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Die Wrangelinsel – das Tierparadies der Arktis für Insider

Hoch im russischen Fernen Osten, im Arktischen Ozean, liegt die Wrangelinsel, geprägt von einer rauen, arktischen Landschaft, und doch voller Leben, faszinierend und wunderschön. Es ist die Heimat der Eisbären und der Polarfüchse, der Moschusochsen, und noch so vieler anderer Tierarten, die diese Perle der Expeditionsseereise ihre Heimat nennen. Vogelfreunde werden begeistert sein von den vielen Zugvögeln, die es hier her verschlägt – und diejenigen, die sich für die Geschichte unserer Welt interessieren, kommen ins Träumen, wenn sie hören, dass hier die letzten Wollmammuts der Welt lebten. Fast unbekannt – und gleichzeitig eines der atemberaubendsten Ziele für Expeditionsfreunde. Wir von eisexpeditionen.de wollen Ihnen mehr über diese Insel in unserem heutigen Blogbeitrag erzählen: Die Wrangelinsel.

Willkommen auf der Wrangelinsel

Die junge Schneegans erhebt sich in die Luft. Das erste Mal fliegt sie über ihre Heimat, die kalte Luft streicht um ihre Federn, der Wind trägt sie. Nun richtet sich der Blick des Jungtieres aus der Luft auf seine Heimat, vom Schnee überzogen und doch grün, immer wieder grün. Die Schneegans weiß nicht, was sie für ein bemerkenswertes Tier ist, denn noch vor einigen Jahren galt die Art fast als ausgestorben. Aber hier, hier ist eine Heimat für all die Tiere, die es überall anders heute schwer haben, und auch wenn die Schneegans noch nie einen Menschen gesehen hat, denn die gibt es hier nicht, so weiß sie doch, welch einzigartiges Heim sie hat. Ihr Blick fällt auf eine Eisbärenmama, die mit zwei Jungtieren über die Insel zieht, suchend nach Nahrung.

Ihr Blick fällt auf die Küsten, und dort tummeln sich seltsame große Wesen, in Massen – hunderttausende von Walrössern haben ihr ganz eigenes Paradies, stürzen sich in die flachen Gewässer und jagen nach reichhaltigem Fisch. Dann sieht die Gans die Lemminge, die zu hunderten durch die flache Vegetation wuseln, gejagt von Polarfüchsen. Als sie einen Bogen macht, sieht sie für einen Augenblick nur zwei Augen, die zum Himmel blicken, und obwohl das Tier sich nicht in die Luft erheben kann, erschauert die Gans – denn der Wolf ist auch hier, und er jagt. Aber nicht sie, nein, es gibt reichlich andere Nahrung, das spürt die Gans von Natur aus. Dort sind die Rentiere, zu hunderten streifen sie über das grüne Land. Und da drüben, da sind die Moschusochsen, groß und mächtig, aber die schwächsten unter ihnen müssen sich gegen die Räuber verteidigen. So viel Leben erblickt das junge Tier, und es weiß, dass es hier, in dieser unberührten Wildnis, immer bleiben wird, leben wird, selbst Jungtiere aufziehen wird, und dann im Kreislauf des Lebens unter tausenden von Tieren auch sein Ende finden wird.

Zunächst einige Fakten – Die Lage und Größe der Insel

Die Insel Wrangel liegt 140 Kilometer vor der Nordostküste Sibiriens zwischen dem ostsibirischen und dem Tschuktschen-Meer. Die unbewohnte und viel kleinere Herald Island liegt 64 km nordöstlich von Wrangel in Richtung Beringstraße und Alaska. Die Wrangel Island erstreckt sich über den 180. Meridian und liegt damit sowohl auf der westlichen als auch auf der östlichen Halbkugel.

Die Fläche der Wrangelinsel beträgt etwa die des Yellowstones Nationalparks – es handelt sich also um eine große Insel, mit einer Länge von ca. 150km und einer Breite von etwa 126km (und damit einer Gesamtfläche von über 7.600 Quadratkilometern). Wie viele arktische Inseln, ist die Wrangelinsel nicht nur flach, im Gegenteil: Der höchste Berg ist der Mt. Sovetskaya mit 1.093 Metern.

Die Wrangelinsel ist, ebenso wie Herald Island, zwar völlig von Treibeisschollen eingeschlossen, aber nicht vergletschert. Klar ist jedoch: So nah am Nordpol (ca. 2.000km entfernt) und 500km jenseits des Nördlichen Polarkreises herrschen keine für Menschen gemachte Bedingungen. Eine Schneedecke überzieht daher weite Teile der Insel. Sie ist bei Expeditionsseereisen wegen der Eislage nicht immer erreichbar, aber wenn Sie dorthin gelangen, erwartet Sie ein echtes Highlight.

Die atemberaubende Artenvielfalt der Wrangelinsel

Warum ist Wrangel so voller Leben? Die Antwort ist einfach: Die Insel war während der Quartär-Eiszeit nicht vergletschert, was zu einer außergewöhnlich hohen Artenvielfalt in dieser Region führte. Die Insel rühmt sich der weltweit größten Population von pazifischen Walrössern und der höchsten Dichte an Eisbärenvorkommen. Sie ist ein wichtiger Futterplatz für den aus Mexiko einwandernden Grauwal und der nördlichste Nistplatz für 100 Zugvogelarten, von denen viele vom Aussterben bedroht sind. Ein Tierparadies, das von den vielfältigen Pflanzenarten lebt (über 400 werden hier gezählt) – nirgendwo sonst im arktischen Tundragebiet gibt es eine solche grüne Vielfalt wie hier. Die unteren und mittleren Berghänge der Insel sind von trockenen grasartigen und auch strauchartigen Vegetationen geprägt, die insbesondere für Vögel ideal sind. Daneben gibt es auch Moorlandschaften und Dickichte von Elfenweiden. Das Innere der Insel ist wärmer als die Küstengebiete, so dass es kein Wunder ist, das hier Moose, Gräser und auch Sträucher wachsen.

Der Eisbär herrscht über die Wrangelinsel

Die Wrangelinsel hat keine einheimische Bevölkerung und ist – mit Ausnahme von Forschern, die sich hier regelmäßig aufhalten – unbewohnt. Das liegt selbstverständlich an der Lage und dem Klima. Kein Wunder also, dass über die Insel nur einer herrscht: Der majestätische Eisbär, der König der Arktis.

Über Eisbären haben wir hier bei Eisexpeditionen.de schon viel geschrieben. Daher wollen wir hier nicht alles wiederholen, denn im Kern dieses Blogbeitrages soll es um die Wrangelinsel selbst gehen mit ihrer faszinierenden Natur. Aber dennoch ein paar wichtige Fakten, warum die Wrangelinsel für Expeditionsfreunde so spannend ist. Die Insel bietet mit ihrer Vegetation und den vielen Tieren (dazu sogleich noch) großartige Lebensbedingungen für Eisbären, und vor allem die trächtigen Weibchen finden hier in den Bergen perfekte Bedingungen, um ihren Nachwuchs zu gebären und aufzuziehen. Es ist daher kein Wunder, dass unter Forschern die Wrangelinsel als der Hotspot für den Eisbärennachwuchs gilt. Es wird geschätzt, dass hier jedes Jahr einige hundert Eisbärenbabys das Licht der Welt erblicken und von ihren Müttern mit den arktischen Bedingungen und der Jagd vertraut gemacht werden. Für die Expeditionsfreunde kann die Insel daher den traumhaften Anblick bieten, den Sie ein Leben lang nicht vergessen werden: Ein Muttertier mit seinen Jungen, die über die Insel streifen. Wir drücken die Daumen.

Wo sich die Walrösser tummeln und die Polarfüchse Lemming jagen

Walrösser fühlen sich auf der Wrangelinsel und auf Herald Island pudelwohl. Daher gilt die Insel als eines der wichtigsten Walrossgebiete weltweit. Dabei ist zu differenzieren: Die erwachsenen Männchen bevorzugen bei ihren Jagdrunden eher das Eis und die See der Beringstraße, und so sind es vor allem die etwas kleineren Weibchen und die jüngeren Männchen, die sich in den Sommermonaten an der Küste der Wrangelinsel tummeln. Sie nutzen die flacheren Küstengewässer für ihre Jagd nach Fischen. Im Sommer können Sie an den Küsten Zehntausende der Tiere dicht an dicht gedrängt beobachten.

Erinnern sich vielleicht einige von Ihnen noch an das liebenswerte Computerspiel „Lemmings“, in dem der Spieler in verschiedenen Puzzles die putzigen kleinen Kerlchen vor dem Tod retten musste? Dann werden Sie sich freuen, denn auch diese kleinen Kerlchen können Sie auf der Wrangelinsel finden. Warum wir sie hier gesondert erwähnen? Weil Lemminge einen wichtigen Baustein in der Nahrungskette darstellen, denn vor allem die einheimischen Schnee-Eulen, Raubmöwen und der Polarfuchs sind auf die Lemminge als Hauptnahrungsquelle angewiesen. Womit wir auch schon bei dem Polarfuchs sind, von dem wir ein besonderer Fan sind (lesen Sie unbedingt unseren Blogbeitrag zu diesem perfekt auf die Arktis angepassten Jäger!). Auch der Polarfuchs liebt die Wrangelinsel und kommt hier in großer Zahl vor – was auch kein Wunder ist, denn Kenner unserer Seite wissen, dass Polarfüchse sich gerne in der Nähe von Eisbären aufhalten (wenngleich auch im gebührenden Abstand). Grund: Polarfüchse fressen auch Aas, und gerade Eisbären hinterlassen eine Menge davon.

Interessant übrigens: Auch Wölfe und der Rotfuchs sind auf der Insel anzutreffen. Es wird vermutet, dass sie über das Eis kamen. Die Wölfe breiten sich seit Anfang des neuen Jahrtausends aus. Sie jagen vereinzelt wohl auch schwächere und jüngere Rentiere, die hier Anfang der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ebenso wie der Moschusochse vom Menschen eingeführt worden sind. Für die damals dort noch lebenden Menschen sollten sie eine Einnahmequelle schaffen, heute leben sie wild auf der Insel. Leider zeigt sich hier auch, dass der Eingriff des Menschen in die Natur durch die Einführung von Tierarten massive Folgen haben kann, denn tatsächlich stellen Rentiere für die Insel eine Belastung dar – sie nehmen anderen Tieren den Lebensraum. Forscher schätzen, dass die Insel etwa 1.500 dieser Tiere natürlich tragen kann, die tatsächliche Population sich aber auf rund 6.000 Tiere beläuft. Eine starke Verbreitung hat auch der Moschusochse gefunden, den der Mensch ebenfalls eingeführt hat – auf der Insel gibt es heute wohl knapp 600 dieser Tiere, die nun wild und frei von menschlicher Beherrschung leben.

Ein Paradies für Vogelfreunde

Die Wrangelinsel ist ebenso wie Herald Island ein wahres Paradies für Vogelfreunde. Das Wrangel-Insel-Reservat hat die höchste Artenvielfalt in der hohen Arktis. Die Insel ist der Brutplatz der einzigen Schneeganspopulation Asiens, die sich langsam von dem katastrophal niedrigen Niveau erholt.Tatsächlich ist die Schneegans ein Gewinner der Erderwärmung (so hart sich das anhören mag), denn die milderen Temperaturen fördern die Brut – die fast ausgestorbene Art ist heute nach Schätzung von Forschern mit knapp 6.000 Brutpaaren auf der Insel vertreten.

Die Inseln haben darüber hinaus die größten Seevogelkolonien in der Tschuktschensee, sind die nördlichsten Nistplätze für mehr als 100 Zugvogelarten, darunter einige gefährdete wie der Wanderfalke, haben bedeutende Populationen von ansässigen Tundravogelarten, die mit wandernden arktischen und nicht arktischen Arten durchsetzt sind. Vogelfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten und können hier sehr seltene Vögel erblicken.

Die Geschichte der Insel

Zunächst ein faszinierendes Detail der Geschichte: Forscher sind sich sicher, dass hier, an diesem entlegenen Ort, die letzten Mammuts gelebt haben. Menschen scheinen ihnen gefolgt zu sein über das Eis, denn es gibt Beweise, dass es hier um 1700 v. Chr. eine menschliche Siedlung gegeben hat – deren Bewohner nachweisbar Mammuts gejagt haben. Denn 1975 wurden Werkzeuge aus dieser Zeit entdeckt, aus Stein, aber auch aus dem Elfenbein der Mammutstoßzähne. Was muss das hier für ein Leben gewesen sein für die Menschen, in der Kälte der arktischen Zone jagend nach diesen großen Tieren, die wir nie mehr lebend erblicken werden? Und was waren das für Menschen? Niemand weiß es genau, aber es gibt eine russische Sage, wonach ein Häuptling vor langer Zeit seinen Stamm über das Eis führte, um mit seinem Volk auf der Wrangelinsel zu siedeln. Wohin diese Menschen wohl entschwunden sind?

Es waren dann, wie in einigen arktischen Regionen, die Kosaken, die die ersten Aufzeichnungen über die Wrangelinsel im Jahre 1764 anfertigten. Baron Ferdinand von Wrangel versuchte dann Anfangs des 19. Jahrhunderts, die Insel zu lokalisieren – allerdings erfolglos. Gleichwohl trägt die Insel heute, in Ehrung seiner Versuche, seinen Namen. Wrangel hatte übrigens die Vermutung von der Existenz der Insel vor allem mit von ihm beobachteten Vogelschwärmen begründet – denn diese flogen auf das Polarmeer hinaus, und er war der zutreffenden Ansicht, dass sie irgendwo landen wollten.

1849 erhielt die Insel den Namen „Plover-Insel“, denn auf der Suche nach der verschollenen Franklin-Expedition sichtete Henry Kellett die Insel (betrat sie aber nicht).

Historisch gesehen spielen dann tatsächlich Deutsche eine große Rolle für die Wrangelinsel. Denn die erste gesicherte Aufzeichnung der modernen Seefahrt geht auf einen deutschen Walfänger zurück, dessen Besatzung nachweisbar 1866 auf der Wrangelinsel landete. Danach zog es Abenteurer und Walfänger zu der Insel. Es waren dann Amerikaner, genauer gesagt die Besatzung aus der USRC Corwin, die 1881 an Land ging und das gesamte Land – mit der etwas merkwürdigen Bezeichnung „New Columbia“ – für die Vereinigten Staaten von Amerika beanspruchte.

1914 sank die Karluk, das Flaggschiff der kanadischen Arktisexpedition, vor der Wrangelinsel, nach einer fünfmonatigen Irrfahrt. 14 Männer, zwei Frau und ein Kind konnten sich auf die Wrangelinsel retten. Der in Kanada berühmte Kapitän Robert Bartlett marschierte mit dem Eskimojäger Kataktovik zum Festland und organisierte Hilfe. Drei Männer starben auf der Insel, der Rest wurde von einem Handelsschiff gerettet.

Die Russen ignorierten den amerikanischen Herrschaftsanspruch – und im Jahr 1916 erklärte der Zar von Russland die Wrangelinsel zu einem Teil des russischen Reichs. Die Sowjetunion ratifizierte die Proklamation im Jahr 1926 – die Wrangelinsel war damit politisch sowjetisches Gebiet. Unter Leitung Georgi Uschakows wurde 1926 die nach ihm benannte Siedlung Uschakowskoje an der Südküste der Insel errichtet. Etwa 100 Personen lebten fortan auf der Insel bis etwa in die 1990er-Jahre – gegenwärtig ist die Insel aber nicht mehr bewohnt.In den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts lebten nun also einige Menschen auf der Insel. In dieser Zeit entstand eine traurige Geschichte um den Gouverneur der Insel, einen Russen namens Konstantin Semenchuk. Er erpresste die einheimische Bevölkerung, da er ihnen verbot, Walrösser zu jagen (ein Verbot, von dem es selbstverständlich gegen Zahlung dann Ausnahmen gab). Merkwürdigerweise starben in dieser Zeit auch die Rivalen des Gouverneurs, die sich auf den Posten bewarben. Das verhungernde Volk schließlich konnte die sowjetische Regierung informieren, die Semenchuk gefangen nahm. Er wurde als Bandit und Verbrecher gegen das sowjetische Volk zum Tode verurteilt.

Es ist eine bemerkenswerte Leistung der sowjetischen Führung, dass sie 1976 beschloss, die Wrangelinsel und die Herald Insel sowie die umliegenden Gewässer in einem Radius von 5 Seemeilen zum staatlichen Naturschutzgebiet zu erklären: Schon damals sollte so das einzigartige Ökosystem geschützt werden. Später wurde die nautische Grenze auf 24 Seemeilen ausgedehnt. Auch die militärische Nutzung der Insel wurde 1992 aufgegeben. Wegen der einzigartigen Artenvielfalt ist es daher kein Wunder, dass im Jahr 2004 das Naturreservat der Wrangelinsel in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Ein einzigartiger Ort, eine Insel, die für alles steht, was die Arktis so faszinierend macht. Haben Sie Lust auf eine Expeditionsseereise bekommen, die diesen faszinierenden Ort erreicht? Dann sprechen Sie uns an

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