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Der Seeleopard – der unbestrittene Jäger der Antarktis

Der Pinguin blickt skeptisch ins Wasser. War da eine Bewegung? Kein guter Moment, um in das Wasser zu springen? Doch hinter ihm drängen schon die Artgenossen und nun spürt der kleine Kerl einen Druck von hinten. Ein anderer Pinguin hat ihn mit Wucht in das Wasser geschubst. Offenbar hatte dieser die gleiche Vermutung, denn unser kleiner Freund wird im Wasser sofort von etwas bedroht. Ein langer, dunkler Schatten, mit großen Flossen, bewegt sich schnell auf ihn zu. Der Instinkt des Pinguins greift sofort ein – schnell bewegt er sich in die Tiefe. Ein Seeleopard hat die Verfolgung aufgenommen. Ein 3m langer Jäger ist dem Pinguin auf den Fersen, eine halbe Tonne schwer, schnell und mindestens genauso beweglich wie der Pinguin. Er ist schneller, jagt erbarmungslos, unerbittlich. Immer, wenn der Pinguin dem Eis nahekommt, schneidet der Seeleopard ihm den Weg ab. Die Jagd geht weiter. Der Pinguin ist so erschöpft. Jetzt hat er nur noch eine Chance. Er hört auf mit jeder Bewegung und stellt sich tot…

Seeleoparden sind unerbittliche Jäger – und faszinierende Tiere. Wenn Sie auf die Tiere bei einer Expeditionskreuzfahrt treffen, werden Sie die Begegnung nie vergessen. In unserem heutigen Blogbeitrag berichten wir über die spannenden Tiere.

Verbreitung

Seeleoparden finden wir im antarktischen Packeis, wo sie nach Beute suchen. Im Herbst und Winter der Südhalbkugel breiten sich die Tiere im Südpolarmeer nach Norden aus und erreichen gelegentlich sogar die Küsten Neuseelands. Wenn Sie einen Seeleoparden in der freien Natur beobachten wollen, dann empfehlen wir Ihnen eine Expeditionskreuzfahrt zur Antarktischen Halbinsel, zum Rossmeer, den Falklandinseln oder in das Weddell-Meer. Ziele, die auch die Reedereien und Schiffe anfahren, die wir Ihnen hier auf Eisexpeditionen.de vorstellen.

Die eleganten Jäger

Der Seeleopard ist die drittgrößte Robbenhart. Sie hat den lateinischen Namen Hydrurga leptonyx. „Leopard“ – diesen Namen trägt das Tier auch wegen seines Fells. Das Fell der Seeleoparden ist von fast schwarz bis fast blau an den Flanken schattiert. Die Schnauze, die Kehle und der Bauch sind hellgrau mit dunkelgrauen und schwarzen Flecken gestreut. Schon so wirken sie wie die Leoparden Afrikas, nur eben in der Antarktis. Charakteristisch ist auch ihr langer, schlanker Körper mit den großen Vorderflossen. Sie wirken auf Menschen häufig wie Schlangen, da sie einen ähnlich großen Kopf haben – und gefährlich große Zähne. Sie sind mit dieser Körperform und diesen Angriffswerkzeugen bestens geeignet für die Jagd in der Antarktis. Sie können mit bis zu 30 km/h durch das Wasser schnellen. Dank dieser eleganten Form – oft schneller als ihre Beute.

Das Weibchen ist der Boss

Bei den Seeleoparden sind die Weibchen die gefährlicheren Tiere und geben den Ton an. Sie werden bis zu 500kg und mehr schwer und können auf eine Länge von bis zu drei Meter auswachsen. Die Männchen sind deutlich kleiner. Sie wiegen in der Regel um die 300kg. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Aufzucht und Pflege des Nachwuchses den Weibchen obliegen.

Auch wenn Seeelefanten und Walrösser größer sind als der Seeleopard, so sind doch Killerwale die einzig ernst zu nehmenden natürlichen Feinde für Seeleoparden. Insbesondere für die jungen und kranken Tiere. Gleichwohl werden Seeleoparden sich darum wenig kümmern – nur selten werden Killerwale tatsächlich einen Seeleoparden aufgrund von dessen Schnelligkeit erlegen können. Ähnlich wie die Leoparden Afrikas sind die Tiere damit in der Antarktis fast unbestrittene Jäger.

Sie machen ihrem Namen alle Ehre

Wenn wir uns einen Leoparden vorstellen, dann haben wir einen eleganten Jäger vor Augen, der mit großer Schnelligkeit und furchtlos auf seine Beute zurast und ihr keine Chance lässt. Genau das machen Seeleoparden. Forscher gehen davon aus, dass die Tiere nicht gezielt Jagd auf eine bestimmte Beute machen. Sie halten sich dort auf, wo viel Nahrung zu finden ist. Sie jagen das, was sich ihnen anbietet. Seeleoparden sind echte Opportunisten. Sie erbeuten Krill und Fische, aber mit Vorliebe machen sie Jagd auf Pinguine, Seevögel und auch junge Robben anderer Arten.

Und Obacht: Seeleoparden sind auch für den Menschen gefährlich. Es ist zwar selten, dass sie einen Menschen angreifen. Belegt ist die Tötung eines Forschers, der in antarktischen Gewässern schnorchelte und von einem Seeleoparden totgebissen wurde. Sie sind eben die Jäger in diesen Regionen, in der der Mensch nur Besucher ist. Keine Sorge: Auf allen Expeditionskreuzfahren, die wir hier vorstellen, hat Sicherheit oberste Priorität. Sie werden Seeleoparden bewundern, aber nicht fürchten müssen.

Ein anderes besonderes Merkmal der Seeleoparden ist ihr berühmter Ruf. Der tieffrequente Ruf der Seeleoparden ist besonders kräftig. Der Jäger der Antarktis lässt alle wissen, er ist da. Er herrscht, wo sie nur Besucher sind. Und die Pinguine sollen in Angst und Schrecken versetzt werden, um unkontrolliert zu handeln und Fehler zu begehen. Wobei das nur unsere Vermutung ist. Forscher gehen davon aus, der Ruf stehe mit dem Paarungsverhalten in Verbindung. Genau wissen sie es aber nicht.

Ein schelmisch boshaftes Lächeln

Wenn Kinder Bildern von Seeleoparden sehen, sagen sie oft: „Guck mal, die Robbe lächelt ja!“ In der Tat sieht es häufig so aus, als würden Seeleoparden sich besonders freuen, Menschen zu sehen. Oder das Modell eines Fotos sein zu dürfen. Aber machen Sie sich keine Illusionen: Die Natur fand es wohl passend, dass die Enden des Mauls der Seeleoparden ständig nach oben gerollt sind. Es entsteht der Eindruck des fiesen Lächelns eines Bösewichts aus Disney- oder Asterixfilmen – und genau auf diese Weise sollten Sie es verstehen. Die Tiere sind hochaggressive Jäger, die nur über eines wirklich „lächeln“: Beute.

Abstand halten an Land

Wer bei einer Anlandung auf einen Seeleoparden trifft, darf sich nicht täuschen lassen: Das Tier mag harmlos aussehen und sogar grinsen. Freut es sich über die Begegnung? Nein. Spielen wir hypothetisch, in der Realität gelten die Abstandsregeln der IAATO, eine Annäherung durch: Sie gehen langsam auf das Tier zu. Als nächstes werden Sie ein lautes Knurren hören, das ganz im Gegensatz zum Lächeln steht. Noch ein paar Schritte näher, und das Knurren wird verschwinden, während das Tier Sie böse angreift.

An Land sind Seeleoparden außerhalb ihres Lebensraumes, in dem Sie sich unbesiegbar fühlen: dem Wasser. Dort beherrschen sie die Tiefen, dort fühlen sie sich sicher. An Land können sie sich nicht schnell fortbewegen, die Umgebung wirkt wohl bedrohlich auf sie. Daher sind die Tiere hier besonders aggressiv. Aber keine Sorgen: Die erfahrenen Guides und die Verhaltensregeln der IAATO auf den hier vorgestellten Reisen sorgen dafür, dass Sie den Tieren nicht zu nahekommen. Es ist eher ein beeindruckendes Bild, die Tiere an Land zu sehen.

Die Jagd auf Pinguine

Viele unserer Leser werden schon Filme über Pinguine gesehen haben. In diesen Filmen taucht regelmäßig auch die größte Bedrohung der Tiere auf. Pinguine haben an Land keine natürlichen Feinde. Es ist das Wasser, in dem sie bedroht sind. Denn im Sommer, wenn die Jungen geschlüpft sind, wenn es Zeit wird für die Pinguine weiter zu ziehen – dann kommt die große Zeit der Seeleoparden. Nun halten sie sich in der Nähe des Eises auf und warten unter Wasser. Geduldig und erbarmungslos. Wenn ein Pinguin ins Wasser springt, wird er von dem Seeleoparden schon bei dem Sprung gepackt. Oder er wird Unterwasser in einer brutalen Hetzjagd verfolgt. Für manche Pinguine ist es eine effektive Methode, sich dann tot zu stellen, wenn sie keine Chance mehr haben.

Der Hintergrund dazu ist grausam und dürfte für viele Menschen leicht vergleichbar sein. Haben Sie schon einmal eine Hauskatze beobachtet, die eine Maus fängt? Dann wissen sie, dass sie mit ihrer Beute gerne spielen. Sie lassen sie wieder los, jagen sie, hauen auf sie drauf, lassen sie wieder los usw. So kann es stundenlang gehen. Genau ein solches Verhalten, sind sich Forscher sicher, zeigen auch Seeleoparden mit Beute. Sie jagen Pinguine, bis diese in die Nähe des Eises gelangen, schneiden ihnen den Weg ab, treiben sie zurück ins tiefe Wasser, jagen sie wieder. Genau deswegen kann es für Pinguine effektiv sein, sich tot zu stellen: Dann verlieren die Seeleoparden ihren Spaß. Wenn sie keinen Hunger haben, lassen sie vom Pinguin ab.

Die Pinguine, die kein Glück haben, erleiden ein trauriges Schicksal. Sie werden von den mächtigen Zähnen der Seeleoparden gepackt und gehäutet, indem der Seeleopard mit seinen Schneidezähnen die Haut ergreift und den Vogel schüttelt, bis die Haut abreißt.

Die sanfte Seite

Und doch gibt es so viele großartige Fotos von Seeleoparden – sogar aus der Nähe unter Wasser. Warum? Eine wissenschaftliche Logik gibt es hier nicht. Erfahrene Fotografen haben es geschafft, den Seeleoparden unter Wasser nahe zu kommen, ohne von ihnen angegriffen zu werden. Berühmt ist die Geschichte des National-Geographic-Fotografen Paul Nickeln. Er tauchte in die antarktischen Gewässer, um Seeleoparden zu fotografieren. Dabei traf er auf ein Weibchen, das ihm nicht feindlich gesinnt war. Im Gegenteil das Tier sah wohl in ihm einen jungen, hilflosen Seeleoparden. Es begann, ihn „füttern“ zu wollen, und brachte ihm tote und lebende Pinguine, die er selbst jagen sollte. So entstanden fantastische, einzigartige Aufnahmen. Und es zeigte sich die sanfte Seite eines Tieres, das einen bösartigen Ruf hat.

Die Aufzucht der Kleinen

Damit sind wir auch schon bei der Frage, wie Seeleoparden ihren Nachwuchs aufziehen. Und wann und wo.

Forscher müssen hier offen einräumen. Wir wissen über das Sozial- und Brutverhalten dieser Art viel weniger als bei anderen antarktischen Arten. Seeleoparden sind Einzelgänger, die mit anderen Artgenossen oft nicht gut auskommen. Zwar ist zu beobachten, dass sie häufig zu zweit oder dritt jagen. Das hat jedoch weniger mit dem Gefühl einer Gemeinschaft zu tun als mit dem Vorteil, so Pinguine und andere Beutetiere in die Enge zu treiben.

Männchen sind im Alter von 3-6 Jahren geschlechtsreif und Weibchen im Alter von 2-7 Jahren. Paarungen wurden in der freien Wildbahn noch nie beobachtet – zum Leidwesen vieler Forscher.

Offenbar jedenfalls pflanzen sich die Seeleoparden auch seltener fort als andere Robbenarten. Geschätzt wird, das rund 50% der ausgewachsenen Seeleoparden sich jährlich fortpflanzen, was eine geringe Reproduktionsrate bei antarktischen Tieren bedeutet. Die Jungen werden hauptsächlich im November im Packeis geboren und dort für rund einen Monat von den Weibchen gesäugt. Die Männchen „verdrücken“ sich wohl recht schnell von den Jungen- und Stillplätzen bzw. kommen dort erst gar nicht mit hin. Kein Wunder daher, dass die Weibchen die „Bosse“ sind, wenn die ganze Arbeit an ihnen hängt.

Selbst neugeborene Welpen haben schon nach kurzer Zeit die spezifische Form der älteren Artgenossen. Sie wiegen schon bald nach ihrer Geburt 30kg bei einer Länge von mehr als einem Meter. Die Welpen werden auf Eisschollen, großen Eisbrocken, geboren und in kleinen Schneelöchern gehalten, die die Weibchen während ihrer Trächtigkeit ausgraben. Hier säugt die Mutter den Welpen und bringt ihm schließlich bei, in den reichlich vorhandenen antarktischen Gewässern zu jagen.

Bedrohung durch den Menschen

Wegen ihres Fleisches wurden Seeleoparden von Menschen früher konsequent gejagt und gefährdet. Ihre genaue Zahl heute ist schwer abschätzbar, da die Tiere nicht an Land in großen Kolonien leben. Wichtig ist ihr Schutz: Durch das Übereinkommen zur Erhaltung der Antarktischen Robben aus dem Jahr 1972 ist die Zahl der Tötungen durch den Menschen auf 12.000 jährlich begrenzt. Die Tiere gelten heute nicht mehr als unmittelbar von der Ausrottung bedroht.

Möchten Sie Seeleoparden in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten, der Antarktis? Dann sprechen Sie uns an. Wir von Eisexpeditionen.de freuen uns, mit Ihnen Ihre perfekte Expeditionskreuzfahrt zu planen.

Ihr Team von Eisexpeditionen, Ihr Spezialist, wenn es um Expeditionskreuzfahrten geht!
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