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Die Geschichte der Hudson’s Bay Company – Teil 1

Wer sich für die Geschichte der kanadischen Arktis interessiert, wird unweigerlich auf einen berühmten Namen stoßen: Die Hudson’s Bay Company. Dieser berühmten Gesellschaft wollen wir den heutigen Blogbeitrag widmen.

Grundlegendes

Zunächst ein ganz wichtiger Punkt: Die Hudson’s Bay Company ist schon deswegen weltberühmt, weil sie das älteste eingetragene Unternehmen Kanadas ist – und eines der ältesten heute noch existierenden Unternehmen weltweit. Sie hatte ihre Blütezeit in der Zeit des Pelzhandels – war aber neben Wirtschaftsunternehmen vor allem ein politischer Akteur, der die Geschichte Kanadas im Positiven wie im Negativen massiv prägte. Das Hauptquartier der Firma lag in York Factory an der Hudson Bay, nach der das Unternehmen auch benannt wurde.

Hudson Bay

Bei der Hudson Bay handelt es sich um ein über eine Million Quadratkilometer großes Randmeer im nördlichen Teil Kanadas. Die Meeresbucht ist über die Hudson-Straße mit dem Atlantik verbunden und bietet so den Zugang zum Atlantik. Die heutigen kanadischen Provinzen Manitoba, Ontario, Quebec und Nunavut liegen an dieser schönen und beeindruckenden Meeresbucht. Der Name der Bucht geht zurück auf den Entdecker Henry Hudson, der sie 1610 kartographierte.

Pelzhandel

Die Hudson’s Bay Company wurde bereits im Jahr 1670 gegründet, mit einem Privileg des Königs von England, Schottland und Irland. Aber wie kam es zur Gründung?
Wir begeben uns zurück in das 17. Jahrhundert. Die Entdeckungen von Kolumbus und der ihm nachfolgenden großen Seefahrer sowie das endende Mittelalter mit dem Zeitalter der Renaissance hatten die Welt in Bewegung gesetzt. Während in Europa die Kriege der Konfessionen und Fürsten tobten, blühte weltweit der Seehandel. Ein wichtiger Teil des internationalen Handels stellte der Pelzhandel dar. Pelz aus Übersee war in Europa sehr begehrt, insbesondere Biberpelz diente für Hüte und Jacken als wichtiger Rohstoff. Im heutigen Kanada wurden viele Biber im Inneren des Landes erlegt.

Doch der Weg in das Landesinnere war beschwerlich und gefährlich. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren es dann die französischen Händler Médard Chouart des Groseilliers und Pierre-Esprit Radisson, die einen besonderen Plan entwickelten: Sie wollten eine Handelsgesellschaft gründen, die den Zugang zum Landesinneren über die Hudson Bay stabilisieren und absichern sollte.

Gründung

Die beiden Franzosen suchten zunächst die Unterstützung der französischen Krone, doch die blieb ihnen zu ihrer Überraschung verwehrt. Die Franzosen hatten ein Monopol auf den Pelzhandel über das Landesinnere Nordamerikas und sahen keinen Grund, dieses durch eine weitere Gesellschaft zu verändern. Doch die beiden französischen Händler gaben nicht auf, gingen nach England und gewannen das Vertrauen des Cousins des Königs, Prinz Rupert. Er wiederum bearbeitete seinen auf dem Thron sitzenden Herrscher, Karl II, das Vorhaben zu unterstützen, ebenso wie mehrere Adlige und Kaufleute, die für das Vorhaben Mittel zur Verfügung stellen sollten. Mit Unterstützung des Königs stachen dann am 3. Juni 1668 die beiden ersten Schiffe in Richtung der Hudson Bay in See, die Eaglet und die Nonsuch. Die Gesellschaft war daher von vornherein politisch geprägt, denn mit ihr wollte England ein Gegengewicht zu dem französischen Pelzhandel schaffen.

Am 2. Mai 1670 wurde eine königliche Charta verkündet. Sie gilt als die Grundlage der Hudsons’s Bay Company. Der vollständige Name der mit dieser Urkunde gegründete Gesellschaft lautete: Governor and Company of Adventurers of England trading into Hudson’s Bay. Der erste Vorsitzende erhielt den Titel Governor. Ein Titel, der bis heute in der angloamerikanischen Tradition eine große Rolle spielt.

Der Kompanie der Abenteurer wurden vom König besondere Rechte eingeräumt, die heute undenkbar sind. Dazu gehörten Rechte, die ansonsten nur staatliche Einrichtungen ausüben durften. Dazu gehörte beispielsweise das Recht der Gerichtsbarkeit in den Territorien um die Hudson’s Bay und das Recht zur Waffengewalt, um das Gesetz des Königs durchzusetzen. Am wichtigsten war jedoch auch das ausschließliche Recht, in der Hudson Bay Handel zu betreiben. Ein absolutes Wettbewerbsverbot damit für alle anderen Händler! Wer nicht zu Hudsons’s Bay Company gehörte, durfte damit selbst nicht in dem Gebiet auf die Jagd gehen, das von den in die Hudson Bay mündenden Flüssen durchquert wird. Diese riesige Region wurde Rupert’s Land genannt – in Hommage an den Prinzen, der die ganze Unternehmung mit seinem offenen Ohr erst möglich gemacht hatte. Das Gebiet umfasste fast 4 Millionen Quadratkilometer – es machte ein Drittel des heutigen Kanadas aus, alles ausgehend von der Hudson Bay.

Aktiengesellschaft

Es gab bald eine große Besonderheit bei der Hudson’s Bay Company, die im Nachhinein für ihren großen Erfolg ebenso verantwortlich war wie die Unterstützung des englischen Königs: Die Organisation als Aktiengesellschaft.
Wer in der Hudson’s Bay jagen wollte, wurde Aktionär der Hudson’s Bay Company. Die Anteile wurden nicht frei gehandelt, sondern nur mit Zustimmung des Gouverneurs (bis 1863). Die Aktionäre versammelten sich jährlich auf der sogenannten Generalversammlung, die im deutschen Recht der Aktionärshauptversammlung entsprechen würde. Für die damaligen Zeiten war das Unternehmen bestens organisiert und konnte so Wettbewerber ebenfalls ausstechen: Eine zentrale Verwaltung organisierte nicht nur die Generalversammlungen, sondern sorgte auch dafür, dass die Regeln des Unternehmens eingehalten wurden. Auf der Generalversammlung wählten die Aktionäre einen Gouverneur, der das Unternehmen führte und gleichzeitig die Hoheitsrechte, die der britische König gewährt hatte, ausübte. Nicht minder wichtig war die Wahl eines Handelskomitees. Dieses organisierte die Pelzauktionen, die Bestellung von Handelsgütern, die Anwerbung von Arbeitskräften und organisierte weiter die Schifffahrt.

Der Gouverneur saß in London und unterhielt auf diese Weise beste Verbindungen zur britischen Krone, zum Adel und zu den reichen Kaufleuten. Er war damit ein wichtiger politischer Akteur und konnte so den Einfluss der Handelsgesellschaft bis in die höchsten Kreise der damals mächtigsten Nation der Welt absichern. Das Komitee wiederum organisierte die Machtausübung und sicherte den politischen Einfluss vor Ort, indem es beispielsweise die Handelsrouten und Jagdreviere in Rupert’s Land verteilte. Für damalige Zeiten ungewöhnlich war die hohe Transparenz für die Aktionäre der Gesellschaft: Das Komitee berichtete über seine Arbeit und den Erfolg der Unternehmungen in Jahresberichten, Postjournalen und Rechnungsbüchern.

Stellen Sie sich damit eine private Gesellschaft vor, die gleichzeitig Handelsunternehmen wie massiver politischer Akteur war. Ein Unternehmen, das für die Ziele ihrer Aktionäre auf Profit ausgerichtet war, und gleichzeitig auch im Namen der Krone ein riesiges Gebiet kontrollierte und dort die Gerichtsbarkeit leitete. Wenn wir heute über die Macht von internationalen Konzernen nachdenken, sollten wir uns immer wieder diese unglaubliche Macht der Hudson’s Bay Company vor Augen halten.

Übrigens waren die beiden französischen Gründer der Gesellschaft mit dieser Organisation nicht einverstanden. Sie wollten mehr Macht. Daher wechselten sie schon bald wieder zurück zu den Franzosen und unterstützen nun deren Kampf gegen die Hudson’s Bay Company.

Organisation

Die Pelzhandelsrouten waren generalstabsmäßig organisiert. Entlang der Routen wurden Handelsposten errichtet, die die Machtausübung der Gesellschaft vor Ort absicherten und gleichzeitig die Unternehmungen in der Region unterstützten. Man kann sich das so vorstellen, dass diese Stationen eine Mischung aus Handelsposten und Militärbasis waren, denn gleichzeitig wurde von hier aus auch abgesichert, dass niemand vor Ort ohne Kenntnis und Billigung der Hudson’s Bay Company auf die Jagd ging. Auch die Handelsposten waren daher bestens organisiert: Sie wurden geleitet von einem Chief Factor, dem Chefhändler. Ihm unterstand eine Gruppe von Offizieren, die den sogenannten Offiziersrat bildeten. Viele Ortsnamen, die auch heute noch verwandt werden, wie die Orte Moose Factory und York Factory, gehen auf die Existenz dieser Außenposten zurück.

Blühender Handel & Krieg

Man mag es heute mit gemischten Gefühlen betrachten, aber die Händler der Hudson’s Bay Company nutzten auch die indigenen Völker der Region gnadenlos aus. Warum es später sogar zu Kriegen und Umstrukturierungen kam, erfahren Sie im zweiten Teil unseres Blogbeitrages.

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