlandbewohner hier definitiv Pflicht. Norweger schaffen den Aufstieg auch mit Turnschuhen und ohne weitere Hilfsmittel, rutschen aber auch mal aus…
Der Ausblick auf die Stadt und die HANSEATIC spirit belohnen die Mühe. Diese Schneelandschaften und die kühle klare Luft sind fantastisch.

Das erste Etappenziel – der Polarkreis

Es folgte der erste Seetag entlang der Küste. Am Morgen erreichten wir den Torghatten. Über das kurze Erlebnis lässt sich so viel sagen: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Der Torghatten versteckte sich in Regenschauern. Doch wir befinden uns auf einer Expedition. Kurzentschlossen ging es weiter zu Plan B. Wir hatten heute ja schließlich noch ein ganz besonderes Ziel. Nach dem Mittag umrundeten wir bei wieder trocknem Wetter mit aufgelockerten Wolken die Insel Aldra. Die schneebedeckten Gipfel der Berge vor dem dunklen Wasser ließen einen fast denken, dass man in Schwarz-Weiß sieht.
Am späten Nachmittag war es dann endlich so weit. Eine imaginäre Grenze lag voraus. Eine Grenze, die ich mir schon lange wünschte zu überschreiten. Auf dem Pooldeck zum Glühwein eingeladen, überfuhren wir schließlich den auf 66° Nord liegenden Polarkreis. Hierauf wurde traditionell mit einem Aquavit angestoßen. Wobei hier auch ein wenig gemogelt wird. Der Globus, der den Polarkreis auf einer Insel markiert, steht etwas weiter nördlich. Uns war es egal und wir feierten den Moment.

Die Reise nördlich des Polarkreises

Den Beginn des kommenden Tages tauchte die Sonne in ein unfassbar schönes Licht. Durch die Fjorde ging es um Tromsø herum. Highlight des Tages war definitiv der Blick vom Fjelheisen auf das im goldenen Licht zu unseren Füßen liegende Tromsø. Kaum in der Seilbahn, kam eine Wolke, als hätte jemand dieses besondere Licht einfach ausgeschaltet. Glück?! Definitiv bleibt der Moment so mir noch mehr in Erinnerung.
Oft wird gesagt, dass der Weg das Ziel ist. An diesem Tag wurde mir im Precap klar, manchmal ist auch das Ziel, das Ziel. Erst im Rückblick wird der Weg zum Ziel.

Wendepunkt der Reise – das Nordkap

Genau dieses Ziel stand heute auf dem Plan. Das Nordkap. Das seit Tagen sehr stürmische Wetter war Grund, dass es heute wieder Plan B zu Plan A wurde. Die meiste Zeit waren wir in den Inside Passagen unterwegs und der starke Wind führte nur zu sehr kalten Gesichtern. Wenn wir die geschützten Bereiche verließen, merkten wir die hohen Wellen. So legten wir nun am Morgen in Honningsvåg an, anstatt die Attraktion der Insel Magerøya – das Nordkap – zu umrunden.

Das Nordkap, das große Ziel für mich auf dieser Reise, wurde am Nachmittag mit dem Bus besucht. Die Fahrt dorthin war schon Abenteuer pur. Zeitweise lag links und rechts der Straße der Schnee höher als der Bus. Uns wurde erzählt, dass vor einigen Wochen die Straße zwei Wochen nicht passierbar war. Auch heute wurde diese extra für uns frisch geräumt. So besonders die Fahrt über die Hochebene von Magerøya war, so schön war es, endlich am Ziel anzukommen. Raus aus dem Bus, an dem Café und Souveniershop vorbei, hin zum Globus, ein paar Fotos ganz ohne andere Mitreisende und dann erst einmal realisieren, wo man ist und wie lange man davon geträumt hat. Viele Erinnerungsfotos später, war es dann so weit. Der Himmel riss wieder auf und nur noch die hartgesottenen Mitreisenden trotzten dem kalten Wind, den Moment auf der Speicherkarte gebannt, siegte der Hunger auf die leckere Waffel.

Kurs Süd – die Jagd geht weiter

Nach dem nördlichsten Punkt unserer Reise hieß es nun Kurs Süd. Die Tage werden wieder länger. Doch das Nordlichtfieber ist immer noch nicht gestillt. Stand doch ein wahres Nordlichtmekka – Alta- inklusive Nordlichtbeobachtung von Land auf dem Reiseplan.
Doch wurde ich erst einmal recht unsanft von einem immer wieder lauten Poltern und Dröhnen geweckt. Kurz aus dem Fenster geschaut, draußen schwammen Eisschollen am Schiff vorbei und die Sonne ging auf. Schnell Thermohose und Parker übergezogen, Kamera geschnappt, und rauf ans Oberdeck. Sowas ist halt schlecht zu planen.

Leider verlies uns am Abend das bisher sehr große Wetterglück und aus dem geplanten Polarlichtfotografieren wurde ein gemütlicher Abend bei warmen Getränken und Kuchen im Schiefersteinbruch, inklusive Schneesturm.

Lofoten – Besuch bei den Seeadlern

Das Wetterglück hatte uns ein wenig verlassen. Aber der Kapitän und das Team hatten schon einen neuen Plan. Welcher Buchstabe der richtige ist, möchte ich nun nicht raten. Im geplanten Hafen Svolvær wären wir aufgrund der Windbedingung mehrere Tage gefangen gewesen. Neuer Zielhafen war Lekness. Aus der geplanten RIB-Boat Tour durch den Trollfjord wurde für mich nun eine Bootstour zu den Seeadlern. Die Aufregung stieg. Greifvögel faszinieren mich schon lange. Seeadler gehören für mich zu den majestätischsten Vögeln. Der norwegische Kapitän kannte einen kleinen Trick die Adler anzulocken. Ein angefrorener Hering trieb auf der Wasseroberfläche, ziemlich schnell kreisten 7 Seeadler über uns, doch wollte keiner sich den Hering schnappen. Auch nicht die Makrele. Wir warteten, staunten über die Überflüge in 20m Höhe. Leider wartete eine andere Gruppe und wir mussten weiter. Kaum eine halbe Minute gefahren, drehte das Boot um. Der Hunger hatte gesiegt, der Finger hob sich nicht mehr vom Auslöser. Immer wieder flogen die Adler an. Auf den Wellen treibende Fische zu fangen ist wohl nicht so einfach wie es aussieht. Es entstanden großartige Aufnahmen. So konnte ich am Mittag einen weiteren Haken hinter einen Punkt meiner Fotomotivbucketlist machen. Der Tag war das beste Beispiel dafür, dass sobald ein Plan nicht funktioniert, ein neuer Plan zu neuen Chancen führt. Man darf nicht dem „Hätte“ hinterhertrauern, sondern sich über das was passiert freuen. Expedition heißt halt auch noch Abenteuer.

Geiranger – Nur für uns

Anstatt es in der Nacht auf offener See mit bis zu 10m hohen Wellen aufzunehmen, endete der Tag in der „Weltstadt“ Brønnøysund. Der Kapitän scherzte, dass er diesen Ort nun auf seiner Wunschliste streichen könne und er nie dachte, hier einmal anzulegen. Die etwas unfreiwillige Pause führte dazu, dass wir Trondheim nicht anlaufen konnten. Nachdem wir am folgenden Tag noch von 5 bis 6 m hohen Wellen durchgeschüttelt wurden, waren alle dem Kapitän für die Pause doch sehr dankbar. Doch auch hier eröffnete sich eine ungeahnte Chance. Anstatt am Nachmittag nur einmal kurz in den Geiranger zu fahren, würden wir am frühen Morgen eintreffen und hätten auch die Gelegenheit zum Landgang. Die Einfahrt in den Geiranger zu beschreiben ist schwer. Ich möchte hier eher die Bilder sprechen lassen. Kurz, es war bei diesem magischen Licht etwas ganz Besonderes ganz allein das erste Schiff des Jahres zu sein, dass ein völlig verschlafenes und eingeschneites Geiranger besuchte.

Zurück in der schönsten Stadt der Welt

Für mich als Hamburger ist das Zurückkehren von einer Reise auch etwas sehr Schönes. Ich vereise gerne, entdecke Neues. Ich kehre aber mindestens genauso gerne in meine Heimatstadt zurück. Hamburg ist und bleibt für mich die schönste Stadt der Welt. Ja ich bin vielleicht, was das angeht etwas voreingenommen. Ich lebe nicht nur hier, sondern darf sogar für sie arbeiten.
Von dieser Reise bin ich mit so vielen wundervollen Eindrücken und Erinnerungen zurückgekehrt. Das Angebot von Frau Hillemann meine Eindrücke in ihrem Blog mit Ihnen zu teilen, ist eine Ehre für mich. Auf der Reise habe ich für mich schon entschieden, dass dies gewiss nicht die letzte Expeditionsreise war. Die Reise war erholsam und aufregend zugleich. Die Festplatten sind für mich voll schöner Fotos und der Kopf voller toller Erinnerungen an das Land, die Mitfahrenden und Erlebnisse.
Ein ganz lieber Dank an Kristina Hillemann für die wirklich tolle Beratung, die süßen Masken und die vielen Gelegenheiten an denen Sie einen an Ihren Reisen teilnehmen lässt. Und ja, die nächste Reise ist schon gebucht. Im August 2023 versuche ich auf der Gruppenreise mit der World Voyager die nächsten Tiere von meiner Bucketlist in freier Wildbahn zu sichten. Vielleicht ist der Eisbär dann nicht nur auf der niedlichen Maske.

Niklas Krause

P.S. wer noch ein paar Impressionen von meiner Polarlichtjagd durch das Winterwunderland Norwegen sehen mag, der ist herzlich eingeladen auf meiner Website oder bei Instagram vorbeizuschauen…

Vielen Dank an Niklas Krause für diesen wunderbaren Reisebericht. Wenn Sie selbst einmal das Nordlicht oder die Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises kennenlernen möchten, stehen wir Ihnen sehr gerne mit Rat und Tat zur Verfügung.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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