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Die Atlantifizierung der Arktis

Die Erderwärmung wird breit diskutiert. Aber wussten Sie, dass sich die Arktis bereits aufgrund vorindustrieller Phänomene erwärmt hat? Mehr dazu in unserem heutigen Blogbeitrag.

Forschung auf Svalbard

Diese Erkenntnis geht auf Forschungen in der Region Svalbard zurück. Diese Inselgruppe liegt nördlich von Norwegen im Nordpolarmeer. Zu ihr gehört die als Eisbären-Hotspot berühmte Hauptinsel Spitzbergen. Hier gibt es sehr viele Forschungsaktivitäten.
Eine internationale Forschergruppe rekonstruierte die jüngste Geschichte der Erwärmung des Arktischen Ozeans an der Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen, dem Tor zum Arktischen Ozean. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Science Advances. Die Untersuchung erregte internationale Aufmerksamkeit als erste umfassend historische Perspektive auf die Veränderung des Arktischen Ozeans durch den Einfluss des Atlantiks und auf die Verbindung zwischen den beiden Ozeanen. Sie geben einen Ausblick darauf, wie das Eis des Arktischen Ozeans auch unabhängig vom Menscheneinfluss weiter zurückgehen könnte und sich dadurch der Meeresspiegel erhöhen könnte.

Atlantisches Wasser

Die Erwärmung der Arktis hat möglicherweise auch einen natürlichen Ursprung nach neuen Erkenntnissen von Forschern. Sie haben Sedimente untersucht. Aus diesen Untersuchungen ergab sich, dass das salzige, wärmere Wasser des Atlantiks seit dem frühen 20. Jahrhundert in die Arktis eindrang, mindestens seit 1907. Es ist zwar nicht neu, dass das Atlantikwasser in die kälteren Gewässer des Nordpolarmeeres zunehmend eindringt und zu einer Erwärmung führt. Doch bisher nahm man an, dass dieser Prozess erst im späten 20. Jahrhundert einsetzte (und gegebenenfalls auf eine vom Menschen verursachte Erderwärmung zurückgeht).

Das Wasser des Atlantiks zeichnet sich durch einen höheren Salzgehalt aus als dass der arktischen Gewässer. Dadurch ist es auch wärmer. Es vermischt sich mit dem arktischen Wasser und trägt so zu einer Erwärmung des Arktischen Ozeans bei. Leider führt dieses natürliche Phänomen auch in der Arktis zu einem zunehmenden Eisverlust.

Atlantifizierung

Diese Durchmischung des Wassers der arktischen Regionen mit dem Wasser aus dem Atlantik bezeichnen Forscher als „Atlantifizierung“. Forscher untersuchen diesen Vorgang seit zwei Jahrzehnten. Noch steht die Forschung allerdings am Anfang, da viele Daten noch fehlen um genaue Aussagen treffen zu können, wann der Vorgang begann und welche Auswirkungen er hatte und haben wird.

Vorgehen

Doch wie können Forscher so etwas herausfinden? Grundlage sind Sedimente am Boden des Ozeans, die dann systematisch untersucht werden. Sie erzählen von der Geschichte der Ozeane und des Wassers. Die Forscher, die diese neue Erkenntnis herausgearbeitet haben, untersuchten die Framstraße im Arktischen Ozean zwischen Grönland und Svalbard. Sie tauchten tief in eine Bucht zum Grund herab und entnahmen dort Proben aus einem Sedimentkern.

Zentimeter um Zentimeter wird der Sedimentkern untersucht. Jeder Zentimeter der Schicht steht für etwa vier bis fünf Jahre Geschichte der Ozeane. So können die Forscher knapp 800 Jahre Geschichte des nördlichen Ozeans nachvollziehen.
Und wie können die Forscher dann so sicher sagen, dass die Atlantifizierung seit 1907 eingesetzt hat? Das ist wissenschaftlich auch für Laien nachvollziehbar: Es kommt auf die Zusammensetzung der organischen Stoffe im Sediment an. Diese untersuchten die Forscher sehr genau. In den Sedimenten gibt es maritime Mikroorganismen. Diese wurden auf chemische Signaturen untersucht.

700 Jahre lang ähnelte sich die Zusammensetzung derart stark, dass die Forscher sicher davon ausgehen können, dass die Wasserzusammensetzung fast gleichblieb. Doch ca. ab 1907 änderte sich die Zusammensetzung der Sedimente deutlich. Die Sauerstoffisotope erhöhten sich. Klar war: Das Wasser musste nun wärmer und salziger gewesen sein: Ein Effekt der Atlantifizierung.

Natürliche Ursache?

Es ist sehr gut möglich, dass dies auf natürliche Ursachen zurückgeht. Dies untersuchen die Forscher nun weiter.
Seit 1900 ist die Temperatur des Ozeans um etwa 2 Grad Celsius gestiegen, während sich das Meereis zurückgezogen hat und der Salzgehalt gestiegen ist. Heute wissen Forscher durch Satellitenbilder aus den letzten 20 Jahren, dass sich die Arktis ungefähr doppelt so schnell erwärmt wie der Rest des blauen Planeten. Die Arktis verändert sich und erwärmt sich. Der menschengemachte Klimawandel spielt dabei eine Rolle – aber auch natürliche Ursachen. Man spricht insoweit auch von einem Rückkoppelungseffekt mit dem Atlantik. Das Eis wird wohl noch eine Weile zurückgehen.

Bedeutung der Untersuchung

Solche Untersuchungen sind wichtig, um einerseits den Einfluss des Menschen sicher beurteilen zu können. Zudem ist eine Abgrenzung von dem sogenannten proindustriellen Klimawandel notwendig, also einer nicht vom Menschen beeinflussten Änderung des Klimas der Erde. Daneben wollen Forscher aber auch einschätzen können, wie das Ökosystem der Arktis in Zukunft aussehen wird. Denn was könnte passieren? Nun, wenn das Eis weiter schmilzt, wird ein größerer Teil der Meeresoberfläche der Sonne ausgesetzt. Die Folge? Es wird noch mehr Wärme freigesetzt. Wenn das jedoch geschieht, steigt die Lufttemperatur und der Permafrostboden schmilzt.

Das ist für unseren gesamten Planeten ein gefährlicher Vorgang: Es könnte Methan freigesetzt werden und in die Atmosphäre freigesetzt werden.
Eine wichtige Erkenntnis der Untersuchung könnte also sein, dass bereits unabhängig von den Folgen der Industrialisierung und damit unabhängig vom Einfluss des Menschen eine Atlantifizierung und Erwärmung des Nordpolarmeeres einsetzte. Das soll menschlichen Einfluss auf die Erwärmung der polaren Regionen nicht negieren, zeigt aber, dass unser Klima wie auch unsere Ozeane deutlich komplexer sind und eigenen Gesetzen unterliegen. Die Forscher der Studie wiesen zudem darauf hin, dass damit Klimamodelle neu berechnet werden müssen, weil sie diesen frühen Effekt der Atlantifizierung nicht berücksichtigt haben.

Fazit

Wir wollen damit aufzeigen: Das Klima der Arktis und die Rückkoppelungen der Ozeane sind komplex. Nicht alles wird vom Menschen beeinflusst. Doch das Eis geht zurück. Wir von Eisexpeditionen.de finden das natürlich schade, denn wir lieben auch die arktische Region mit ihren schönen Landschaften.

Wollen Sie die Arktis bald in ihrem heutigen Zustand bewundern, auf Schiffen mit nachhaltigen Antrieben? Dann sprechen Sie uns an. Wir planen mit Ihnen Ihre perfekte Expeditionsreise in die Arktis.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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