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Die Dorset – eine ausgestorbene Zivilisation der Arktis

Die Natur ist das Highlight auf Expeditionsreisen in der Arktis. Beeindruckende Gletscher, unberührte Wildnis, Wale, Eisbären – nur einige der Höhepunkte, die sie uns zu bieten hat. Doch die Arktis war auch Heimatort menschlicher Kulturen, die faszinierend sind. Heute kennen wir sie als Inuit. Eine dieser Kulturen war die der Dorset, ein Volk, das in der nordamerikanischen Arktis lebte und verschwand. Wer waren diese Menschen und was führte zu dem Untergang einer beeindruckenden Kultur? Dem widmen wir uns in unserem heutigen Blogbeitrag.

Grundlegendes

Die Geschichte der Menschheit ist voll untergegangener Völker und Zivilisationen. Wir alle kennen aus der Schule die Mayas oder Inkas, jene sagenhafte Kulturen, die den widrigen Umständen der Zeit oder den Eroberern zum Opfer fielen. Aber auch in der Arktis gab es Kulturen, die eine Blütezeit hatten, aber nicht überdauern sollten. Eine von ihnen war die Kultur der Dorset. Wissenschaftler waren sich erstmals 1925 sicher: Es gab noch eine andere Kultur in der Arktis vor den heutigen Inuit. Ihre Erkenntnisse gingen auf umfangreiche Ausgrabungen in Kap Dorset im Nunavut, Kanada, zurück. Also mitten in der Arktis von Nordamerika. Nach diesem Ort sollte die untergegangene Kultur benannt werden: Die Dorset-Kultur.

Erkenntnisse

Die Dorset lebten wohl in der Zeit von ca. 500 v. Chr. bis in einem Zeitraum zwischen den Jahren 1000 bis 1500 n. Chr. Genau kann das niemand sagen: Die Dorset starben aus oder verschwanden aus unbekannten Gründen vom Antlitz der Erde. Es gibt Forscher, die schätzen, dass ihr Ende bereits um die Jahrtausendwende eintrat, während andere glaubten, sie lebten noch bis zum Ende unseres Mittelalters. Der Begriff „Aussterben“ ist dabei plakativ. Aber nicht ganz falsch. Denn Forscher gehen davon aus, dass die Dorset und die Thule als Ursprung der heutigen Inuit zu unterscheiden sind. Genetische Studien zeigen: Die beiden Völker haben sich wohl nicht vermischt. Was das Verschwinden der Dorset umso mysteriöser machte.

Geschichte

Die Historie der Dorset kann anhand von Ausgrabungen nachvollzogen werden. Maßgeblich sind hierbei die Werkzeuge, die Archäologen fanden. Ihr Alter kann gut bestimmt werden und bei ihrer Untersuchung zeigte sich die Entwicklung der Kultur. Hierbei sind die wichtigsten Artefakte diejenigen, die für den Werkzeugbau selbst, aber vor allem für die Jagd eingesetzt worden sind – also Klingen und Specksteinlampen beispielsweise.

Die Dorset breiteten sich von ca. 500 v. Chr. über die nordamerikanische Arktis aus. Forscher unterteilen die Geschichte ihrer Kultur heute in vier Phasen: die frühere, mittlere, späte und die Endphase, wobei letztere auf die Zeit nach 1000 n. Chr. datiert wird. Die Einteilung der Phasen folgt dabei sowohl der Verbreitung der Kultur wie auch der Entwicklung der Werkzeuge, gleichzeitig aber auch in Teilen dem Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten der Erde. Forscher nehmen an, dass die Zeit ihres Verschwindens mit einer warmen Phase des Erdklimas verbunden war, in dem sich auch die Arktis veränderte. Möglich ist, dass diese Änderung ihrer Lebensbedingungen die Dorset überforderte. Oder aber die einwandernden Thule (dazu sogleich) führten zu ihrem Aussterben.

Kultur

Wie auch andere Urvölker der polaren Regionen lebten die Dorset von der Jagd auf Meeressäuger. Hierbei haben sie sich wohl insbesondere an sogenannten Atemlöchern aufgehalten: Also Löchern im Eis der Arktis, an denen beispielsweise Robben zum Atmen hochkamen – und dann zur Beute der Dorset wurden. Diese Theorie passt auch zu dem Niedergang der Dorset. Denn mit dem warmen Klima zog sich das Meereis massiv zurück. Die Jagdmethoden der Dorset waren dann nicht mehr umsetzbar. Ob sie deswegen verhungerten oder in andere Regionen zogen?

Woher die Dorset kamen und wohin sie gingen, ist damit nicht eindeutig gesichert. Klar ist: Sie waren auf die gesamte Arktis Nordamerikas verteilt, über die Hudson Strait, Labrador und Neufundland. Sie waren gut an die arktischen Verhältnisse angepasst, wie ihre Werkzeuge zeigen. Doch zwei Umstände sind bemerkenswert: Keine Ausgrabung hat Boote hervorgebracht (was z.B. bei den Thule zuhauf der Fall war). Und ebenso konnten die Archäologen keine Pfeile und Bogen finden. Es scheint, als wären diese Technologien bei den Dorset unbekannt gewesen. Das bedeutete aber auch: Wenn sich das Meereis zurückzog, konnten die Dorset keine anderen Tiere wirksam jagen, also beispielsweise keine Eisbären. Die Thule dagegen jagten in der Arktis auch Landtiere. Führte dieser Mangel an Technologie zu einer verheerenden Nahrungsknappheit?

Bemerkenswert finden Forscher heute, dass die Dorset eine sehr homogene Gruppe waren für die damaligen Verhältnisse. Ihre Gruppen, die oft weit voneinander entfernt lebten, hatten viele Gemeinsamkeiten in ihrer Lebensweise. Dazu gehören auch sehr ausgefeilte Schnitzereien und Masken. In der Kultur der Dorset spielten wohl Schamane eine ausgeprägte Rolle.
Es gibt auch Forscher, die meinen, Europäer wären schon früh auf die Dorset getroffen. Gemeint sind die Wikinger, die auf ihren Überfahrten nordamerikanische Küsten besuchten. Trafen sie hier auf die Dorset? Gesichert ist dies nicht, jedoch auch nicht unmöglich. Wie fremd mögen die beiden Kulturen einander gewesen sein?

Thule und Dorset

Die Thule sind wohl nach dem 10. Jahrhundert nach Osten gewandert und auf die Dorset getroffen. Dafür sprechen Legenden der Thule, die von Begegnungen mit besonderen Menschen berichten: Den „Tunuit“, was übersetzt so viel wie „Erste Einwohner“ bedeutet. Dies sei aus Sicht der Forscher ein starkes Indiz dafür, dass die Thule auf die Dorset getroffen sind. Die Legenden beschreiben die ersten Einwohner als mythische Wesen: Sie seien Riesen gewesen, an Kraft den Thule deutlich überlegen. Und doch hatten diese Menschen Angst, mit den Thule zu reden, waren scheu und furchtsam. Die Thule berichten in ihren Sagen, sie hätten diese früheren Bewohner leicht in die Flucht geschlagen.

Ob es wohl zu Kämpfen zwischen den beiden Völkern kam, die zum Untergang der Dorset führten? Möglich, aber nicht überwiegend wahrscheinlich. Der Klimawandel könnte aus den beschriebenen Gründen zum Tod der Dorset geführt haben. Oder aber es kam zu einem Aufeinandertreffen mit den Inuit der Thule-Kultur mit einer Entwicklung, die für viele Ureinwohner fatal war: Sie trafen auf Krankheiten, auf die ihre Körper nicht vorbereitet waren. Schließlich gibt es auch Theorien, die Wikinger wären schuld an dem Untergang der Kultur. Denn sie hätten Krankheiten aus dem fernen Europa eingeschleppt.

Sadlermiut

Auf der Southampton Island in der Hudson Bay lebte noch bis in das 20. Jahrhundert hinein ein isoliertes Volk: Die Sadlermiut. Es gibt Annahmen, dass sie tatsächlich noch Nachfahren der Dorset waren. Dafür sprachen ihr Dialekt und ihre Lebensweise, die sich von anderen Inuit unterschied. Auch genetische Forschungen legten später eine Verwandtschaft mit den Dorset nahe, wobei es auch sein kann, dass die Gruppe aus einer Vermischung von Dorset und Thule entstanden war.

Leider starb diese Gruppe aus. Begegnungen mit Europäern bei der Besiedlung des Kontinents führten zu der Verbreitung von Krankheiten, auf die die Menschen nicht vorbereitet waren. Um 1903 starb die Gruppe aus – vielleicht die letzten Nachfahren der Dorset.

Wollen auch Sie auf Spurensuche gehen und die Regionen besuchen, in denen die Dorset einst lebten? Dann sprechen Sie uns gerne an. Wir planen mit Ihnen Ihre perfekte Expeditionsseereise in die arktischen Regionen.

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